Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Banken nehmen Gebühren für Münzen

- VON MAXIMILIAN KRONE

Banken verlangen teils hohe Gebühren für das Kleingeld der Kunden. Sie begründen das mit einer EU-Verordnung von 2015. Verbrauche­rschützer werfen ihnen Gebührensc­hneiderei vor und fordern eine kostenlose Einzahlung für Kinder.

DÜSSELDORF Lange Schlangen an den Kassen des Supermarkt­es, und der Kunde ganz vorne zahlt auf den Cent genau. Ärgerlich, besonders, wenn man es eilig hat. Dennoch dürfte jeder das Problem kennen, wenn das Portemonna­ie mal wieder randvoll mit Kleingeld ist und die Frage aufkommt: Wohin damit?

Früher ging es mit der Geldbörse oder dem Sparschwei­n zur nächsten Bankfilial­e, in der eine Maschine laut rüttelnd das Münzgeld sortierte und zählte. Inzwischen schaut das vielfach anders aus. Besonders, nachdem die Europäisch­e Union neue Vorgaben für die Banken erließ. Seit 2015 sind sie dazu verpflicht­et, eingezahlt­es Münzgeld auf Echtheit zu prüfen. Für die Geldhäuser bedeutet das nach deren Angaben einen erhebliche­n Mehraufwan­d. Genaue Zahlen nennen die Institute allerdings nicht. Viele Banken haben Münzzähl-Maschinen abgeschaff­t und erheben seitdem vielfach eine Gebühr für Hartgeld-Einzahlung­en, die bei bis zu 7,50 Euro liegt.

Verbrauche­rschützer werfen einigen Banken jedoch vor, sie nutzten die Gebühren in Zeiten niedriger Zinserträg­e als neue Einnahmequ­elle. Beispielsw­eise die genossensc­haftliche BBBank in Baden-Württember­g. Sie verlangte pro Einzahlung eine pauschale Gebühr von 7,50 Euro. Dies sei rechtswidr­ig, entschied Anfang Dezember 2017 das Landgerich­t in Karlsruhe (Az.: 10 O 222/17). Im Urteil heißt es, dass die Gebühr nicht über die Kosten hinausgehe­n dürfe, die der Bank für die Einzahlung und Prüfung der Münzen entstünden. Geklagt hatte die dortige Verbrauche­rzentrale.

Auch in Nordrhein-Westfalen erheben Banken und Sparkassen zum Teil Gebühren fürs Geldeinzah­len (siehe Grafik). Stephanie Heise, Finanzexpe­rtin der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen, hat dafür nur bedingt Verständni­s. „Es ist nicht in Ordnung, durch überzogene Entgelte Finanzlöch­er der Banken zu stopfen“, sagt sie. Sie räumt aber ein, dass bei den Banken durch die EU-Verordnung von 2015 ein enormer finanziell­er Aufwand entstanden sei. Die Stadtspark­asse Düsseldorf beziffert den Investitio­nsaufwand für die Echtheitsp­rüfung von Münzen für eine mittelgroß­e Sparkasse auf etwa 400.000 Euro.

„Der Gesetzgebe­r schießt über das Ziel hinaus“, sagt Heise. Im Jahr 2014, also im Jahr vor Inkrafttre­ten der EU-Verordnung, wurden laut Bundesbank 46.000 gefälschte Münzen entdeckt, der Schaden belief sich auf rund 81.000 Euro deutschlan­dweit. Heise: „Ob die EU-Regelung angesichts solcher vergleichs­weise niedriger Schadenssu­mmen zielführen­d war, bezweifle ich.“

Nicht jede Bank hat die kostenfrei­e Münzgeld-Einzahlung abgeschaff­t, das zeigt eine Anfrage unserer Redaktion bei 28 in NordrheinW­estfalen tätigen Instituten. Die Angebote variieren dabei von einer kostenfrei­en Einzahlung (etwa bei der Commerzban­k) bis zu einer Gebühr von 7,50 Euro für Privatkund­en (bei der Stadtspark­asse in Düsseldorf).

Viele Banken bieten zudem spezielle Konditione­n für minderjähr­ige Kunden. Diese zahlen häufig nichts für die Einzahlung von Münzen. Am Weltsparta­g haben fast alle die Möglichkei­t, ihr Münzgeld kostenfrei abzugeben. Der Inhalt des klassische­n Sparschwei­ns kann somit weiterhin meist ohne Probleme und Kosten zur Bank gebracht werden. Ähnlich schaut es für Kirchengem­einden und wohltätige Vereine aus. Auch sie zahlen entweder keine Gebühren oder, auf Basis individuel­ler Absprachen, ein geringeres Entgelt als andere Kunden.

Wer jedoch regelmäßig viel Münzgeld zur Bank bringen möchte, hat es schwer. Viele Banken bieten eine kostenlose Einzahlung nur bis zu einer bestimmten Anzahl von Münzen. So werden für bis zu 50 Münzen pro Tag vielfach keine Gebühren erhoben, für jede Münze darüber hinaus entstehen aber Kosten. Verbrauche­rschützeri­n Heise rät daher dazu, sich genau über die verschiede­nen Angebote der Banken zu informiere­n. Für gemeinnütz­ige Vereine und Kinder fordert sie, dass Münzeinzah­lungen generell kostenfrei sein sollten.

Auch die Bundesbank nimmt Kleingeld von Kunden in ihren Filialen entgegen. Dort wird das Münzgeld kostenlos gegen Scheine getauscht. NRW-Filialen der Bundesbank gibt es in Düsseldorf, Essen, Köln, Dortmund, Bochum, Hagen und Bielefeld.

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