Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Grippewelle mit neuem Spitzenwert
Die Anzahl der Grippepatienten ist sprunghaft angestiegen. Vor allem in NRW und Rheinland-Pfalz liegen Menschen flach. In Bayern hat eine Kirchengemeinde sogar das Weihwasserbecken geleert, um Ansteckungen zu vermeiden.
DÜSSELDORF Die Grippewelle in Deutschland hat einen neuen Höhepunkt erreicht. In der dritten Februarwoche registrierte das RobertKoch-Institut rund 24.000 Grippefälle. Wer auf die aktuelle Karte sieht, auf der die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) wie Bronchitis, Rachen- und Lungenentzündungen dargestellt ist, sieht vor allem im Westen Deutschlands eine breite rote Fläche.
Insgesamt sind in dieser Grippesaison rund 82.000 Menschen nachweislich an Grippe erkrankt, teilte die Arbeitsgemeinschaft Influenza mit. Die Dunkelziffer liegt in der Regel deutlich höher, weil nicht von jedem Patient Erregerproben analysiert werden. 136 starben nachweislich nach einer Influenza-Infektion. Es waren vorwiegend Menschen im Seniorenalter, die oft Vorerkrankungen hatten. Die wirkliche Zahl der Todesfälle könne ebenfalls höher liegen, erläuterte eine RKI-Sprecherin.
„Die Welle der Virusinfekte ist in diesem Jahr außerordentlich heftig, das berichten mir auch Kollegen. Vergleichbares haben wir in den vergangenen Jahren so nicht erlebt“, sagt Andre Schumacher, Hausarzt in Düsseldorf und Kreisstellen-Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Sein Wartezimmer ist voll, viele Patienten leiden unter Atemwegsinfekten, einige auch unter einem Magen-Darm-Virus. „Patienten rennen mir die Bude ein, ich komme gar nicht mehr hinterher“, bestätigt auch Allgemeinmediziner Heribert Hüren mit einer Praxis in Mönchengladbach. „Gefühlt ist es mehr als im Vorjahr.“
Wie viele der Erkrankten das Grippevirus haben, kann er nicht sagen, denn es wird nicht jeder getestet. „Es gibt Erkrankte, die sehr klagen, aber wohl nur einen heftigen grippalen Infekt haben. Andere haben vielleicht die Grippe, leiden aber nicht an starken Beschwerden.“Warum die Erkältungswelle NRW im Griff hat, kann Schumacher nicht erklären. Es kann am relativ milden Wetter der vergangenen Wochen liegen, am Karneval. Schumacher empfiehlt eine gesunde Lebensweise, zusätzliche Vitamin-CBomben, etwa in Form von Orangen, eventuell Zink- oder Selen-Präparate und eine ordentliche HandHygiene. „Sich häufig die Hände zu waschen, ist mit der beste Schutz“, sagt Schumacher.
In Bayern hat eine Kirchengemeinde sogar das Weihwasserbecken geleert, um Ansteckungen mit Grippeviren zu vermeiden. Nützen dürfte das nicht viel. In Düsseldorf hat die Stadt darauf hingewiesen, dass es wegen des hohen Krankenstands zu Wartezeiten in Bürgerbüros kommen könne, in Essen schließen die Entsorgungsbetriebe einige Bereiche wie die Grünannahme.
Vorwiegend kursieren weiterhin Grippeviren des Typs B. Anfängliche Zweifel an der Wirksamkeit des Dreifach-Impfstoffs, den die Krankenkassen bezahlen, haben sich laut RKI nicht bestätigt. Die Wirksamkeit des Impfstoffs liege im Moment bei 46 Prozent. Das sei bei der üblichen Schwankungsbreite zwischen 20 und 60 Prozent Wirksamkeit gar nicht schlecht. Und es sei immer noch sinnvoll, sich jetzt gegen Grippe impfen zu lassen. „Der Aufbau des Schutzes dauert zwei Wochen. Und dann ist die Grippewelle noch nicht vorbei.“