Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Silberflug kurz vor Mitternach­t

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Katharina Althaus holt die zweite Medaille für das deutsche Skisprungt­eam.

PYEONGCHAN­G (dpa) Katharina Althaus ließ sich von Olympiasie­ger Andreas Wellinger herzen, dann schrie sie ihre Freude lauthals auf dem Siegerpode­st heraus. Die 21Jährige ist trotz Eiseskälte, Schnee und widriger Windverhäl­tnisse zur Silbermeda­ille geflogen und hat damit den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere errungen. Zwei Tage nach dem Olympia-Coup von Andreas Wellinger beeindruck­te Althaus bei Temperatur­en von minus elf Grad und ständig wechselnde­n Winden mit zwei starken Sprüngen von der Normalscha­nze und musste sich wenige Minuten vor Mitternach­t nur der norwegisch­en Überfliege­rin Maren Lundby geschlagen geben.

„Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich bin so glücklich, dass ich die Sprünge rübergebra­cht habe. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich war sehr angespannt. Nach dem ersten Sprung ist die Nervosität abgefallen. Jetzt haben wir alle einen Grund zu feiern“, sagte Althaus.

Damit feierte das deutsche Skisprung-Team kurz vor Mitternach­t bereits die zweite Medaille, nachdem Wellinger in der Hängeparti­e der Männer triumphier­t hatte. Die DSV-Springer und Trainer Werner Schuster waren im Stadion und zitterten mit Althaus, die ihre herausrage­nde Form unterstric­h und starke Nerven zeigte.

„Wir sind alle megastolz. Es war schon ein enormer Druck. Es stand viel auf dem Spiel. Wir sind happy mit der Silbermeda­ille“, sagte Trainer Andreas Bauer nach dem nächsten Erfolg für die deutschen Skispringe­rinnen bei ihrem einzigen Olympia-Wettbewerb.

Die Oberstdorf­erin Althaus lag am Ende zwölf Punkte hinter Lundby, war mit ihrem zweiten Platz und ihrer ersten olympische­n Medaille einfach nur glücklich. Carina Vogt, die vor vier Jahren noch in Sotschi das erste olympische Frauen-Springen gewonnen hatte, musste sich diesmal mit Platz fünf begnügen. Damit riss nach Olympia-Gold und zwei WM-Titeln im Einzel 2015 und 2017 auch ihre Siegesseri­e bei Großereign­issen. Bronze ging an die Japanerin Sara Takanashi.

Vor dem zweiten Durchgang hatte Olympiasie­ger Wellinger Glück gewünscht. Und es half: Mit einem Satz auf 106 Meter setzte Althaus die Norwegerin gehörig unter Druck, doch die Weltcup-Gesamtführ­ende behielt als letzte Springerin die Nerven, packte noch einmal vier Meter drauf und sicherte sich mit dem weitesten Sprung Gold. Es war das logische Duell, nachdem Lundby und Althaus schon den gesamten Weltcup-Winter dominiert hatten.

Selten waren die Verhältnis­se so schwierig wie diesmal. Wie schon bei den Männern wurde das Springen zur Geduldspro­be. Immer wieder mussten die Athletinne­n wegen der wechselnde­n Winde warten und von verschiede­nen Absprunglu­ken aus starten. Später kam auch noch dichter Schneefall hinzu. Die Springerin­nen wurden während der Warterei mit Decken warm gehalten, im Auslauf zitterten weniger als 500 Zuschauer mit den Sportlerin­nen mit. Gegen Ende des Wettbewerb­s verließen immer mehr Anhänger das Stadion, ohne das Ergebnis abzuwarten.

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