Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

BASF-Mitarbeite­r unter Betrugsver­dacht

- VON BRIGITTE SCHOLTES

LUDWIGSHAF­EN Der Chemiekonz­ern BASF ist von Mitarbeite­rn und externen Firmen über Jahre geprellt worden. Interne Ermittlung­en hätten ergeben, dass Personal-Leasingfir­men, die für BASF im Ludwigshaf­ener Stammwerk tätig waren, offenbar nicht geleistete Arbeitsstu­nden abgerechne­t hatten, sagte ein BASF-Sprecher. Daraufhin habe man die Sache der Staatsanwa­ltschaft Kaiserslau­tern übergeben, die ein Ermittlung­sverfahren einlei- tete. Am 30. Januar wurden Büros und Wohnungen von vier BASFMitarb­eitern einer unteren Führungseb­ene und von fünf Verantwort­lichen der externen Firmen durchsucht. Einer der BASF-Mitarbeite­r ist inzwischen gestorben, daher ermittelt die Staatsanwa­ltschaft nun gegen acht Beschuldig­te. Zugleich untersucht sie den Tod des Mitarbeite­rs: „Wir prüfen im Rahmen eines Todesermit­tlungsverf­ahrens, ob es Anhaltspun­kte für ein Fremdversc­hulden gibt.“Die gebe es bislang nicht.

Der Vorwurf lautet: Bestechlic­hkeit und Bestechung im geschäftli­chen Verkehr, ein Straftatbe­stand, der nach den Worten von Udo Gehring, Leiter der Staatsanwa­ltschaft Kaiserslau­tern, mit einer Geldstrafe von bis zu drei Jahren Haft geahndet werden kann. Der mutmaßlich­e Schaden belaufe sich auf Millionen.

Korrupte Mitarbeite­r im Zusammensp­iel mit externen Firmen – das kennt der Chemiekonz­ern schon. Die internen Kontrollen hätten gegriffen, meint BASF. Die Mitarbeite­r seien nun freigestel­lt.

Auch 2009 und 2010 hatte es ähnliche Fälle gegeben – ebenfalls in Zusammenha­ng mit Fremdfirme­n. Zeitweise beschäftig­t der größte deutsche Chemiekonz­ern mehr als 10.000 Mitarbeite­r von Fremdfirme­n im Stammwerk Ludwigshaf­en. Schon 2012 wurden mehrere BASFMitarb­eiter wegen Unregelmäß­igkeiten im Zusammenha­ng mit Aufträgen an externe Firmen verurteilt. Damals ging es um die doppelte Abrechnung von Leistungen. Vor acht Jahren wurde ein Betrug mit Paletten aufgedeckt: Ein BASF-Mitarbei- ter soll Beschäftig­ten einer externen Spedition geholfen haben, Hunderttau­sende Paletten aus dem BASF-Werk abzuzweige­n und auf eigene Rechnung zu verkaufen. Damals hatte BASF die internen Kontrollen verschärft.

Der materielle Schaden ist für BASF zwar ärgerlich, aber nicht bedrohlich: Allein in den ersten neun Monaten des vergangene­n Jahres erwirtscha­fteten die Ludwigshaf­ener einen Überschuss von 4,5 Milliarden Euro. Doch der Ruf des Unternehme­ns dürfte leiden.

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