Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

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- FOTO: SVENSIMON

Team durch das grandiose 4:3 (1:0, 3:1, 0:2) gegen Rekord-Olympiasie­ger Kanada schon die Silbermeda­ille sicher hat. „Das war ein Jahrhunder­tspiel“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Der Präsident musste beim größten Erfolg des deutschen Eishockeys auf der Tribüne selbst weinen.

Morgen im Endspiel gegen die Turnierfav­oriten der Olympische­n Athleten aus Russland (5.10 Uhr/ ZDF und Eurosport) scheint nun alles möglich. „Wir wollen mehr, wir können mehr“, sagte Deutschlan­ds bislang erfolgreic­hster OlympiaStü­rmer Patrick Hager. „Verrückte Welt. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagte Sturm völlig abgekämpft und mit feuchten Augen nach der nächsten Olympia-Sensation, nur zwei Tage nach dem 4:3 gegen Weltmeiste­r Schweden.

Beide Siege gehen schon jetzt in die Eishockey-Geschichte ein: Niemals zuvor hat eine deutsche Auswahl auch nur eine der beiden Eishockey-Großmächte bei Winterspie­len besiegt. Die sensatione­lle Bronzemeda­ille von 1976 ist endgültig übertroffe­n. „Jeder redet noch von 1976. Für die nächsten 50 Jahre wird jeder von diesem Team reden“, sagte der frühere NHL-Star Christian Ehrhoff.

Auf der Tribüne rasteten die deutschen Athleten schier aus, als der Sieg nach einer zwischenze­itlichen Gala gegen verzweifel­te Kanadier endlich perfekt war. „Am Ende sind dann alle Dämme gebrochen. Es haben wahrschein­lich noch nie so vie- le weinende Männer auf engstem Raum gestanden, zumindest habe ich es in der Form noch nicht erlebt“, sagte DOSB-Chef Hörmann. „Der Erfolg ist schon eine gefühlte Goldmedail­le. Das ist Wahnsinn, ich bin sprachlos.“

Weil sich die nordamerik­anische Profiliga NHL erstmals seit 1994 geweigert hatte, die Saison für Olympia zu unterbrech­en, fehlen allen Teams die besten Spieler. Umso unglaublic­her war die Art und Weise, mit der die nur aus DEL-Spielern bestehende deutsche Truppe den 26-maligen Weltmeiste­r teilweise auseinande­r nahm.

Nach Treffern von Brooks Macek (15. Minute), Matthias Plachta (24.), Frank Mauer (27.) und Patrick Hager (33.) – eins schöner als das andere – führte der Außenseite­r bereits 3:0 und 4:1, ehe die Kanadier im letzten Drittel noch einmal richtig Druck machten. Doch die aus den besten europäisch­en Ligen zusammenge­stellte Mannschaft kam nur noch zu zwei Toren von Mat Robinson (43.) und Derek Roy (50.). Zuvor hatte Gilbert Brule (29.) getroffen und musste vier Minuten später nach einem üblen Check gegen David Wolfs Kopf vom Eis. Der Ausgleich fiel nicht mehr.

Im Moment des größten Triumphs für das deutsche Eishockey offenbarte­n die aktuellen Lieblinge der Nation forsch, schon vor Olympia die „Mission Gold“ins Leben gerufen zu haben. Im Trainingsl­ager in Füssen wurde die WhatsAppGr­uppe der Spieler tatsächlic­h so genannt. „Ja denn, warum nicht? Warum nicht wir?“, sagte Ehrhoff zum Olympia-Finale. „Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert.“

Den für die Spieler möglicherw­eise einmaligen Erfolg in ihrer Karriere feierten sie lautstark singend auf dem Eis, in der Kabine und auf der Rückfahrt ins olympische Dorf im Bus. „Ich werde die Medaille in meinem Leben nie wieder ausziehen“, sagte Angreifer Dominik Kahun im Unwissen, mit welchem Edelmetall er am Montag tatsächlic­h nach München zurück fliegt. „Alles ist möglich“, sagte Sturm.

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Jubeschrei: Yannic Seidenberg

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