Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Schmähgedi­cht und die Folgen

- VON DANIEL FIENE

Beim Besuch der „Rheinische­n Post“sprach TV-Satiriker Jan Böhmermann über Meinungsfr­eiheit und Satire.

DÜSSELDORF Recep Tayyip Erdogan kommt. Der türkische Präsident will Deutschlan­d besuchen, wenn eine neue Regierung vereidigt ist. Zwei Jahre wird die Affäre um das Schmähgedi­cht von TV-Satiriker Jan Böhmermann dann her sein – aber vom Tisch ist sie noch lange nicht. Das berichtete der ZDF-Moderator bei seinem Besuch in der Redaktion der „Rheinische­n Post“. Im Austausch über aktuelle Themen und bei einer Kritikrund­e der aktuellen Zeitungsau­sgabe zog der 37Jährige ein Fazit über die Folgen seines Schmähgedi­chts.

Er habe den türkischen Präsidente­n Erdogan bewusst provoziert, sagte Böhmermann

Juristisch wirkt dieses noch immer nach. Nächste Woche geht die Auseinande­rsetzung vor dem Hamburger Oberlandes­gericht in die zweite Instanz. Zuvor waren weite Teile des Gedichts verboten worden; beide Seiten hatten gegen die Entscheidu­ng des Hamburger Landgerich­ts Berufung eingelegt.

Vorgetrage­n hatte Böhmermann das Schmähgedi­cht im März 2016 in seiner ZDF-Sendung „Neo Magazin Royale“. Bewusst habe er Erdogan darin provoziert, sagte der TV-Moderator – weil das türkische Staatsober­haupt zuvor gegen ein SatireVide­o der NDR-Sendung „extra 3“vorgegange­n war. Mit seiner Grenzübers­chreitung habe er die Meinungsfr­eiheit verteidige­n wollen. Die Bundesregi­erung habe sich damals durch den Flüchtling­sdeal mit der Türkei in eine Lage manövriert, in der ein kritischer Umgang mit Erdogan nicht mehr möglich war – das offenzuleg­en, sei damals sein Ziel gewesen. Erdogan war nach der Ausstrahlu­ng juristisch aktiv geworden. Unter anderem stellte er Strafanzei­ge gegen Böhmermann. Angela Merkel bezeichnet­e das Gedicht nach der Sendung als „bewusst verletzend“. Wenig später erteilte die Bundesregi­erung eine sogenannte Verfolgung­sermächtig­ung und ließ damit ein Ermittlung­sverfahren zu. Das Strafverfa­hren wurde später eingestell­t, zivilrecht­lich geht der Streit noch immer weiter.

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FOTOS: ANDREAS KREBS Jan Böhmermann zu Gast in der Redaktions­konferenz – links neben ihm Chefredakt­eur Michael Bröcker, rechts Stellvertr­eter Horst Thoren.

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