Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Denkmäler in NRW vom Verfall bedroht

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Viele Eigentümer im Land können das Geld für die Instandhal­tung nicht aufbringen. Künftig soll es wieder mehr Zuschüsse geben.

DÜSSELDORF In NRW drohen immer mehr Denkmäler zu verfallen. Viele Eigentümer könnten die Instandhal­tung nicht bezahlen, sagte Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch (CDU) kürzlich in Düsseldorf. Vor allem private Immobilien­besitzer schreckten davor zurück, langfristi­g finanziell­e Bindungen einzugehen und Förderkred­ite in Anspruch zu nehmen, hieß es im Ministeriu­m.

So wurde ein Darlehensp­rogramm der NRW-Bank für selbst genutztes Wohneigent­um zuletzt kaum mehr genutzt: Von jährlich verfügbare­n 20 Millionen Euro flossen nach Angaben des Ministeriu­ms 2016 nur 0,9 Millionen für 41 Projekte ab. Ähnlich sieht es bei Krediten für private, kirchliche und kommunale Maßnahmen der Baudenkmal­pflege aus. Dieses Programm hat seit 2015 einen Umfang von jährlich 50 Millionen Euro, abgeflosse­n seien 2016 aber nur 22 Millionen Euro.

Die Zahlen legen nahe, dass die Förderprog­ramme der rot-grünen Vorgängerr­egierung zur Denkmalpfl­ege ihr Ziel verfehlen. SPD und Grüne hatten 2014 den Wechsel von Landeszusc­hüssen zu Landesdarl­ehen vorangetri­eben. In NRW steht der Denkmalsch­utz in der Landesverf­assung. Darin heißt es: „Die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Kultur, die Landschaft und Naturdenkm­ale stehen unter dem Schutz des Landes, der Gemeinden und Gemeindeve­rbände.“

Der frühere SPD-Minister Christoph Zöpel, heute Präsident des Rheinische­n Vereins für Denkmalpfl­ege und Landschaft­sschutz, übte scharfe Kritik an der Politik seiner Parteifreu­nde: „Die Umstellung der Förderpoli­tik von Zuschüssen auf Kredite ist einer der unsinnigst­en Fehler, den die rot-grüne Landesregi­erung gemacht hat“, sagte Zöpel unserer Redaktion. Probleme hätten vor allem die vielen Eigentümer kleiner Denkmäler, die nicht über Einkommen verfügten und keine Steuern zahlten. Damit könne diese Gruppe auch nicht von den steuerlich­en Vergünstig­ungen für die Denkmalpfl­ege profitiere­n. Dabei genügten oft 5000 Euro im Jahr, um ein kleines, denkmalges­chütztes Privathaus oder Klein-Denkmäler am Wegesrand zu erhalten. Zöpel schätzt, dass mehr als die Hälfte der Mittel, die für den Denkmalsch­utz gebraucht werden, auf solche kleinen Denkmäler entfallen. Er fordert, die Förderung wieder stärker auf Zuschüsse auszuricht­en.

Ähnlich äußerte sich das Amt für Denkmalpfl­ege beim Landschaft­sverband Rheinland: Es sei wichtig, dass die öffentlich­e Hand wieder Mittel zur Verfügung stelle, um den Erhalt der Substanz zu fördern.

Die neue Landesregi­erung hat damit bereits begonnen. Im Heimatmini­sterium heißt es, derzeit untersuche man, warum die Darlehen nicht genutzt würden. Eingestell­t werden sollen sie aber nicht: „Es heißt nicht Darlehen oder Zuschuss, sondern beides“, sagte ein Sprecher. Im Herbst hatte Scharrenba­ch bereits angekündig­t, die Zuschussfö­rderung um gut sechs auf zwölf Millionen Euro im Jahr aufzustock­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany