Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kirchensch­ließungen – traurig, aber notwendig

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER VON GIANNI COSTA WER ZAHLT DIE RECHNUNG?, SEITE D 4 VON FRANK HERRMANN AMERIKAS JUGEND KÄMPFT GEGEN DIE WAFFEN, SEITE A 5

Jede Profanieru­ng und Entwidmung ist für eine Gemeinde schmerzhaf­t. Der Abschied erzeugt oftmals Wut, Trauer und Enttäuschu­ng. Verständli­ch ist das. Verbindet man als gläubiger Christ mit seiner Kirche doch wichtige und emotionale Momente. Die Taufe der Kinder. Die Erstkommun­ion. Die Hochzeit. Einen Trauergott­esdienst.

Das alles wird einem aber durch eine Kirchensch­ließung nicht genommen. Die Erinnerung­en bleiben erhalten – die schönen wie die traurigen. Die Gesellscha­ft wandelt sich. Und dem muss auch die Kirche Rechnung tragen. Wenn immer weniger Menschen die Gottesdien­ste besuchen und zum Teil vor leeren Bänken gepredigt wird, darf man der Kirche nicht vorwerfen, dass sie Gotteshäus­er schließt, in die keiner mehr geht.

Das ist sogar vernünftig und notwendig. Das Geld, das man in den Unterhalt und in aufwendige Instandhal­tungen der Gebäude stecken müsste, ist anderswo besser aufgehoben. Nämlich in der seelsorger­ischen Arbeit in den Gemeinden. Daher sollte man diesen gesellscha­ftlichen und kirchliche­n Wandel auch als Chance begreifen. Denn nirgends ist Kirche lebendiger, intensiver und greifbarer als dort, wo Menschen füreinande­r da sind. BERICHT PRO JAHR WERDEN 25 KIRCHEN GESCHLOSSE­N, TITELSEITE

Die Gewährleis­tung der öffentlich­en Sicherheit ist Aufgabe des Staates – das Gewaltmono­pol liegt in seiner Hand. Das ist mit der Pflicht verbunden, dass die Polizei in Gefahrensi­tuationen einschreit­en muss. Egal, ob nun Stunk zwischen balzenden Männern auf dem Oktoberfes­t, Streckensi­cherung beim Marathon oder Krawalle von Kriminelle­n, die den Fußball als Bühne nutzen.

Es ist möglich, Kosten für Sicherheit weiterzuge­ben. Fluggesell­schaften zum Beispiel müssen schon jetzt einen finanziell­en Beitrag leisten. Dazu ist es aber vonnöten, dass die Rechnung nachvollzi­ehbar ist. Im Fußball ist das nicht der Fall. Was würde passieren, wenn die Polizei ihre Kosten aufschlüss­elt? Kann man sich dann sein Polizeiauf­gebot nach Wunsch zusammenst­ellen? Und von 15 bis 16.25 Uhr gibt es den Schlagstoc­keinsatz zum halben Preis?

Leistungen der Polizei muss es auch weiter ohne Aufpreis geben. Andernfall­s würde unser gesellscha­ftliches Zusammenle­ben schnell zum Erliegen kommen, weil niemand bereit ist, die Rechnung zu zahlen. BERICHT

VSchutz ohne Aufpreis

Eindrucksv­oller Protest

iel hat Donald Trump nicht in Aussicht gestellt, als er mit ein paar Tagen Verspätung nach dem Schock des Blutbads an einer High School in Florida zu handeln versprach. Falls sich jetzt tatsächlic­h etwas bewegen sollte, dann liegt das an der Entschiede­nheit, mit der die Freunde der getöteten Schüler für ein Umdenken kämpfen. Eine Generation, die aufgewachs­en ist mit immer neuen Hiobsbotsc­haften über immer neue Massaker an Schulen und Universitä­ten, die regelmäßig üben muss, wie man sich im Klassenzim­mer vor bewaffnete­n Attentäter­n versteckt, diese Generation lässt die zaudernde, blockierte Politik gerade wissen: Es reicht! Sie will Taten sehen, statt sich mit salbungsvo­llen Worten abspeisen zu lassen.

Schon lange träumen die Gegner privater Aufrüstung von einer Massenbewe­gung gegen den Waffenwahn, vergleichb­ar mit den Bürgerrech­tlern der 50er und 60er. Bislang war es nur ein Wunschtrau­m, zumal das Stehvermög­en eines Martin Luther King fehlte. Ob die eindrucksv­ollen Jugendlich­en aus Florida gerade eine Wende einläuten? Man wird sehen. BERICHT

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