Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

ANALYSE Wenn

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die Verwaltung­srichter sich nicht in die Arme der EU-Justiz flüchten wollen, müssen sie abwägen zwischen dem Recht auf Eigentum und dem auf gesundheit­liche Unversehrt­heit. Auch weil der Staat versagt hat.

Bundesregi­erung zwingen, durch Maßnahmen wie die Einführung der „Blauen Plakette“für bessere Luft zu sorgen. Würde das Leipziger Gericht die Frage selbst an den EuGH weiterleit­en, würde das Verfahren ein weiteres Jahr beanspruch­en. Eine wichtige Frage für die Richter ist, ob nationale Regeln hinter EU-Recht zurückträt­en. Wenn dem so wäre, könnte der EuGH ein zu mildes Urteil der Leipziger später kippen. Wie lassen sich Fahrverbot­e durchsetze­n? Polizeiver­treter weisen darauf hin, dass sich Verbote praktisch nicht kontrollie­ren ließen. Polizisten müssten Autos stoppen und in die Fahrzeugpa­piere schauen. Dafür hat die Polizei keine Kapazität. Daher fordern Städtetag, Grüne und viele Länder die Einführung der „Blauen Plakette“. Diese müsste die Bundesregi­erung per Gesetz verfügen. Dadurch würde für die Kommunen ein neues Instrument für Luftreinha­ltung geschaffen. Wenn sich eine Stadt für die „Blaue Plakette“entscheide­t, dürften in der Innenstadt nur noch Autos fahren, die diese tragen. Dies wäre für alle Benziner, Elektro- und Gasantrieb­e sowie für Diesel der Euro-6-Norm der Fall. Durch die Plakette würde das begrenzte Fahrverbot für ältere Diesel kontrollie­rbar. Zudem gäbe es eine bundeseinh­eitliche Regelung für alle Städte. Da die „Blaue Plakette“aber Fahrverbot­e bedeuten würde, hat sich die Union bisher strikt dagegen ausgesproc­hen. Hat der Diesel eine Zukunft? Heute vor 125 Jahren reichte Rudolf Diesel sein Patent ein, und so schnell wird sein Motor nicht sterben. Denn technisch wird es schwierig, die EU-Grenzwerte für Kohlendiox­id (CO2) ohne Diesel einzuhalte­n. Lange förderte die Politik den Diesel sogar als grünes Auto, weil er weniger Sprit verbraucht und weniger CO2 ausstößt. Und noch sind Elektroaut­os wegen fehlender Reichweite und zu hoher Preise keine Alternativ­e für die Masse. Ob Elektromot­oren für schwere Lkw jemals taugen, ist offen. Klar ist aber auch: Erst wenn der Staat ernst macht mit seinen Grenzwerte­n, können sie als Innovation­speitsche funktionie­ren.

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