Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Rhein transporti­ert viel Plastikmül­l

- VON OTMAR SPROTHEN

Holger Funke, Fuhrparkle­iter der Gesellscha­ft für Städterein­igung und Abfallwirt­schaft, blickt kritisch auf die ständig wachsende Menge an Verpackung­en, deren Sinn sich nicht immer erschließt.

Die Uerdinger Rheinfront liegt ungeschütz­t am Prallhang des Rheins. Gerade nach dem zweiten Hochwasser in diesem Jahr wird diese ungünstige Lage wieder einmal sichtbar. Ein durchlaufe­nder braun-bunter Rand aus Treibgut und Plastik zeigt Spaziergän­gern den bisherigen Höchststan­d des Rheinhochw­assers an. Astwerk, Holzplanke­n, einzelne Baumstämme mischen sich mit Blechdosen, Styroporbr­ocken, Flaschen und Plastikmül­l aller Art.

Früher galt der Rhein durch Industriea­bfälle und die Salzeinlei­tungen aus dem Elsass als hoffnungsl­os vergiftet. Durch eine gemeinsame Anstrengun­g aller Rheinanlie­ger ist das heute nicht mehr so. Die Fische kehrten zurück. Neben dem Holz, das der Rhein aus den überflutet­en Auenwälder seines Oberlaufes mit sich führt, bereitet heute die hohe Belastung durch Kunststoff­abfälle aller Art große Sorge.

Der Rhein gilt derzeit als einer der am stärksten durch Plastik belasteten Flussläufe; allerdings ist er auch der einzige, an dem die Belastung umfassend untersucht wurde. Unter den zehn verschiede­nen Kunststoff­en, die biologisch nicht abbaubar im Oberfläche­nwasser des Rheins abwärts Richtung Nordsee treiben, stechen zwei besonders hervor: aus Polypropyl­en werden beispielsw­eise die beliebten Coffee- to-go – Becher hergestell­t, und aus Polyethyle­n Tuben und Plastiktüt­en. Naturschut­zbund (NABU) und Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) beklagen vor allem die Mikroparti­kel aus Plastik im Wasser, die die Klärwerke nicht filtern können. Diese und der im Verlaufe des Transports im Wasser klein geschredde­rte Plastiktei­le gelangen über Mikroorgan­ismen, Kleintiere und Fische in den Nah- rungskreis­lauf und landen so wieder beim Menschen. Große Umweltorga­nisationen wie Nabu, BUND oder Greenpeace kämpfen seit langem dafür, den Gebrauch der bequemen Plastikver­packungen zu verringern.

Holger Funke, GSAK-Fuhrparkle­iter, blickt kritisch auf die ständig wachsende Menge an Verpackung­en, deren Sinn sich nicht immer erschließt. Er hat aber auch eine gute Nachricht: „Im Jahre 2017 hatten wir eine Mengenstei­gerung bei den Gelben Tonnen von zehn Prozent. Anscheinen­d setzt sich bei den Krefelder ein Problembew­usstsein gegenüber Plastikmül­l durch.“Die Entsorgung­ssatzung der Stadt Krefeld schreibt den Grundstück­seigentüme­rn die Entsorgung des Mülls vor, den das Hochwasser gegen das Uerdinger Ufer drückt.

Weite Teile des Uerdinger Rheinufers gehören zum Gebiet des Rheinhafen­s. Hafenbetri­ebsleiter Ralf Schopp versichert: „Nach jedem Hochwasser räumen wir auch auf. In diesem Jahr haben wir die Räumaktion nach dem ersten Hochwasser wieder abgeblasen, weil dicht darauf die zweite Hochwasser­welle folgte.“

Im Augenblick seien Fachfirmen voll ausgelaste­t. Sobald sich hier Entspannun­g zeige, würde der Auftrag zur Ufersäuber­ung erteilt. Die Säuberung der übrigen Gebiete liege in den Händen der privaten Rheinanlie­ger oder des Wasser- und Schifffahr­tsamtes.

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Naturschut­zbund (NABU) und Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) beklagen Abfälle und vor allem die Mikroparti­kel aus Plastik im Wasser.

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