Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

René Kollos leiser Abschied im Savoy

- VON REGINE MÜLLER

Auf seiner Abschiedst­ournee gastierte der Tenor auch im Savoy Theater. Dort sang er Schlager sowie Stücke aus Operetten und Oper. Zwischendu­rch las er aus seinem Buch. Am Ende merkte man, dass er eigentlich nicht gehen will.

Er war mein erster Tamino in meiner ersten „Zauberflöt­e“: René Kollo sang damals eine so hinreißend­e „Bildnisari­e“, dass die Achtjährig­e sich bis heute nicht an den Papageno oder die Schlange erinnern kann.

Wohl aber an den ganz eigenen Schmelz seiner dunkel timbrierte­n Stimme, das fließende Legato und die charakteri­stische Artikulati­on seines Tenors. Von 1967 bis 1971 war Kollo Ensemblemi­tglied der Rheinoper. Von da aus startete er eine Weltkarrie­re, eroberte sich rasch das schwere Wagner-Fach und hielt sich erstaunlic­h lange an der Spitze.

Nebenher frönte er immer noch dem Schlagerfa­ch, woher er ur

Seine Sprechstim­me

klingt ganz jung. Wenn er singt, sitzt die Mittellage noch immer fabelhaft

sprünglich kam, sang viel Operette, war Theaterlei­ter und schrieb Bücher.

Nun ist er im November 80 Jahre alt geworden, und kaum einer hat’s gemerkt. Denn es gab keine Gala, keine Ehrung zum Beispiel in Berlin, wo er die längste Zeit unter der Intendanz von Götz Friedrich an der Deutschen Oper engagiert war. Deshalb ehrt Kollo sich nun selbst. Mit einer Abschiedst­ournee, in deren Verlauf er nun auch im Savoy Theater auftrat.

Auf der nur schummrig beleuchtet­en Bühne stehen ein Flügel, ein Notenständ­er und ein kleiner Tisch mit Lampe und Mikro. Das volle Pils-Glas auf dem Tisch lässt Kollo unberührt. Es passt ohnehin nicht zum noblen schwarzen Zeitreiher mit Fliege und rotem Einstecktu­ch. Man kann ihm die sachte Enttäuschu­ng anmerken, dass sein Achtzigste­r übergangen wurde und auch das Savoy alles andere als ausverkauf­t ist.

Aber Kollo ist Berliner genug, die Sache mit fatalistis­chem Humor zu nehmen und die zu Gehör gebrachten Gesangs-Nummern pragmatisc­h seinen heutigen Möglichkei­ten anzupassen.

Seine Sprechstim­me klingt ganz jung, wenn er singt, sitzt die Mittellage noch immer fabelhaft, in der Höhe wird es unruhig, aber die Töne sind noch alle da. Begleitet von Florian Schäfer am Flügel beginnt er mit Orlowskys „Ich lade gern mit Gäste ein“aus Strauß’ „Die Fledermaus“, es folgen Schlager und Operettige­s aus den Federn der eigenen Komponiste­n-Dynastie (Walter und Willi Kollo), Hits wie „Dein ist mein ganzes Herz“und „Da geh’ ich zu Maxim“.

Nach der Pause dann schwerere Kost, die Arie des Linkerton aus „Butterfly“und die „Winterstür­me“aus der „Walküre“. Zwischendu­rch liest Kollos aus seiner Autobiogra­fie Anekdotisc­hes aus seinem schillernd­en Leben, von Tourneen mit Zarah Leander mit beträchtli­chen Wein-Vorräten im Tourbus, seinem ersten Vorsingen in Bayreuth – „Ich, der Schlagerhe­ini!“– und seinem kühlen Verhältnis zu Karajan.

Das ist kurzweilig und auch ein bisschen traurig. Am Ende merkt man, dass er eigentlich nicht gehen will. „Vielleicht sieht man sich ja“sagt er dem Publikum und winkt zum Abschied noch.

 ?? FOTO:DPA ?? Im November feierte der deutsche Opernsänge­r seinen 80. Geburtstag. Von 1967 bis 1971 war Kollo Ensemblemi­tglied der Rheinoper. Von da aus startete er seine Weltkarrie­re und ist besonders für seine Partien in den Wagner-Opern bekannt.
FOTO:DPA Im November feierte der deutsche Opernsänge­r seinen 80. Geburtstag. Von 1967 bis 1971 war Kollo Ensemblemi­tglied der Rheinoper. Von da aus startete er seine Weltkarrie­re und ist besonders für seine Partien in den Wagner-Opern bekannt.

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