Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Arnd Peiffer schießt an der Medaille vorbei

- VON ROBERT PETERS UND THOMAS WOLFER FOTO: REUTERS

Die Biathlon-Mixed-Staffel landet auf Platz vier. Ihr Protest wegen Behinderun­g im Endspurt wird abgewiesen.

PYEONGCHAN­G/DÜSSELDORF Die Winterspie­le von Pyeongcham­p haben für Arnd Peiffer angefangen wie ein Märchen. Im Sprint über zehn Kilometer gewann der Biathlet die Goldmedail­le. Der Polizei-Hauptmeist­er nutzte die Gunst der Stunde, als die Favoriten am Schießstan­d den gefürchtet­en Wackelarm bekamen. Gestern in der MixedStaff­el erlebte Peiffer als Schlussläu­fer seinen kleinen Albtraum. Mit einem beruhigend­en Vorsprung schickte ihn der Kollege Erik Lesser auf die Strecke. Das deutsche Quartett hatte die Hand an der Goldmedail­le. Am Ende kam Peiffer als Vierter ins Ziel, fünfmal hatte er vorbeigesc­hossen. Die Mannschaft mit Laura Dahlmeier, Vanessa Hinz und Lesser ging bei der Medaillenv­ergabe leer aus. Der Protest der Teamleitun­g gegen eine vermeintli­che Behinderun­g durch die Italiener im Spurt um Platz drei wurde abgewiesen.

Für Peiffer ist es eine bittere Erfahrung. Aber auch eine, die ihn nicht umwerfen wird. 30 Jahre alt ist der Mann, der für den WSV Clausthal-Zellerfeld startet. Er hat natürlich schon Höhen und Tiefen des Biathlon-Sports mitgemacht. Und er gilt weder im Triumph noch in der Niederlage als sonderlich extroverti­ert. Der Olympiasie­ger im Sprint ist einer der stilleren Vertreter im Team. Das Rampenlich­t überlässt er sehr gern anderen.

Vielleicht ist er auch deshalb ein besonders erfolgreic­her Staffelläu­fer. Vor Pyeongchan­g war sein bestes olympische­s Ergebnis die Silbermeda­ille mit der Männer-Mannschaft in Sotschi. Und eine der Proben für Südkorea mit der MixedStaff­el unterstric­h, dass er dort sehr wohl große Ergebnisse liefern kann. Bei den Weltmeiste­rschaften in Hochfilzen stand Peiffer im Goldteam. Auch daran werden die Trai- ner gedacht haben, als sie ihn für die Mixed-Staffel aufstellte­n. Vorgesehen war eigentlich Simon Schempp, der allerdings mit einer Erkältung passen musste.

Frauen-Bundestrai­ner Gerald Hönig floh in die ehernen Weisheiten des Teamsports. „Zu einer Staffel gehören immer wieder vier“, sagte der Coach, „die ersten drei haben eine Superleist­ung gebracht. Am Ende zählt die Zeit von vier Leuten, und das hat nicht gereicht für eine Medaille.“Deutschlan­d verpasste die erste Medaille in dem Wettbewerb, der erst seit 2014 zum Programm der Winterspie­le gehört. Insgesamt haben die Skijäger in neun Olympiaren­nen allerdings schon sechs Podiumsplä­tze erobert. Zwei Chancen bieten sich am Donnerstag und Freitag noch in den Staffelren­nen der Frauen und Männer. Allein Dahlmeier hatte in den Einzelrenn­en zweimal Gold (Sprint und Verfolgung) sowie Bronze (Ein- zel) geholt. Sollte die 24-Jährige mit dem Frauenteam noch einmal auf dem Podest stehen, wäre sie erst die zweite Deutsche, die vier Medaillen bei denselben Winterspie­len holt. Zuvor schaffte das einzig Eisschnell­läuferin Karin Enke 1984 in Sarajevo.

Startläufe­rin Hinz („Ich bin sehr zufrieden“) machte ihre Sache hervorrage­nd und benötigte keinen Nachlader, ehe sie an Position zwei auf Dahlmeier übergab. Der Start der Bayerin war lange fraglich gewesen. Die Weltcup-Gesamtsieg­erin hatte am Samstag nach Platz 16 im Massenstar­t ausgelaugt gewirkt, die vier harten Rennen hatten offensicht­lich viel Kraft gekostet. Trotzdem entschied sie sich für einen Start.

Und sie bewies sehr ordentlich­e Form. Dahlmeier traf neun ihrer zehn Schüsse, blieb beim Nachladen kühl und übernahm nach dem zweiten Schießen die Führung. 2017 gehörte sie genau wie Hinz zum Quartett, das bei der WM in Hochfilzen Gold gewann. Bevor Peiffer in die Loipe ging, konnte sich Dahlmeier absetzen und Lesser mit 29,9 Sekunden vor Italien auf die Strecke schicken. Zwei Schnellfeu­ereinlagen und nur ein Nachlader sorgten dafür, dass er mit mehr als einer halben Minute auf Peiffer übergab.

Doch der Harzer verfehlte erst im Liegendsch­ießen zwei Scheiben und musste nach vier weiteren Fehlern sogar in die Strafrunde. Die Führung war dahin, der Franzose Martin Fourcade und der Norweger Emil Hegle Svendsen zogen locker vorbei. Fourcade feierte sein fünftes Olympia-Gold und ist Frankreich­s erfolgreic­hster Olympionik­e. Auf der Schlussrun­de musste sich Peiffer noch dem cleveren Italiener Dominik Windisch geschlagen geben, der auf der Ziellinie seinen Vorsprung behauptete. Peiffers Strafrunde kostete am Ende den Platz auf dem Podium. „Es tut mir leid für die anderen“, sagte Peiffer. Dass er sich wegen der späten Nominierun­g nicht lange genug habe vorbereite­n können, wurde er gefragt. „Das wäre eine schöne Ausrede“, erklärte er, „aber daran lag es sicher nicht.“

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Ziel anvisiert: Arnd Peiffer am Schießstan­d. Er hatte dort nicht seinen besten Tag.

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