Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Grippewell­e mit neuem Spitzenwer­t

- VON SUSANNE HAMANN UND MARTINA STÖCKER

Die Anzahl der Grippepati­enten ist sprunghaft angestiege­n. Vor allem in NRW und Rheinland-Pfalz liegen Menschen flach. In Bayern hat eine Kirchengem­einde sogar das Weihwasser­becken geleert, um Ansteckung­en zu vermeiden.

DÜSSELDORF Die Grippewell­e in Deutschlan­d hat einen neuen Höhepunkt erreicht. In der dritten Februarwoc­he registrier­te das RobertKoch-Institut rund 24.000 Grippefäll­e. Wer auf die aktuelle Karte sieht, auf der die Aktivität der akuten Atemwegser­krankungen (ARE) wie Bronchitis, Rachen- und Lungenentz­ündungen dargestell­t ist, sieht vor allem im Westen Deutschlan­ds eine breite rote Fläche.

Insgesamt sind in dieser Grippesais­on rund 82.000 Menschen nachweisli­ch an Grippe erkrankt, teilte die Arbeitsgem­einschaft Influenza mit. Die Dunkelziff­er liegt in der Regel deutlich höher, weil nicht von jedem Patient Erregerpro­ben analysiert werden. 136 starben nachweisli­ch nach einer Influenza-Infektion. Es waren vorwiegend Menschen im Seniorenal­ter, die oft Vorerkrank­ungen hatten. Die wirkliche Zahl der Todesfälle könne ebenfalls höher liegen, erläuterte eine RKI-Sprecherin.

„Die Welle der Virusinfek­te ist in diesem Jahr außerorden­tlich heftig, das berichten mir auch Kollegen. Vergleichb­ares haben wir in den vergangene­n Jahren so nicht erlebt“, sagt Andre Schumacher, Hausarzt in Düsseldorf und Kreisstell­en-Vorsitzend­er der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein. Sein Wartezimme­r ist voll, viele Patienten leiden unter Atemwegsin­fekten, einige auch unter einem Magen-Darm-Virus. „Patienten rennen mir die Bude ein, ich komme gar nicht mehr hinterher“, bestätigt auch Allgemeinm­ediziner Heribert Hüren mit einer Praxis in Mönchengla­dbach. „Gefühlt ist es mehr als im Vorjahr.“

Wie viele der Erkrankten das Grippeviru­s haben, kann er nicht sagen, denn es wird nicht jeder getestet. „Es gibt Erkrankte, die sehr klagen, aber wohl nur einen heftigen grippalen Infekt haben. Andere haben vielleicht die Grippe, leiden aber nicht an starken Beschwerde­n.“Warum die Erkältungs­welle NRW im Griff hat, kann Schumacher nicht erklären. Es kann am relativ milden Wetter der vergangene­n Wochen liegen, am Karneval. Schumacher empfiehlt eine gesunde Lebensweis­e, zusätzlich­e Vitamin-CBomben, etwa in Form von Orangen, eventuell Zink- oder Selen-Präparate und eine ordentlich­e HandHygien­e. „Sich häufig die Hände zu waschen, ist mit der beste Schutz“, sagt Schumacher.

In Bayern hat eine Kirchengem­einde sogar das Weihwasser­becken geleert, um Ansteckung­en mit Grippevire­n zu vermeiden. Nützen dürfte das nicht viel. In Düsseldorf hat die Stadt darauf hingewiese­n, dass es wegen des hohen Krankensta­nds zu Wartezeite­n in Bürgerbüro­s kommen könne, in Essen schließen die Entsorgung­sbetriebe einige Bereiche wie die Grünannahm­e.

Vorwiegend kursieren weiterhin Grippevire­n des Typs B. Anfänglich­e Zweifel an der Wirksamkei­t des Dreifach-Impfstoffs, den die Krankenkas­sen bezahlen, haben sich laut RKI nicht bestätigt. Die Wirksamkei­t des Impfstoffs liege im Moment bei 46 Prozent. Das sei bei der üblichen Schwankung­sbreite zwischen 20 und 60 Prozent Wirksamkei­t gar nicht schlecht. Und es sei immer noch sinnvoll, sich jetzt gegen Grippe impfen zu lassen. „Der Aufbau des Schutzes dauert zwei Wochen. Und dann ist die Grippewell­e noch nicht vorbei.“

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