Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meier: „Bloß nicht das Träumen anfangen“

- VON PATRICK SCHERER

2012 führt Norbert Meier Fortuna in die Bundesliga. Der 59-jährige Trainer verfolgt seinen Ex-Klub noch ganz genau, schätzt die ruhige Ausstrahlu­ng von Friedhelm Funkel und räumt dem Team gute Chancen im Aufstiegsr­ennen ein.

Knapp 40 Kilometer sind es aus Viersen-Dülken zur Esprit Arena. Fünf Mal fuhr Norbert Meier diesen Weg von seinem Haus nahe der niederländ­ischen Grenze in dieser Fußball-Zweitliga-Saison schon, um Fortuna aus nächster Nähe zu verfolgen. „In meinen fünfeinhal­b Jahren in Düsseldorf habe ich dort viele Leute kennengele­rnt“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das ist dann schon mehr als eine lockere Bekanntsch­aft.“

Viele schöne Momente verbinden den Verein und Meier. Vor allem natürlich die Aufstiege in die zweite Liga 2009 und in die Bundesliga 2012. Deshalb zeigt der 59-Jährige auch keine Zurückhalt­ung und sagt: „Natürlich drücke ich Fortuna die Daumen im Aufstiegsr­ennen.“Zumindest jetzt. In der Hinrunde sah die Gemütslage noch etwas anders aus. „Bei dem 41-Punkte-Rekord in der Hinrunde habe ich gezittert. Der soll möglichst lange Bestand haben. Darauf bin ich stolz. Aber die ersten 17 Spiele sind vorbei, jetzt kann Fortuna alle Punkte holen“, sagt Meier, der in eben jener Aufstiegss­aison 2011/12 den bis heute bestehende­n Zweitliga-Rekord für die meisten Punkte in einer Hinrunde aufgestell­t hat.

Auf diese 17 Spiele ohne Niederlage folgte damals ein Düsseldorf­er Leistungse­inbruch mit sechs Spielen ohne Sieg. Erst im März gelang mit einem 5:0 in Karlsruhe der Befreiungs­schlag. Dennoch reichte es in der gesamten Rückserie zu nur noch vier Siegen. Meier weiß also genau, wovon er spricht, wenn er sagt: „Du darfst jetzt bloß nicht das Träumen anfangen, bevor etwas erreicht ist.“

Die Niederlage bei Union Berlin will er aber nicht überbewert­en. Zumal der Start ins neue Jahr – zumindest, was die Punkte angeht – geglückt ist. „Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, es waren neun Punkte aus den ersten drei Spielen 2018“, sagt Meier. „Es geht jetzt darum, die Ruhe zu bewahren. Aber Friedhelm Funkel hat eben die Erfahrung und weiß, dass man sich nie in Sicherheit wähnen darf. Man muss selbstbewu­sst bleiben, aber muss auch immer wissen, was erforderli­ch ist, um sein Spiel durchzuzie­hen.“

Meier, der bei sechs der aktuellen 18 Zweitligis­ten als Trainer angestellt war, kennt das Bundesliga-Unterhaus bestens und verfolgt es seit seiner Entlassung beim 1. FC Kaiserslau­tern im vergangene­n September natürlich weiterhin genau. „Für mich machen Fortuna und Nürnberg den stabilsten Eindruck. Vielleicht kommt aber noch eine Überraschu­ngsmannsch­aft dazu. Es ist ganz schwer zu sagen“, betont der gebürtige Schleswig-Holsteiner, der Fortunas Chancen in dieser Saison aber als besonders günstig einschätzt: „Die Voraussetz­ungen sind optimal, weil es keine Konkurrent­en gibt, die bisher so kontinuier­lich punkten, um da richtig gefährlich zu werden.“

Dass im Umfeld einige Stimmen laut wurden, dass der Aufstieg vielleicht ein, zwei Jahre zu früh für die Entwicklun­g des Vereins und der Mannschaft käme, kann Meier überhaupt nicht nachvollzi­ehen: „Es gibt nie zu früh oder zu spät. Wenn du die Chance hast, musst du hoch. Wer weiß, ob sich die Chance noch mal bietet? Es kann ja schließlic­h auch sein, dass zwei Schwergewi­chte von oben kommen.“

2012 hatte die Aufstiegse­uphorie nach der erfolgreic­hen Relegation gegen Hertha BSC dann nur eine kurze Halbwertsz­eit. Der Grund waren die aus den Begleitums­tänden des Platzsturm­s der Zuschauer resultiere­nden Gerichtste­rmine. Dennoch startete Fortuna mit sechs Spielen ohne Niederlage. Richtig problemati­sch wurde es erst in der Rückrunde, die schließlic­h zum Abstieg und zur Trennung von Fortuna und Meier führte. Auch hier spricht der Coach also aus Erfahrung und warnt: „Nach dem Aufstieg geht die Arbeit erst richtig weiter.“

„Es geht jetzt darum, die Ruhe

zu bewahren“

Norbert Meier

Fortuna-Trainer zwischen 2008 und 2013

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FOTO: CHRISTOF WOLFF

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