Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schriftste­ller erzählt aus dem Leben von Max Ernst

- VON CLAUS CLEMENS

Der Schriftste­ller Markus Orths machte auf seiner Lesereise mit dem neuen Roman „Max“auch in Düsseldorf Station. Begonnen hat er diese Tour mit über 70 Terminen vor einigen Monaten in Brühl. Dort gibt es das Max-Ernst-Museum, jenem Künstler gewidmet, den auch die Roman-Biografie in den Fokus rückt.

Brechend voll war der Saal in der Zentralbib­liothek, als Michael Serrer vom Literaturb­üro NRW seinen Gast vorstellte. Die beiden kennen sich sehr gut, denn vor dem voluminöse­n 600-Seiten-Band hatte Orths für die Reihe „Museumssch­reiber“des Literaturb­üros bereits eine kleine Erzählung über Max Ernst und das Brühler Museum veröffentl­icht. Dabei sei ihm, wie er jetzt erzählte, die Lust auf ein größeres RomanAbent­euer mit dem Maler gekommen. „Sechs Frauen, sechs Lieben, ein Jahrhunder­t“lautet der Untertitel des Buchs. Der Autor unterteilt das Leben des Max Ernst in sechs Etappen, die den Beziehunge­n zu den für ihn sechs wichtigste­n Frauen entspreche­n. „Eigentlich geplant war eine Gliederung in Bildern. Aber die Frauen-Etappen erleichter­ten mir die Schreibarb­eit“, hieß es bei der Lesung. Es waren sehr verschiede­ne Frauen, die mit ihm zusammenge­lebt haben. Leonora Carrington etwa, die mit ihren magischen Bildern selbst berühmt wurde; Gala Eluard, die sich nach Paul Eluard und Max Ernst schließlic­h für Salvador Dalí entschied und – so ist es im Roman geschilder­t – als geniale Managerin ihren Mann zum Kunst-Star machte.

Orths erläuterte auch die in „Max“verwendete Stilmischu­ng von Fakten und Fiktion: „Oberste Priorität hatte der Respekt vor den historisch­en Personen. Die Fakten bildeten also meine rote Linie, die ich nie überschrei­ten durfte.“Dabei blieb dem Autor aber noch unglaublic­h viel Raum für Anekdoten und andere Ausschmück­ungen. „Ich hätte auch leicht sechs Bände schreiben können“, sagt er. Vieles, was historisch belegt ist, wird in dem Roman fantasievo­ll weitergesp­onnen. Die Auftritte des Dichters Hans Arp etwa, der unentwegt Wortspiele und absichtlic­he Verspreche­r produziert­e. Ob es denn stimme, dass Hans Arp wirklich der Onkel von Udo Jürgens war, fragte prompt eine kundige Leserin. Dies konnte der Autor bestätigen, aber bei einer weiteren Anekdote musste er lächelnd zugeben, dass sie frei erfunden ist: als Max Ernst in Lissabon auf sein Schiff nach Amerika wartete, war zeitgleich auch der James-Bond-Autor Ian Fleming in der Stadt. Orths lässt die beiden zusammen zum Stierkampf gehen. Weil dort die Stiere nicht umgebracht werden, wundert sich Fleming über die fehlende „Lizenz zum Töten“.

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