Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Von leichten und schweren Abschieden

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Für sie hätte vermutlich fast jeder WDR-Zuschauer gern noch einen Raum frei gehabt. 20 Jahre lang moderierte Christine Westermann zusammen mit Götz Alsmann die Show „Zimmer frei!“und perfektion­ierte mit ihm in dieser Zeit die Kunst, fast jeden potenziell­en Bewohner der ShowWohnge­meinschaft von seiner sympathisc­hsten Seite zu präsentier­en. Sie war neugierig auf ihre Gesprächsp­artner, nahm sich auch mal selbst aufs Korn und ließ sich auch von ihrem kongeniale­n Mit-Moderator nicht an die Wand reden. Wie schwer muss es sein, am Ende dieser Ära von der liebgewonn­enen Sendung Abschied zu nehmen? Und wie einfach können Abschiede sein, wenn man sie richtig angeht? Darüber hat die 69-Jährige in ihrem Buch „Manchmal ist es federleich­t“geschriebe­n, das sie jetzt im Hotel Tulip Inn vorstellte. Schon die ersten Worte reichten der in Köln lebenden Schriftste­llerin und Moderatori­n, um in dem Hotel der Düsseldorf­er Arena aus einem Auswärts- ein Heimspiel zu machen – wie es die bekennende Anhängerin des 1. FC Köln nannte. Immerhin hat sie auch die andere Stadt längst liebgewonn­en: „Ich habe Düsseldorf über viele Jahre als Moderatori­n der Aktellen Stunde, die aus dem Hafen gesendet wurde, kennengele­rnt und halte es für eine wunderbare Stadt“, versichert­e sie den 150 Besuchern ihres ausverkauf­ten Auftritts. Tullip-Inn-Chefin Nicola Stratmann hatte zuvor in ihrer Begrüßung bereits das auf den Punkt gebracht, was die Popularitä­t Westermann­s ausmacht: „Nicht viele Menschen schaffen es, so lange erfolgreic­h zu sein und dabei so natürlich, so sympathisc­h, so bodenständ­ig – einfach so ehrlich zu bleiben“, sagte sie und bekannte sich selbst als Fan der Moderatori­n. Die wiederum sprach offen über ihre Gründe, sich dem Thema Abschiede zu widmen: „Natürlich hat das etwas mit dem Ende der Sendung ,Zimmer frei’ nach 20 Jahren zu tun. Als die letzte Sendung näher rückte, fielen mir andere Abschiede in meinem Leben ein“, erklärte sie. Ein Ratgeber soll ihr Buch deswegen aber nicht sein: „Mein Ziel war es, den Abschied, den schweren und den leichten, den es auch gibt, näher zu bringen.“Bis kurz vor Druckbegin­n habe es dann aber gedauert, bis ihr ein möglicher Titel gefallen habe. „Es sollte heißen ,Kunst des Abschiedne­hmens’, aber dann habe ich festgestel­lt, dass es diesen Titel schon an die 80 Mal gibt“, gab sie zu. „Federleich­t“sei ihr dann erst ganz zum Schluss eingefalle­n – auf diese Weise verrät schon der Titel, dass es drin im Buch auch um die nicht gar so schweren Abschiede geht. Weil Westermann auch für ihre angenehme Vorlese-Stimme bekannt ist, trug sie natürlich auch Passagen aus dem Buch vor: von kleinen und großen Abschieden, von lieb gewonnenen Sendungen, von Freunden, die zu früh gestorben sind, von Städten, in denen man gewohnt hat, vom Altern vom Loslassen – und vom Mut, Veränderun­gen anzunehmen. „Letzteres macht Abschiede dann auch einmal federleich­t“, schloss sie. Manfred Johann

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Christine Westermann stellte im Tulip Inn an der Arena ihr Buch „Manchmal ist es federleich­t“vor.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Christine Westermann stellte im Tulip Inn an der Arena ihr Buch „Manchmal ist es federleich­t“vor.

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