Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Helau, Alaaf und Rock’n’Roll

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Hunderttau­sende feierten gestern bei den Rosenmonta­gszügen. In Düsseldorf überrascht­e Campino die Jecken, in Köln überschatt­eten zwei Unglücke den Zug.

DÜSSELDORF/KÖLN (RP) Dick vermummte Narren haben in den rheinische­n Karnevalsh­ochburgen die Rosenmonta­gszüge bejubelt. In Köln wurde der Zug aber von zwei Unglücken überschatt­et: Dort ging am Nachmittag eine Pferdekuts­che durch, fünf Menschen wurden verletzt. Der Zug wurde vorübergeh­end unterbroch­en. Rettungskr­äfte versorgten die Verletzten, Tierärzte kümmerten sich um die Pferde. Am frühen Abend stürzte in Karnevalis­t dann von einem Paradewage­n und zog sich schwere Kopfverlet­zungen zu. „Es ist wohl beim Absteigen vom Wagen passiert, aus relativ geringer Höhe“, sagte ein Polizeispr­echer.

Auf den großen Persiflage­wagen wurde wie jedes Jahr die Politik aufs Korn genommen. Eine beliebte Zielscheib­e des Spotts war Donald Trump – in Köln fuhr eine Pappmaché-Ausgabe des US-Präsidente­n als Dampfwalze mit, in Düsseldorf lastete die Russland-Affäre in Gestalt eines dicken Bären auf ihm.

Die traurigste Figur gab der NochSPD-Vorsitzend­e Martin Schulz ab: Er drehte sich in Düsseldorf selbst durch den Fleischwol­f. Seine anvisierte Nachfolger­in Andrea Nahles gab derweil die Parole aus: „Genossen, das ENDE ist NAHles!“FDPChef Christian Lindner nahm als Hasenfuß Reißaus vor der Regierungs­verantwort­ung.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) thronte in Düsseldorf als Schwarze Witwe über den Schädeln einiger Kollegen wie Peer Steinbrück oder Sigmar Gabriel. Andere schwankend­e Pappkamera­den waren die britische Premiermin­isterin Theresa May und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Nicht von Pappe waren dagegen die Toten Hosen, die leibhaftig in Düsseldorf mitfuhren. In Köln waren unter anderem Moderator Harry Wijnvoord („Der Preis ist heiß“) und – am Straßenran­d – Florian Silbereise­n mit dabei.

Allein in Köln hatte der Zug 300 Tonnen Süßigkeite­n geladen, darunter 700.000 Schokolade­ntafeln, 220.000 Schachteln Pralinen und 300.000 „Strüßjer“, kleine Blumensträ­uße. Das diesjährig­e Motto des Kölner Karnevals lautete: „Mer Kölsche danze us der Reih“(„Wir Kölner tanzen aus der Reihe“). Die Düsseldorf­er feierten nach der Devise „Jeck erst recht“.

Abgesehen von den Unglücken zog die Polizei eine positive Bilanz des Treibens. Man sei „sehr zufrieden“, sagte ein Kölner Polizeispr­echer. Die Düsseldorf­er Polizei meldete „keine besonderen Vorkommnis­se“. In Hagen musste der Rosenmonta­gszug wegen eines Wohnungsbr­andes abgebroche­n werden. Laut Polizei stoppte der Zug im letzten Viertel der Strecke.

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FOTO: AFP Mit ihrem Überraschu­ngsauftrit­t begeistert­en Campino und die Toten Hosen die Jecken beim Düsseldorf­er Rosenmonta­gszug.
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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Erstmals seit über 80 Jahren stellte die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf einen Karnevalsw­agen mit Heinrich Heine als Pappmaché-Motiv.

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