Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mozart als derber Spaß

- VON ARMIN KAUMANNS

Im Theater Aachen spielt die Oper „Don Giovanni“im Museum.

AACHEN Joan Anton Rechi beamt Mozarts „Don Giovanni“fürs Theater Aachen zwischen lauter nackte Männer. Der Schürzenjä­ger findet sich im Museum bei einer schicken Vernissage wieder, an den Wänden Dürers noch relativ züchtiger „Adam“neben weitaus deutlicher­en Entblößung­en in Öl, ein Raum weiter erotische Antiken in Marmor. Alles dreht sich ums Geschlecht und – dank der Drehbühne von Gabriel Insignares – um sich selbst in dieser äußerlich provokante­n Inszenie- rung des Regisseurs aus Andorra. Das Aachener Publikum fand das ziemlich einhellig unterhalts­am.

Rechi erlaubt sich mit der hehren Vorlage manchen derben Spaß, der ein ums andere Mal knapp am Klamauk vorbeischr­appt. So darf der vom Titelhelde­n mit einem AdonisHaup­t erschlagen­e Komtur während des ersten Akts als Untoter die Liebeständ­eleien der beteiligte­n Paare behindern. Er ist dazu mit einer Art polynesisc­hem Federschmu­ck bekränzt und mit Sonnenbril­le maskiert. Als Don Giovanni findet sich Haus-Bariton Hrólfur Saemundsso­n im hippen T-Shirt wieder und auf den vielen Stufen und Erkern des Museums gut zurecht. Er singt passabel, mit etlichen Zwischentö­nen und in fröhlichem Einvernehm­en mit dem Leporello von Woong-jo Choi. Und endet, nach einem ziemlich düsteren, wenig inspiriert­en zweiten Akt, als Kunstwerk in der Ausstellun­g. Dazu dürfen die Opfer des sehr körperlich­en Freigeiste­s das Happy End anstimmen und sich nach schöner Komödien-Manier paarweise kriegen.

Rechi modelliert plastische Figuren, auch wenn sie irgendwie einsam wirken in all dem optischen Gewimmel. Suzanne Jerosme singt eine keusche Zerlina, Netta Or legt die Donna Elvira herb und differenzi­ert an, Katharina Hagopians Sopran kommt in der Donna-AnnaPartie an Grenzen. Interims-GMD Justus Thorau versteht seinen Mozart forsch, wenig feinsinnig, das Sinfonieor­chester Aachen hat Licht und Schatten. Besonders gefällt das Hammerklav­ier für die lebendigen Rezitative. Amüsant.

am 17. Februar, 4., 9., 16., 18. März, 6., 19. April, 13., 16. Mai, 4., 7. Juli www.theateraac­hen.de

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FOTO: WIL VAN IERSEL Don Giovanni (Hrólfur Saemundsso­n) setzt Zerlina zu (Suzanne Jerosme, l.); Donna Elvira (Netta Or) schaut entsetzt zu – Szene aus „Don Giovanni“in Aachen.

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