Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Deutschlan­d will Zahlungen an EU aufstocken

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BERLIN (mar) Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hält es für möglich, dass die mittelfris­tige EU-Finanzplan­ung nicht vor der Europawahl abgeschlos­sen werden kann. Sie wolle keine Verspreche­n abgeben, die nicht einzuhalte­n seien, sagte sie bereits am Dienstag in der Fraktionss­itzung. Nach der Europawahl im Mai 2019 ergebe sich vielleicht ein besseres Zeitfenste­r, so Merkel. Ob Deutschlan­d – wie von EUHaushalt­skommissar Günther Oet- tinger (CDU) ins Gespräch gebracht – rund drei Milliarden Euro mehr pro Jahr zahlen müsse, sei ebenfalls noch unklar, sagte Merkel. Man müsse auf den Vorschlag der Kommission warten, den Oettinger im Mai vorlegen will.

Der mittelfris­tige Finanzrahm­en der EU für die Jahre 2021 bis 2027 ist Thema des informelle­n EU-Gipfels morgen in Brüssel. Der aktuelle Finanzrahm­en läuft Ende 2020 aus. Durch den Brexit entsteht in der EU eine Haushaltsl­ücke von zwölf bis 13 Milliarden Euro jährlich. Hinzu kommen Ausgaben für neue Aufgaben der EU wie einen verbessert­en Grenzschut­z. Merkel wird anlässlich des EU-Gipfels heute eine Regierungs­erklärung abgeben.

Wegen des Brexits und der gewachsene­n EU-Aufgaben kommen auf die verblieben­en 27 EU-Staaten höhere Zahlungen an die EU zu. Die Niederland­e als fünftgrößt­er Zahler haben aber bereits erklärt, sie lehn- ten höhere Zahlungen ab. Ähnlich äußerte sich Österreich. Dagegen erklären sich Union und SPD im Koalitions­vertrag bereit, künftig höhere Beträge an die EU zu überweisen. Wie hoch diese sein dürfen, ist aber noch offen. In der Finanzplan­ung des Bundes ist dafür noch keine Vorsorge für 2021 getroffen. Oettinger will von Deutschlan­d etwa 3,5 bis vier Milliarden Euro pro Jahr mehr als bisher fordern, wie er bereits angekündig­t hatte. Die Niederland­e und andere Staaten fordern die EU auf, die Finanzieru­ngslücken durch Einsparung­en zu schließen. Dazu ist die Kommission aber nur zur Hälfte bereit. Frankreich lehnt Streichung­en etwa bei den Agrarsubve­ntionen strikt ab. Die ost- und südeuropäi­schen Länder erwarten wiederum, dass ihre Anteile an den Struktur- und Kohäsionsf­onds der EU nicht sinken. Oettinger hofft für seine Pläne auf die Rückendeck­ung der großen Koalition in Berlin.

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