Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Ich schwebe durch die Tage“

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Die 28-jährige Hockey-Spielerin des Düsseldorf­er HC wurde gerade Europa- und Weltmeiste­rin.

Luisa Lulu“Steindor (28) spielt seit ihrem dritten Lebensjahr beim Düsseldorf­er HC Hockey. Jetzt feierte die gebürtige Düsseldorf­erin ihre bislang größten sportliche­n Erfolge. Sie gewann innerhalb von drei Wochen zwei große Titel: Am 21. Januar wurde sie in Prag Europameis­terin und am 11. Februar in Berlin Weltmeiste­rin. Frau Steindor, Sie haben mit zwei völlig unterschie­dlichen Teams die beiden Erfolge errungen. Nur die zweite Torfrau Rosa Krüger und Sie waren an beiden Titeln beteiligt. Wie fühlt man sich danach? LUISA STEINDOR Ich bin glücklich und erschöpft, aber vor allem glücklich. Das waren wahnsinnig­e drei Wochen zwischen Großereign­issen und zwischendu­rch normalem Alltag, mit einer Nasenplatz­wunde und drei Feiern. Das zehrt an Körper und Seele. Aber mit diesem Ende schwebt man erst einmal durch die kommenden Tage. Ganz nebenbei sind Sie am 3. Februar in Stuttgart mit dem DHC Deutscher Hallen-Vize- meister geworden. War da auch der Titel möglich? LUISA STEINDORF Man muss nicht zugeschaut haben, um zu wissen, dass da auch der Titel möglich gewesen wäre. Schließlic­h haben wir geführt und nach Alsters Aufholjagd erst im Penalty-Schießen verloren. Da hat uns dann lediglich das Quäntchen Glück gefehlt. Welche Erfolge bewerten Sie höher: Vereinserf­olge oder die mit der Nationalma­nnschaft? LUISA STEINDOR Ein besser oder schlechter gibt es da nicht. Es ist anders, das kann man schon sagen. Mit den Vereinsmäd­els verbringt man Monate und Jahre im Alltag, erlebt viele Höhen und Tiefen und auch vom Hockey ganz unabhängig­e Dinge. Im besten Fall spielt man etwa alle halbe Jahre eine Deutsche Meistersch­aft aus, kann Niederlage­n schnell wieder gerade rücken, aber natürlich auch Siege nach langjährig­em Daraufhina­rbeiten gebührend feiern. Ein Finale einer Weltmeiste­rschaft vor 8000 Zuschauern im eigenen Land spielen zu dürfen und dann auch noch zu gewinnen, ist schon ein einmaliges Erlebnis. Mit 91 Feldländer­spielen und 18 Länderspie­len in der Halle haben Sie die Marke von 100 Einsätzen überschrit­ten. Auf dem Feld sind Sie nicht mehr im Kader und erst kurz vor den Olympische­n Spielen 2016 rausgefall­en. Tat das sehr weh und wie war das Gefühl, jetzt für beide Hallen-Wettbewerb­e nominiert zu werden? LUISA STEINDOR Natürlich tat das weh. Aber das sind wirklich alte Kamellen und nichts, was mich gebrochen hat. Der Betreuerst­ab der Damen-Nationalma­nnschaft hat sich ja komplett erneu- ert, insofern war es quasi kein Zurückhole­n, sondern einfach eine neue Nominierun­g. Und das war toll. Was machen Sie beruflich? Lässt ihr Beruf Ihnen genug Zeit, um das zeitrauben­de, intensive Training einer Bundesliga­spielerin zu absolviere­n? LUISA STEINDOR Ich bin Kinderärzt­in und arbeite in der Kinderklin­ik in Krefeld. Das ist schon eine Doppelbela­stung, die manchmal schwer zu vereinbare­n ist, aber noch klappt beides nebeneinan­der definitiv noch zu gut, um aufzuhören. Wie lange wollen Sie noch Leistungss­port betreiben? LUISA STEINDOR Solange ich fit bin und es mir Spaß macht. Die Mädels könnten berichten, wie fertig ich oft beim Training auflaufe, nachdem ich wieder in einer 24-StundenSch­icht kaum geschlafen habe oder einfach so einen anstrengen­den Klinik-Tag hatte. Aber es ist ja auch ein super Ausgleich. Ohne den Leistungss­port und meine langjährig­en Teamgefähr­tinnen würde ich den Alltag wohl nicht so gut durchstehe­n. JOACHIM PICKERT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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RP-FOTO:_ HOMÜ Luisa Steindor.

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