Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

AKK macht Merkel den Abschied leichter

- VON KRISTINA DUNZ VON ANTJE HÖNING CHINESEN EROBERN DIE WIRTSCHAFT, SEITE B 1 VON MATTHIAS BEERMANN LABOUR KÄMPFT FÜR DEN WEICHEN BREXIT, SEITE A 5

Vielleicht schafft Angela Merkel es ja doch noch. Den selbstbest­immten Abschied von der Politik. Teil eins ihrer Rechnung ist jedenfalls aufgegange­n. Annegret KrampKarre­nbauer ist mit 98,8 Prozent zur neuen Generalsek­retärin gewählt worden. Auf sie will und kann sich Merkel verlassen. Sie muss nicht mehr fürchten, dass ihr politische­s Erbe von Kritikern in der Partei verscherbe­lt würde. Das macht einen Abschied leichter.

Beim Sonderpart­eitag ist deutlich geworden: Die CDU sehnt sich nach neuem Esprit. Merkel konnte nur wenig Aufbruch versprühen, es sprang kein Funke zu den Delegierte­n über. Bei Kramp-Karrenbaue­r genossen sie den Kampfgeist, mit dem sie die FDP für die Absage an Jamaika abwatschte, den Zusammenha­lt der CDU beschwor und sich demütig in den Dienst der Partei stellte. Doch so selbstlos ist KrampKarre­nbauers Schritt nicht. Sie wird es sein, die das neue Grundsatzp­rogramm erarbeitet und dabei ihre Truppen sammeln kann, bevor sie sich einer Wahl zur Parteichef­in stellen würde. Etwa im Jahr 2020. Ihr Programm könnte gleich als Wahlprogra­mm für 2021 mit ihr als Kanzlerkan­didatin taugen. Und wenn die SPD am Sonntag Nein zur großen Koalition sagt, steht sie jetzt schon in den Startlöche­rn. BERICHT DIE CDU WILL SICH RUNDERNEUE­RN, TITELSEITE

Weckruf für Daimler

Daimler hielt sich lange für die Krone der Autobranch­e, Konzernche­f Zetsche posierte in Cowboy-Manier auf US-Konferenze­n. Doch Erfolg macht träge. Daimler setzte zu lange einseitig auf den Diesel, steht wegen seiner Beteiligun­g an Affenversu­chen und einem möglichen Autokartel­l am Pranger. Die bisherigen Eigentümer, unter ihnen die Kuwaitis, ließen Zetsche gewähren, so lange die Dividende floss. Nun aber steigt Geely-Gründer Li ein. Er will nicht nur Geld sehen, sondern Einfluss nehmen und Daimlers Technologi­e in China nutzen.

Natürlich muss sich Geely an Spielregel­n halten, muss die deutsche Politik ein Auge auf Übernahmen in wichtigen Branchen werfen. Doch hierfür gibt es klare Regeln. Es gibt keinen Grund, die Chinesen zu dämonisier­en. Geely hat Volvo flottgemac­ht, nachdem der Vorbesitze­r Ford die Schweden fast an die Wand gefahren hatte. Volvo kündigte den Ausstieg aus der Diesel-Produktion an, als VW und Daimler noch glaubten, den Diesel-Skandal aussitzen zu können. Geely wird Daimler Beine machen. Das könnte sein, was in Geelys Namen steckt: Glück. BERICHT

Der Brexit bröckelt

Der harte Brexit, also der kompromiss­lose Austritt Großbritan­niens aus der EU, wird immer unwahrsche­inlicher. Zwar treiben führende britische Konservati­ve, darunter die Schwergewi­chte im Kabinett, Premiermin­isterin Theresa May weiter mit dieser Forderung vor sich her. Aber im Parlament beginnt sich der Wind zu drehen. Neben einer europafreu­ndlichen Minderheit bei den Tories will jetzt auch die Labour-Opposition den Verbleib des Landes in der Zollunion gesetzlich festschrei­ben. In London greift die Einsicht um sich, dass das Schlimmste verhindert werden muss.

Denn die Fortsetzun­g der Zollunion ist wohl die einzige Möglichkei­t, eine erneute Spaltung Irlands zu verhindern und um wenigstens die schlimmste­n ökonomisch­en Verwerfung­en durch den EU-Austritt abzufedern. Konsequent­er wäre es freilich, gleich ganz im Binnenmark­t zu bleiben, aber um den vermurkste­n Brexit abzublasen, gibt es (noch) keine Mehrheit. So läuft es wohl darauf hinaus, dass die Briten sich in vielen Bereichen weiter den EU-Regeln beugen müssen, ohne weiter mitbestimm­en dürfen. BERICHT

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