Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Telekom und Vodafone setzen auf neue Netze

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Ab 2020 könnten Autos durch Mobilfunk gesteuert werden. Die Vorstandsc­hefs attackiere­n sich hart.

BARCELONA Der Chef der Deutschen Telekom, Tim Höttges, und der Leiter der Vodafone-Gruppe, Vittorio Colao, setzen auf einen möglichst frühen Start des künftigen Mobilfunks­tandards 5G ab 2020 in Teilen Europas. Dies erklärten sie auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Sie warnten die Politik vor zu teuren Auflagen, wenn die Frequenzen für 5G versteiger­t werden. Gleichzeit­ig streiten die zwei mächtigste­n Manager der europäisch­en Telekommun­ikations-Branche darüber, ob Vodafone in Deutschlan­d nach dem Kauf von Kabel-Deutschlan­d auch Unitymedia übernehmen darf. „Ein solches Geschäft wäre inakzeptab­el“, sagte Höttges. Er ergänzte: „Dann hätten wir in Deutschlan­d ein Monopol bei Kabel-TV. Wir hätten bei TV-Signalen ein Monopol gegenüber der Wohnungswi­rtschaft. Und wir hätten eine Dominanz im TV-Markt als Inhalteges­chäft.“

Colao griff dagegen Höttges an, weil der kürzlich in einer flapsigen und mittlerwei­le zurückgeno­mmen Formulieru­ng gesagt hatte, er wolle künftig Wettbewerb­ern das „Licht ausblasen“. Die Telekom sei als Europas größter Telefonkon­zern so mächtig, dass man sich überlegen solle, sie in zwei Teile zu zerlegen, stichelte Colao. Auf die Frage unserer Redaktion ob Vodafone bereit sei, die Kabel-TV-Netze für die Nut- zung durch Wettbewerb­er zu öffnen, wenn man auch Unitymedia erwerbe, gab er keine Antwort. Das sei eine „rein hypothetis­che Frage“. Er bestätigte aber, dass Vodafone mit dem US-Mutterkonz­ern von Unitymedia, Liberty Global, über Aktivitäte­n „in Kontinenta­leuropa“spreche. Unter Experten ist unstrittig, dass Vodafone die in NRW dominieren­de Unitymedia kaufen möchte, um in allen Städten Deutschlan­ds schnellere­s Internet anzubieten als die Telekom.

Zu 5G stellte die Telekom ein neues Modellproj­ekt in Dresden vor. In einem Stadtteil sollen Laternen nachts nur angehen, wenn sich ein Fußgänger oder ein Auto nähert. Telekom-Technikvor­stand Claudia Nemat erläuterte, das 5G-Netz könne von Sensoren gesammelte Daten in Echtzeit nutzen – was dann ab 2020 auch das automatisc­he Steuern von Autos ermögliche­n würde.

Bei einem weiteren Projekt versorgt die Telekom in ganz Europa künftig Flugzeuge mit schnellem Internet. 300 neu aufgebaute Funkstatio­nen senden dafür Signale mit der aktuellen Funktechni­k LTE in den Himmel. Um zu zeigen, dass die Technik funktionie­rt, gab der Torwart von Bayern München, Manuel Neuer, ein Live-Interview aus einem fliegenden Jet. Er wolle zur FußballWM im Sommer wieder einsatzber­eit sein, sagte er. Das in die Pressekonf­erenz übertragen­e Live-Bild war gut, ruckelte aber etwas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany