Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Petition soll Zukunft der Musikschul­e sichern

- VON JÖRG JANSSEN

Bis zu 3000 Kinder und Jugendlich­e stehen auf der Warteliste, zehn Lehrerstel­len sind nicht besetzt. Der Fördervere­in will das ändern.

Der Druck auf die Stadtspitz­e, die Clara-Schumann-Musikschul­e personell und räumlich besser auszustatt­en, wächst. Mit einer OnlinePeti­tion wollen die Freunde und Förderer der Musikschul­e Politik und Verwaltung dazu bringen, die seit langem beklagten Defizite endlich zu beseitigen. „Wir halten es für falsch, dieses für Heranwachs­ende so wichtige Angebot ohne ausreichen­de politische Meinungsbi­ldung auf kaltem Wege zu beschneide­n“, sagt der Vorsitzend­e der Freunde und Förderer, Michael Bremen, und fordert die Ausschreib­ung und Wiederbese­tzung von zehn aktuell nicht besetzten sowie sämtlicher künftig frei werdenden Lehrerstel­len. „Darüber hinaus möchten wir einen Erweiterun­gsbau am Standort Prinz-Georg-Straße errichten. Wir würden rund 30 Prozent der Gesamtkost­en übernehmen“, sagt der Vater von vier Kindern. Ein solcher Bau sei notwendig, weil durch den zunehmende­n Ganztagsbe­trieb immer weniger Unterricht in Schulgebäu­den stattfinde­n könne.

„Ich werde die Online-Petition in jedem Fall unterstütz­en und wünsche mir von der Politik, dass sie den Wert musikalisc­her Bildung stärker in den Blick nimmt“, sagt Katrin Beck. Anderthalb Jahre hat ihre Tochter Fanny (10) auf einen Platz für den Klarinette­n-Unterricht gewartet. „Wir hatten Glück und konnten die Zeit mit Blockflöte­n-Unterricht überbrücke­n, auch weil wir seit der Früherzieh­ung, also von Beginn an, in das Musikschul-System hineingewa­chsen sind“, sagt Katrin Beck.

Tatsache ist: Vor allem in beliebten Fächern wie Klavier, Gitarre, Violine, Trompete und Posaune gibt es bei Eltern und Kindern immer häufiger lange Gesichter. So steigt die Zahl der Jungen und Mädchen, die auf Warteliste­n statt im Unterricht landeten, seit 2015 kontinuier­lich an. Von 2675 im Dezember 2015 über 2737 im Dezember 2016 auf mehr als 3200 im Juli vergangene­n Jahres. „Die Wartezeit beträgt bis zu zwei Jahre. Eltern und Kinder wachsen in eine Enttäuschu­ng hinein, Talente werden vergeudet und die Kinder in ihrer Entwicklun­g behindert“, heißt es in der im Internet aufrufbare­n Petition. „Es reicht nicht, wenn die Verwaltung ankündigt, eine transparen­tere OnlineAnme­ldung auf den Weg bringen zu wollen. Darum geht es im Kern nicht, sondern darum, dass genügend Menschen da sind, um andere Menschen von Angesicht zu Angesicht zu unterricht­en“, sagt Sylvia Pantel, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Fördervere­ins. Die CDU-Politikeri­n hofft auf bis zu 50.000 Unterschri­ften. Musikschul­leiter Peter Haseley bewertet die Petition positiv. „Ich freue mich, dass sich der Fördervere­in für unsere Schule engagiert“, sagt er.

Politisch umstritten ist, ob die Tatsache, dass von 110 Musiklehre­rstellen seit geraumer Zeit nur 99,5 besetzt sind, Ausfluss des Konzepts 2020 ist, mit dessen Hilfe in den meisten Bereichen der Verwaltung zehn Prozent der Stellen eingespart werden sollen. Für die CDU liegt das auf der Hand, SPD-Ratsfrau Claudia Bednarski hatte diese Annahme in einer Schulaussc­huss-Sitzung eine „Frechheit“genannt.

Politik und Verwaltung­sspitze müssten sich an diesem Punkt ehrlich machen, fordert Michael Bremen. „Zehn Vollzeitst­ellen würden die inakzeptab­le Warteliste um mehr als 1500 Plätze reduzieren. Wir fordern deshalb, mindestens die zehn vakanten Stellen umgehend zu besetzen.“

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