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- VON NADA WEIGELT

BERLIN (dpa) Die geplante große Koalition will nach den Worten der amtierende­n und wohl auch künftigen Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters die Kulturpoli­tik neu ausrichten. Museen, Theater und Initiative­n sollen auch in der Region stärker gefördert, kulturelle Angebote leichter zugänglich werden. Sogar ein Einstieg in den kostenfrei­en Eintritt zu wichtigen Kultureinr­ichtungen ist geplant. Auch die Auswärtige Kultur- und Bildungspo­litik soll ausgebaut werden.

„Wir denken, dass Kultur eine fundamenta­le Bedeutung als Brückenbau­erin in einer zunehmend heterogene­n Gesellscha­ft hat“, sagte die 56-jährige CDU-Politikeri­n. „Nur wer seine eigenen Wurzeln und Werte kennt, kann auch dem Anderen und Fremden Raum geben, ohne sich bedroht zu fühlen.“

Grütters war in dem wochenlang­en Ringen um einen Koalitions­vertrag die Verantwort­liche der CDU für die Kulturpoli­tik. In dem Papier sprechen sich die möglichen Regierungs­partner für einen „kooperativ­en Kulturföde­ralismus“aus. „Der Bund wird nicht an die Stelle von Ländern und Kommunen treten, aber er wird noch nachhaltig­er die Kulturarbe­it in den Regionen mit einem neuen Programm unterstütz­en“, kündigte Grütters an.

Zur besseren Abstimmung soll das zweimal jährlich stattfinde­nde Spitzenges­präch zwischen Bund, Ländern und Kommunen ausgebaut und weiterentw­ickelt werden. „Auf diese Weise bekennt sich der Bund zu seiner kultur- und medienpoli­tischen Verantwort­ung, um die zur Verfügung stehenden Bundesmitt­el noch gezielter einzusetze­n“, so Grütters. Die Kulturhohe­it liege aber weiter bei den Ländern.

Ausdrückli­ch festgeschr­ieben wird die Absicht, den Eintritt ins künftige Humboldt Forum kostenlos zu machen. Diese Regelung für das ambitionie­rte Kulturzent­rum im rekonstrui­erten Berliner Schloss soll erprobt und bei Erfolg später möglichst auch auf andere Einrichtun­gen übertragen werden.

„Die Kultureinr­ichtungen sind ja kein Selbstzwec­k, sondern dienen dem Publikum. Einnahmeau­sfälle müssten dann kompensier­t werden“, sagte die CDU-Politikeri­n und verwies auf das Beispiel des Folkwang Museums in Essen. Seit dort der Eintritt durch die Förderung eines Sponsors kein Geld mehr koste, hätten sich die Besucherza­hlen mehr als verdoppelt.

Eigens genannt wird der Bau eines Freiheits- und Einheitsde­nkmals sowohl in Berlin wie auch in Leipzig. Das seit mehr als zehn Jahren geplante Projekt liegt in Leipzig nach einem gescheiter­ten Anlauf ganz auf Eis, in Berlin ist vorerst kein Baufortsch­ritt zu sehen.

Zudem soll nach dem Willen der Koalitionä­re die Aufarbeitu­ng des kolonialen Erbes ein eigener Schwerpunk­t werden. Als Anlaufstel­le ist das Deutsche Zentrum Kulturgutv­erluste in Magdeburg vorge- sehen, das auch für die Aufklärung von NS-Kunstraub zuständig ist.

Zur geplanten Reform der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz heißt es unmissvers­tändlich, die Institutio­n solle „strukturel­l an die Anforderun­gen eines modernen Kulturbetr­iebs mit internatio­naler Ausstrahlu­ng“angepasst werden.

Für die Auswärtige Kultur- und Bildungspo­litik, die im Außenminis­terium angesiedel­t ist, ist eine Erhöhung der Mittel geplant. Der härtere globale Wettbewerb um Köpfe, Ideen und Werte verdeutlic­he, wie wichtig diese Aufgabe für das Ansehen Deutschlan­ds in der Welt sei.

Der Leiter der Kultur- und Kommunikat­ionsabteil­ung im Außenminis­terium, Andreas Görgen, hob in einem Tweet hervor, dass erstmals die kulturpoli­tische Arbeit im In- und Ausland zusammenge­dacht werde. „Kooperatio­n statt Repräsenta­tion in #Wissenscha­ft, #Bildung und #Kultur essentiell für die internatio­nale #Zusammenar­beit“, schrieb er.

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FOTO: DPA Goethe-Institut in Mus cat (Oman).

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