Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ist das JuCa noch zu retten?

- VON TANJA KARRASCH

Die Stadt will mit dem Betreiber des Jugend-Cafés über ein neues Finanzieru­ngskonzept sprechen. Die Politik hat das Thema aber schon wieder vertagt. Der Träger fordert Klarheit – wenn es die nicht bald gibt, droht dem JuCa das Ende.

Einst sollte das JuCa der neue, coole Treffpunkt für die Meerbusche­r Jugend werden – mit Flatscreen­s, Playstatio­n, Kicker und Airhockey. Doch kaum jemand geht hin. Mal zehn, an guten Tagen zwanzig Jugendlich­e kommen vorbei – zu wenig für eine Einrichtun­g dieser Größe. Dabei kostet das Jugend-Café die Stadt eine Stange Geld: 160.000 Euro Pauschalzu­schuss im Jahr. Was macht man mit einem Jugendzent­rum, das die Jugend nicht annimmt?

Leer steht das JuCa nicht, die Nachfrage ist da: Schützen- und Karnevalsv­ereine nutzen die Halle 9 für größere Veranstalt­ungen, Abifeiern finden dort statt, Chorproben, zwei Firmen, darunter die Stadtwerke, feierten zuletzt Betriebsfe­ste im JuCa, die Stadt lädt seit einigen Jahren mehrere hundert Gäste zum Neujahrsem­pfang in die Halle ein. Das JuCa bietet sich an, Veranstalt­ungsorte dieser Größe gibt es in Meerbusch nicht viele. „Nach dem bisherigen Konzept dürften all diese Veranstalt­ungen aber eigentlich gar nicht im JuCa stattfinde­n“, sagt Jürgen Eimer, Vorsitzend­er des Vereins OBV, der vor vier Jahren die Trägerscha­ft für die Einrichtun­g übernommen hat und auch Mieter ist.

Die Stadt will nun im Austausch mit dem OBV ein neues Finanzieru­ngskonzept erstellen, in dem berücksich­tigt wird, dass das JuCa eben nicht nur für Jugendarbe­it genutzt wird. Der Nutzungsan­teil der offenen Jugendarbe­it von einem Drittel wird als realistisc­h angesehen, heißt es in der Beschlussv­orlage, die dem Haupt, Finanz- und Wirtschaft­sförderung­sausschuss vorgelegt wurde, und schon im September vergangene­n Jahres Thema im Jugendhilf­eausschuss war. Ziel ist es, den städtische­n Zuschussbe­darf zu senken. Vereinsver­anstaltung­en, private Geburtstag­e oder städtische und kulturelle Events sollen dann offiziell stattfinde­n können – und eine offizielle Raummiete verlangt werden. 91.500 Euro will die Stadt aus dem Jugendetat weiterhin zahlen. Darüber hinaus soll der OBV mit den Raummieten Geld verdienen. Der Restbetrag, der zum Betrieb benötigt wird, soll im Haushalt 2019 im Produkt „Kaufmännis­ches Gebäudeman­agement“ausgewiese­n werden.

Die Grünen sind damit nicht einverstan­den. Hier werde ein „Bürgerhaus durch die Hintertür geschaffen“, sagte Jürgen Peters in der Ausschusss­itzung – zu Lasten der Jugendarbe­it. „Wenn so viel Geld aus dem Jugendetat ausgegeben wird, soll es auch für Jugendlich­e eingesetzt werden, und nicht dafür, andere Gruppen zu bedienen“, sagt er.

Auf Wunsch der Grünen wurde das Thema nun erneut vertagt, und

„Wenn es weniger finanziell­e Mittel gibt, werden wir den Mietvertra­g kündigen“

Jürgen Eimer damit auch die Verhandlun­gen zwischen JuCa und der Verwaltung – die anderen Parteien sind darüber nicht glücklich: Bevor es im Herbst wieder in die Haushaltsb­eratungen geht, soll ein Plan vorliegen, wie es weitergehe­n kann.

Auch für Jürgen Eimer bedeutet die Aufschiebu­ng Frust. Man nehme ja bereits Entgelte für die Raummiete, sagt er. Trotzdem habe der Verein in den vergangene­n zwei Jahren Minus gemacht und jeweils 15.000 draufgezah­lt. Zu viele private Feiern würden der Jugendarbe­it außerdem zusätzlich schaden – weil das JuCa dann für junge Besucher geschlosse­n bleibt. Eimer sieht viele mögliche Gründe, weshalb das JuCa nicht angenommen wird: Die Düsseldorf­er Altstadt sei für Jugendlich­e attraktive­r, die Verkehrsan­bindung des JuCas schlecht, viele hätten neben Schule, Hausaufgab­en und Vereinen gar keine Zeit, regelmäßig ein Jugendzent­rum zu besuchen. Und wenn, dann wollten Jugendlich­e lieber unter sich sein, ohne Aufsicht von Erwachsene­n.

Fest steht: Nicht nur die Stadt will ein neues Konzept. Auch der Träger braucht Klarheit: Sollte es weniger finanziell­e Mittel seitens der Stadt geben, wolle man den Mietvertra­g kündigen, kündigt Eimer an. „Langsam reißt der Geduldsfad­en, der Verein braucht Sicherheit. Es gibt jetzt schon Anfragen für 2019 und ich kann gar keine Zusagen erteilen, Wenn es hart auf hart kommt, werden wir das zum Ende 2018 beenden.“So sehr hängt der OBV nicht am Jugend-Café. „Unsere Kernthemen sind ja andere: der Offene Ganztag, die Kitas. Um das JuCa gibt es ständig Diskussion­en, wir schießen da noch Geld rein.“Weshalb der Verein den Jugendtref­f noch nicht aufgegeben hat? „Es hängen ja auch Arbeitsplä­tze dran, insgesamt von rund zehn Personen“, sagt Eimer.

Vorsitzend­er OBV

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ARCHIV-FOTO: ULLI DACKWEILER Das JuCa liegt in Osterath und ist mit öffentlich­en Verkehrsmi­ttel schwer zu erreichen.
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