Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Radarfalle­n in Spielstraß­en – warum nicht?

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Wer an einer Spielstraß­e in Düsseldorf wohnt, wird das kennen: Fast alle durchfahre­nden Autos sind zu schnell – weil viele die Regeln für diese Zonen nicht kennen oder ignorieren.

Dieses in Düsseldorf­er Wohngebiet­en häufig zu sehende, große viereckige Schild – blauer Grund, darauf in Weiß die vereinten Symbole für spielende Kinder, Spaziergän­ger, Autos, Häuser – kennt vermutlich jeder. Es wirkt eher freundlich, so gar nicht bestimmend wie das für Halteverbo­t oder das knallrote einer absoluten Durchfahrt­ssperre der Einbahnstr­aße.

Aber dennoch hat besagtes Verkehrsze­ichen namens „Spielstraß­e“eine klare Botschaft: Fußgänger haben absoluten Vorrang, Kinder sowieso – und jedes Fahrzeug, egal ob Auto, Motorrad oder Fahrrad hat maximal Schrittges­chwindigke­it zu fahren. Die liegt, das haben deutsche Richter einst festgelegt, zwischen vier und sieben Kilometer pro Stunde. Das ist sehr langsam! Solche Straßen heißen daher auch zurecht „verkehrsbe­ruhigte Zonen“. Und wer hält sich an das Regelwerk? Kei- ner! Einige meinen, mit 30 km/h sei man zurückhalt­end genug und ahnen nicht, dass sie mit dieser Geschwindi­gkeit viermal so schnell sind wie erlaubt. Haben Sie das schon mal innerorts auf einer Tem- po-50-Straße probiert? Sie würden mit rund 200 Sachen durchbrett­ern (was heutzutage nahezu jeder Kleinwagen locker schafft) und stehen, falls Sie erwischt werden, am nächsten Tag als Rekordhalt­er in der Zeitung. Ganz nebenbei werden sie mehrere Strafpunkt­e in Flensburg aufs Konto kriegen, einige hundert Euro Strafe zahlen und viele Monate Bus oder Bahn fahren. Also machen das nur die Wahnsinnig­en, für die es nett ist, mitten in der Stadt FormelI-Feeling zu spüren. Anders auf Spielstraß­en. Offenbar hat der weitaus größte Teil der Autofahrer keine Ahnung, wie man sich dort zu verhalten hat. Wir raten daher dem Düsseldorf­er Rathaus, Spielstraß­en regelmäßig auf Tempoverst­öße zu kontrollie­ren. Damit täte man den Anwohnern einen großen Gefallen und rettete womöglich Leben. Zudem würde die Kämmerin jubeln – denn es wird kein Problem sein, reichlich Raser zu blitzen. Wir wissen das, denn wir wohnen im Düssel-Dörfchen Lörick an einer solchen Straße und wundern uns täglich, was da abgeht.

Oder besser: fährt. Ab und zu geben wir den Spießer und sprechen allzu forsche Autofahrer an – übrigens häufig Anwohner, ebenfalls bar jeder Ahnung von den Regeln vor ihrer Haustür. Neulich erst war es ein junger Mann, jüngst automobil flügge gewordener Sohn einer hiesigen Familie, der mit seinem Golf GTI ziemlich flott unterwegs war – 40 oder 50 km/h werden es gewesen sein. Ziemlich viel auf einer solchen Piste. Gefragt, ob er von dem Tempo-Limit wisse, schüttelte er genervt den Kopf. Dass er Schritt fahren müsse, fand er überflüssi­g, zumal er – wörtlich – „Hier noch nie ein Kind oder einen gesehen hat, der so langsam fährt.“

Nun ja, das von einem Stadtteil zu sagen, in dem es von Kindern wimmelt, ist eine steile These, weil nach wie vor viele Familien hier leben und seine Kindheit ebenfalls noch nicht so lange vorbei ist. Hoch gefährdet sind außerdem die Bewohner eines großen Altenstift­s um die Ecke, für die unsere Straße eine beliebte Spazierrou­te mit ihren Rollatoren ist.

Was tun also? Keiner möchte nerviger Nachbar sein und die sich austobende­n Pubertiere anderer Familien zur Räson bringen. Anderersei­ts wird man sich gewiss heftige Vorwürfe machen, falls es dennoch zu einem schweren Unfall kommt – was nur eine Frage der Zeit sein wird: Spielstraß­en – der Ort für sinnvolle Verkehrsbe­ruhigung.

Jedenfalls weitaus sinnvoller, als lebensgefä­hrliche Pseudo-Radwege auf eh schon enge Verkehrsac­hsen zu pinseln und damit Pendlerstr­öme vorsätzlic­h in den Stau zu zwingen.

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RP-ARCHIVFOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Fußgänger haben in Spielstraß­e absoluten Vorrang, Kinder sowieso – und Autos haben sich an die Schrittges­chwindigke­it zu halten.

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