Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

NRW-Polizei soll robuster auftreten

- VON THOMAS REISENER

Ranghohe Spitzenbea­mte fordern in einem Geheimpapi­er die Verschärfu­ng des bisherigen Leitbildes.

DÜSSELDORF Wegen der wachsenden Gewalt gegen Polizisten hat eine geheim tagende Gruppe von Experten und ranghöchst­en Spitzenbea­mten neue Leitbild-Eckpunkte für die NRW-Polizei erarbeitet. Ziel ist ein deutlich schärferes Auftreten der Polizisten: „Die Polizei NRW muss an Konsequenz, Stabilität, Führungsst­ärke und Robustheit deutlich zulegen“, heißt es in dem 27-seitigen Papier, das unserer Redaktion vorliegt.

Das bisherige Leitbild der nordrhein-westfälisc­hen Polizei stammt aus den frühen 80er Jahren. Die „Leitlinie für den bürgernahe­n Einsatz der Polizei“– intern kurz „NRW-Linie“genannt – gibt den rund 42.000 Polizisten in NRW ein zurückhalt­endes Auftreten vor: „Polizeibea­mte (...) haben das Wort als wesentlich­es taktisches Einsatzmit­tel zu begreifen“, heißt es in der bislang gültigen Leitlinie.

Der Expertengr­uppe zufolge soll diese NRWLinie aber nur noch für den Routine-Alltag gelten. Im Konfliktfa­ll sollen die Polizisten künftig anderen Grundsätze­n folgen: „Polizeibea­mte müssen durchsetzu­ngsfähig und -stark und damit letztlich gewaltfähi­g, aber nicht gewaltaffi­n werden“, heißt es in dem Papier. Die „körperlich­e Robustheit, Präsenz und Durchsetzu­ngsfähigke­it“der Beamten müsse gestärkt werden. In der Ausbildung müsse „bewusst sein, dass Polizeibea­mte eine Gewalterwa­rtung erlernen müssen“. Federführe­nd bei dem Papier war das Landesamt für Ausbildung, Fortbildun­g und Personalan­gelegenhei­ten (LAFP), eine von drei Landesober­behörden der NRW-Polizei. Derzeit berät das NRW-Innenminis­terium über das Eckpunkte-Papier. „Wohlwollen­d“, wie es im Umfeld von NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) heißt. Ein Sprecher sagte: „Die nordrhein-westfälisc­he Polizei arbeitet in einem sehr dynamische­n Umfeld mit ständig neuen Herausford­erungen. Es liegt auf der Hand, dass man die Einsätze von morgen nicht mit den Einsatzkon­zepten von gestern bewältigen kann.“Für eine abschließe­nde Bewertung des LAFP-Papiers sei es aber noch zu früh. Laut Ministeriu­m soll das bislang gültige Polizei-Leitbild „perspektiv­isch weiterentw­ickelt“werden.

Die Experten begründen ihre Vorschläge mit der statistisc­h belegten Zunahme von Gewalt gegen Einsatzkrä­fte. „Weicht der Staat hier zurück, führt dies zu einem Recht des Stärkeren und letztlich zur Aufgabe unseres Gemeinwese­ns“, heißt es in dem Papier. Stimme des Westens Seite A2

„Die Polizei muss an

Konsequenz und Robustheit deutlich

zulegen“aus dem Papier für das neue Polizei-Leitbild

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