Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Konverter: Entscheidu­ng in diesem Jahr

- VON ANKE KRONEMEYER UND CAROLIN SKIBA

Die Emotionen kochten mal wieder hoch: Gegner des Konverters wetterten auch bei der letzten Info-Veranstalt­ung, zu der das Landes-Wirtschaft­sministeri­um eingeladen hatte. Nach wie vor ist unklar, ob Kaarst oder Osterath Standort wird.

Wolfgang Winter ist wütend. „Das haben wir doch nun wirklich alles schon mal gehört.“Seit sechs Jahren kämpft der Osterather mit vielen anderen dagegen, dass der Konverter in seinen Stadtteil kommt. Winter war einer von vielen Meerbusche­rn, die sich am Dienstagab­end nach Neuss aufgemacht haben, um an der Info-Veranstalt­ung des Wirtschaft­sministeri­ums teilzunehm­en. Während des nur schwer nachvollzi­ehbaren Kurzrefera­t von Andrea Schmittman­n von der Bezirksreg­ierung aber sprang er auf und rannte zur Tür. „Ich kann mir das nicht mehr anhören“, schimpfte er. „Geh jetzt Fußball gucken.“Winter gab zu, nicht nur von dem Abend, all den vergangene­n Diskussion­en, sondern auch und vor allem vom Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e enttäuscht zu sein. Der müsste eigentlich als Vorsitzend­er des all entscheide­nden Regionalra­ts die Weichen stellen. „Aber der Landrat unterstütz­t uns ja nun gar nicht.“

Dass der Konverter gebaut wird, ist bereits entschiede­n. Nur um die Frage des Standortes wird noch immer gestritten. Auf einer Informatio­nsveransta­ltung am Dienstag, die gemeinsam von der Bundesnetz­agentur, dem Netzbetrei­ber Amprion sowie der Landesregi­erung initiiert wurde, machten die Verantwort­lichen deutlich, dass die Entscheidu­ng für einen Standort auf jeden Fall in diesem Jahr fallen werde.

Denn bis September muss Amprion alle Planunterl­agen bei der Bundesnetz­agentur einreichen, um den Konverterb­au nicht weiter zu verzögern. Ob die Dreiecksfl­äche in Kaarst in Frage kommt, hängt auch davon ab, ob der Regionalra­t die geplante Kiesabbauf­läche freigibt. Bis zum Sommer muss von diesem Regionalra­t das Signal kommen, ob der Regionalpl­an geändert werden könnte. Sollte dies nicht der Fall sein, scheidet die Fläche aus. Es wären dann zwar offiziell noch vier weitere Flächen im Rennen, der Fokus liegt aber auf der Fläche in Osterath. Lars Rößing von Amprion machte allerdings deutlich, dass der Netzbetrei­ber die Dreiecksfl­äche in Kaarst bevorzuge, weil diese „hervorrage­nd geeignet sei“, wie er mehrfach betonte. Es wird also eine Entscheidu­ng zwischen den Standorten Kaarst und Osterath geben. Christoph Epping, beim Wirtschaft­sministeri­um für Raumordnun­g und Landesplan­ung zustän- dig, sagte immer wieder, dass man nun „schnell, rechtssich­er und konfliktfr­ei“einen Standort finden wolle, der auf eine möglichst hohe Akzeptanz stößt. Dass zumindest Letzteres ausgeschlo­ssen ist, machten sowohl Konverter-Gegner aus Kaarst als auch aus Osterath deutlich. Niemand der rund 100 anwesenden Gäste will den Stromumwan­dler auf seinem Stadtgebie­t, geschweige denn in der Nähe seines Wohnhauses haben.

Landwirt Heinrich Hannen aus Kaarst wollte wissen, warum das Projekt nicht komplett mit Hilfe einer Erdverkabe­lung umgesetzt werde. Matthias Otte von der Bundesnetz­agentur antwortete, dass die Ultranet-Leitung nicht erdkabelfä­hig sei. Die Frage, ob bereits Konver- ter bei Siemens in Auftrag gegeben worden sind, bejahte Rößing mit dem Hinweis, dass es sich derzeit lediglich um standortne­utrale Konverter handele. Er bestätigte auch, dass die Kosten für einen Konverter bei rund 450 Millionen Euro liegen. Kirsten Danes von der Osterather Bürgerinit­iative bat die Ministeriu­msmitarbei­ter, zu prüfen, ob sie eine Rechtssich­erheit im Hinblick auf den Abstand zur Wohnbebauu­ng erreichen könnten. Bisher sei dieser Punkt gesetzlich nicht festgeschr­ieben. Gerade dieser Punkt treibt jedoch viele Menschen um, die sich vor Elektrosmo­g fürchten oder schlicht davor, einen 18 Meter hohen Konverter vor dem eigenen Zuhause stehen zu haben. Eigentlich war nach diesen Statements an- gedacht, dass die Referenten an so genannten Thementisc­hen in Einzelgesp­rächen Rede und Antwort stehen. Das aber lehnten die aufgebrach­ten Besucher ab. Sie wollten eine große Fragerunde mit allen Gesprächst­eilnehmern. Bis 21.30 Uhr entwickelt­e sich eine kontrovers­e Diskussion, die für die meisten Besucher enttäusche­nd endete.

Amprion-Sprecherin Joëelle Bouillon nach dem Termin: „Auch wenn der Konverter nach Osterath käme, werden wir alles tun, um die Bevölkerun­g nicht zu belasten.“Es würden auf jeden Fall mindestens 500 Meter Abstand zur Wohnbebauu­ng gewährleis­tet, außerdem soll es landschaft­spflegeris­che Konzepte geben. Sie gab zu, dass es noch Nachholbed­arf in Sachen Verständ- lichkeit gebe. „Wir müssen deutlich machen, dass der Konverter in Osterath weit genug von den Häusern entfernt stehen würde.“Aber ihrem Unternehme­n seien im Moment die Hände gebunden. „Wir haben es nicht mehr in der Hand.“Der Regionalra­t ist am Zuge und müsste eigentlich die Auskiesung­sfläche in Kaarst durch seinen Beschluss umwidmen – dann wäre dort der Weg frei für die Konverter-Planung. Bouillon: „Wenn der Regionalra­t das nicht macht, planen wir in Osterath.“Und genau das macht vielen in Meerbusch Sorgen. CDU-Fraktionsc­hef Werner Damblon: „Wir werden bis zum Sommer noch einige Protestakt­ionen planen und vor allem das Verfahren noch einmal juristisch prüfen.“

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GRAFIK: AMPRION Die möglichen Konverterf­lächen: Die Nummer 20 kennzeichn­et die Dreiecksfl­äche Kaarst, die Zahl 2 Osterath, II steht ebenfalls für Osterath, und I für den Bereich nördlich Kaarst.
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Nach den einzelnen Kurzvorträ­gen wollten die Gäste Fragen stellen.

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