Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„SPD muss Schäubles Weg weiterführ­en“

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Der Europapoli­tiker über einen Finanzmini­ster der SPD, die Chancen der großen Koalition und den Krieg in Syrien.

In der CDU herrscht großer Unmut. Haben SPD und CSU Merkel bei der Groko über den Tisch gezogen? WEBER Ich sehe vor allem die Bürger als Gewinner, weil unser Land vorankommt. Die CSU hat bereits dem Koalitions­vertrag zugestimmt. Ich bin sicher, dass die anderen folgen. Drei Kernminist­erien an die SPD, eines an die CSU – was bleibt da für Ihre Schwesterp­artei? WEBER Es geht nicht um Posten, sondern um Inhalte. Und da haben wir klare Regelungen zu allen Themen. Da muss sich auch ein SPD-Finanzmini­ster an die vereinbart­en Stabilität­skriterien halten. Der Schäuble-Weg, den wir im Koalitions­vertrag vereinbart haben, muss von seinem Nachfolger weitergefü­hrt werden. Die neue große Koalition will die Sparpoliti­k Schäubles verlassen. WEBER Nein. Wir werden den Reformkurs fortsetzen, aber nicht zusätzlich sparen, weil wir in Europa 2,5 Prozent Wachstum haben. Die Europoliti­k ist erfolgreic­h. Was fehlt, sind Investitio­nen. Und die haben wir vereinbart. Der Koalitions­vertrag liest sich wie ein fulminante­s Ausgabenpr­ogramm auf Kosten der Steuerzahl­er. WEBER Ich erwarte von einem künftigen SPD-Finanzmini­ster, dass er sich öffentlich zu Stabilität und der schwarzen Null bekennt. Zuvor muss die SPD-Basis noch zustimmen. Sind Sie da sicher? WEBER Es gibt das klare Signal der Menschen: „Hört auf mit der parteipoli­tischen Selbstbesp­iegelung.“Die SPD-Basis wird es beherzigen und zustimmen. Noch nie ist eine Partei so unwillig in eine Koalition gegangen wie die SPD? WEBER Es geht doch um die Frage, ob wir gestalten oder Angst machen wollen. Ich bin fürs erstere. Und der Koalitions­vertrag ist ein klares Bekenntnis zu einem starken Staat, der die Bürger schützt, die Justiz stärkt, mehr Polizisten einstellt und bei der Zuwanderun­gspolitik auf Kontrolle setzt. Und er ist zugleich ein Signal für ein starkes Europa. Nach zwei Jahren an der Regierung wollen Union und SPD den Koalitions­vertrag noch einmal neu überprüfen. Etwa, um Angela Merkel stürzen zu können? WEBER Wenn die SPD zustimmt, bin ich sicher, dass die Koalition vier Jahre hält und in dieser Zeit Angela Merkel Bundeskanz­lerin bleibt. Sie tut Deutschlan­d und Europa gut. Und ihre Nachfolger­in heißt Annegret Kramp-Karrenbaue­r? WEBER Sie ist als Generalsek­retärin eine hervorrage­nde Wahl und steht für einen Aufbruch in der CDU. ... und wird Kanzlerkan­didatin der Union für 2021? WEBER Ich spekuliere nicht. Ich finde, auch eine ganze Reihe Namen der CDU für das neue Kabinett sind starke Persönlich­keiten für die Zukunft. In Europa geht es zurzeit um den Haushalt, eine Billion Euro bis 2027. Die Niederländ­er plädieren für weniger Ausgaben. Sie auch? WEBER Das ist zu einfach. Das Geld in der EU ist gut angelegt. Mit dem europäisch­en Haushalt werden die ländlichen Räume stabilisie­rt, soziale Programme und Weiterbild­ung finanziert oder die Forschung gefördert. Das ist sehr wertvoll. Wollen Sie neue Steuern für Europa? WEBER Das ist nicht die erste Frage. Die lautet: Was brauchen wir für Europa? Wenn wir sinnvolle Ziele haben, dann können wir später einmal zusätzlich­e Einnahmen schaffen wie die Finanztran­saktionsst­euer. Die kann aber nur funktionie­ren, wenn sie unseren Finanzplät­zen nicht schadet. Merkel hat Assad Massenmord vorgeworfe­n. Erschwert das eine Lösung für Syrien? WEBER Die Kanzlerin hat völlig recht. Der Diktator Assad führt einen Krieg gegen das eigene Volk. Die internatio­nale Gemeinscha­ft muss ihn stoppen. Und die Bombardier­ung der syrischen Bevölkerun­g liegt nicht im Interesse des AssadFreun­ds Putin. Sehen Sie eine Chance für Frieden? WEBER Das Land ist kriegsmüde und braucht dringend einen Wiederaufb­au. Das könnte der Hebel sein. Denn Geld für den Wiederaufb­au wird wohl zum Teil aus Europa kommen. Wir werden helfen, aber wir können auch Bedingunge­n stellen. Das ist die Chance für Syrien. Die UN-Resolution vom Wochenende war ein erstes wichtiges Signal. MARTIN KESSLER UND STEFAN WEIGEL FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

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FOTO: ANDREAS KREBS Manfred Weber (45) ist Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i im Europaparl­ament.

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