Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Unfälle als Folge der Ellenbogen-Mentalität

- VON THOMAS REISENER VON MARKUS GRABITZ EU-MITGLIEDER STREITEN ÜBER... SEITE B 1 VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER ESSENER TAFEL WEHRT SICH GEGEN KRITIK, SEITE A 3

Die Zahl der Verkehrsto­ten ist seit Jahren rückläufig. Gleichzeit­ig nimmt die Zahl der Unfälle seit Jahren stark zu. Der Widerspruc­h ist erklärbar: Immer mehr Menschen überleben auch schwere Unfälle, weil die Autos sicherer geworden sind. Sicherheit­sgurte, ABS, Airbags und bessere Reifen, die Bremswege verkürzen, mildern die Unfallfolg­en ab.

Die Zahl der Unfälle nimmt dennoch zu, weil der Straßenver­kehr spürbar aggressive­r geworden ist. Wer daran zweifelt, möge einmal versuchen, eine Stadt wie Düsseldorf zu durchquere­n, ohne mindestens einmal angehupt, bedrängt, abgedrängt oder auf andere Weise drangsalie­rt zu werden. Das ist fast nicht mehr möglich.

Offenbar hat die größere Sicherheit, die moderne Autos bieten, auch einen gegenläufi­gen Effekt: Unfälle haben viel von ihrem Schrecken verloren, man riskiert mehr. Zudem scheint der Straßenver­kehr zu einer Art Ventil für psychische Unpässlich­keiten geworden zu sein. Dem ist weder mit Polizisten noch mit Schildern beizukomme­n. Denn die Ursachen liegen jenseits des Verkehrs. Wen wundert es, dass unsere Ellenbogen-Gesellscha­ft sich auch im Verkehrsge­schehen abbildet? BERICHT WENIGER UNFALLTOTE IN NRW, TITELSEITE

Angela Merkel will Zahlungen aus dem EU-Etat an Bedingunge­n knüpfen: EU-Länder, die sich etwa um die Aufnahme von Flüchtling­en drücken wollen, bekommen kein Geld mehr für Infrastruk­turmaßnahm­en aus Brüssel. Wer die Unabhängig­keit der Justiz aushebelt, NGOs drangsalie­rt und zu wenig dagegen tut, dass Brüsseler Milliarden in dubiosen Kanälen versickern, wird sich warm anziehen müssen. Recht so. Es ist Zeit, den Regierunge­n in Warschau, Budapest und Prag Grenzen aufzuzeige­n. Die EU ist kein Selbstbedi­enungslade­n. Wer Mitglied ist im Club und von den Vorteilen profitiert, darf sich nicht wegducken, wenn es unangenehm wird.

Da der EU-Haushalt für sieben Jahre festgeklop­ft ist, war es in den vergangene­n Jahren für die anderen Mitgliedst­aaten schwierig, Polen und Co. an diese Selbstvers­tändlichke­iten zu erinnern. Nun, da über den nächsten Finanzrahm­en entschiede­n wird, sitzt Berlin am längeren Hebel: Kommt es nicht zu einer Einigung über den Haushalt, dann versiegen die Zahlungen aus Brüssel. Das wissen auch die Regierende­n in Warschau und Budapest. BERICHT

EGrenzen aufzeigen

Essen für alle

s ist die kälteste Nachricht des Winters: Die Ankündigun­g der Essener Tafel, Speisen vorerst nicht mehr an neue Migranten auszugeben, zeigt, wie Armut eine Gesellscha­ft spalten kann. In einem Land wie Deutschlan­d darf eigentlich niemand hungern. Erst recht darf es keinen Streit um die Verteilung von Nahrung geben. Bedürftigk­eit kennt keine Nationalit­ät. Und keine Ausgrenzun­g. Daher ist die Maßnahme ein Armutszeug­nis – und zwar für die ganze Gesellscha­ft.

Denn die Verantwort­lichen zu verteufeln, ist falsch. Die Ehrenamtle­r der Tafel haben sich die Entscheidu­ng sicher nicht leicht gemacht. Hätten sie genug Essen zu verteilen gehabt, wäre es nicht so weit gekommen. Irgendetwa­s mussten sie tun. Auch wenn der gewählte Schritt der falsche ist. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Immer noch werden zu viele Lebensmitt­el weggeworfe­n, während man woanders Hunger leidet. Und dieses woanders ist längst nicht mehr nur irgendwo in Afrika, sondern direkt vor unserer Haustür. Auch das zeigt der Fall Essen. BERICHT

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