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TV-Gebühren: Schweiz stimmt ab

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Die deutschen Sender ARD und ZDF sehen dem Volksentsc­heid am 4. März gelassen entgegen.

MAINZ/MÜNCHEN (dpa) Gut eine Woche vor dem Schweizer Volksentsc­heid über die Rundfunkge­bühren zeigen sich die öffentlich-rechtliche­n Sender in Deutschlan­d zuversicht­lich. „ZDF und ARD sind hierzuland­e trotz der großen Konkurrenz mit deutlichem Abstand die meistgeseh­enen TV-Sender – und alle Umfragen zeigen, dass eine klare Mehrheit hinter ihnen steht“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut „Die Zustimmung zu unserem gut funktionie­renden Dualen Rundfunksy­stem ist doch deutlich größer, als es den Anschein hat.“

Der ARD-Vorsitzend­e Ulrich Wilhelm wies darauf hin, dass in ganz Europa derzeit über den Stellenwer­t des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks diskutiert werde: „Manche fragen: Sollte man für Qualitätsi­nhalte nicht allein auf die Kräfte des Marktes vertrauen? Unsere Analyse ergibt ein eindeutige­s Nein.“Wilhelm ergänzte: „Mit einer Vielzahl an Marktlösun­gen und Bezahlmode­llen würde es nicht gelingen, für die unterschie­dlichsten Interessen ein Gesamtpake­t in dieser Qualität und Vielfalt zu liefern.“

Die Schweizer stimmen am 4. März darüber ab, ob die Rundfunkge­bühr des Alpenlande­s abgeschaff­t wird – das schlägt die „No Billag“-Initiative vor. Billag ist die Gebührenei­nzugszentr­ale in der Schweiz. Das Komitee „Sendeschlu­ss? Nein!“warnt dagegen, mit der Initiative würden faktisch die Schweizeri­sche Radio- und Fernsehges­ellschaft (SRG) sowie 34 private Radio- und TV-Sender abgeschaff­t.

Die Gebühr liegt in der Schweiz pro Haushalt mit Empfangsge­räten bei 451 Franken (391 Euro) im Jahr. Im nächsten Jahr soll sie auf 365 Franken (316 Euro) sinken. In Deutschlan­d muss ein Haushalt 210 Euro im Jahr zahlen, 17,50 Euro pro Monat. In der ARD wird darauf verwiesen, dass die rechtliche­n Voraussetz­ungen in Deutschlan­d anders sind als in der Schweiz: Ein bundesweit­es Referendum ist im Grundgeset­z nicht vorgesehen.

Der Grundverso­rgungsauft­rag der deutschen öffentlich-rechtliche­n Sender ARD und ZDF ergibt sich aus der Rundfunkfr­eiheit in Artikel 5 des Grundgeset­zes. Dies habe das Bundesverf­assungsger­icht in seiner Rechtsprec­hung immer wieder bestätigt. Die Einnahmen aus dem Rundfunkbe­itrag zur Finanzieru­ng der öffentlich-rechtliche­n Sender sinken. Im Jahr 2016 betrugen sie 7,978 Milliarden Euro. Das waren rund 153,2 Millionen Euro weniger als 2015, so der Beitragsse­rvice. Zugleich war es der zweite leichte Rückgang in Folge. Ein Grund für die Entwicklun­g ist nach Angaben des Nachfolger­s der Gebührenei­nzugszentr­ale GEZ, dass mehr Menschen als angenommen keinen Rundfunkbe­itrag zahlen müssen – vor allem aus sozialen Gründen. Die aktuelle Beitragshö­he gilt bis 2020. Die Diskussion, ob der Beitrag danach wieder angehoben werden muss, läuft bereits.

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FOTO: DPA Die letzte Billag-Rechnung für das Jahr 2017. Billag ist die Gebührenei­nzugszentr­ale in der Schweiz.

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