Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Erneut Razzia wegen Audi-Abgasaffär­e

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Während der Aufsichtsr­at tagt, durchsuche­n Ermittler Wohnungen und Arbeitsplä­tze.

MÜNCHEN (rtr) Der Dieselskan­dal bei der VW-Tochter Audi erreicht erstmals auch die Vorstandse­bene. Zum vierten Mal innerhalb eines Jahres rückte gestern die Staatsanwa­ltschaft München zur Razzia aus. Betroffen waren dieses Mal auch zwei ehemalige Vorstände des Ingolstädt­er Hersteller­s. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München sagte, die Zahl der Beschuldig­ten habe sich von 14 auf 17 erhöht. Aktuelle Mitglieder des Audi-Vorstands seien nach wie vor nicht darunter. Die Razzia kommt erneut zu einem besonders ungünstige­n Zeitpunkt für Audi: Der Aufsichtsr­at tagte am Nachmittag in Wolfsburg.

Das Kontrollgr­emium wollte Insidern zufolge eigentlich über das vergangene und laufende Geschäftsj­ahr sprechen und sich auf den neuesten Stand bei der Aufklärung der Dieselaffä­re bringen lassen. Die Ablösung von Audi-Chef Rupert Stadler, über die vergangene Woche erneut in Medienberi­chten spekuliert worden war, stehe nicht auf der Agenda, hieß es in informiert­en Kreisen. Der Vorstandsv­orsitzende ist seit Bekanntwer­den der Dieselaffä­re und Audis Verwicklun­g darin enorm unter Druck. Ihm wird schleppend­e Aufarbeitu­ng vorgeworfe­n. Erst vor wenigen Wochen hatten Razzien in Privat-, Büro- und Geschäftsr­äumen erneut für Negativ-Schlagzeil­en gesorgt. Im März 2017 war unter anderem die Konzernzen­trale in Ingolstadt durchsucht worden – ausgerechn­et am Tag der Bilanzpres­sekonferen­z.

Die Ermittler durchsucht­en jetzt Privatwohn­ungen und in einem Fall auch den Arbeitspla­tz von drei weiteren Beschuldig­ten. Die Manager stehen im Verdacht, mitverantw­ortlich dafür zu sein, einen wesentlich­en Teil der Dieselfahr­zeuge mit Schummelso­ftware auf den Markt gebracht zu haben. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München sagte, die Beschuldig­ten würden wegen Sachverhal­ten sowohl in den USA als auch in Europa verdächtig­t. Der Arbeitspla­tz, an dem durchsucht wurde, befindet sich den Angaben zufolge nicht bei Audi, weil der betreffend­e Beschuldig­te nicht mehr für das Unternehme­n arbeitet. Von Audi war zunächst keine Stellungna­hme zu erreichen. Auch die Konzernmut­ter Volkswagen in Wolfsburg wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern.

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