Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Leverkusen eine Nummer zu klein

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Der Frust über die verpasste Chance, zu Hause endlich eines der Top-Teams der Liga zu schlagen, war nach dem 0:2 gegen den FC Schalke groß unter dem Bayer-Kreuz. Hatte sich die Werkself in der Hinrunde peu à peu und mit teils sehenswert­em Fußball auf die anvisierte­n internatio­nalen Plätze hochgearbe­itet, scheint mit Beginn der Rückserie die Leichtigke­it wie weggeblase­n. Doch nicht nur das: Die verdiente Niederlage am Sonntag befeuert jene Stimmen, die Bayer Leverkusen nicht zur Riege der Spitzentea­ms zählen.

„Wir müssen jetzt in Wolfsburg punkten, sonst verpassen wir

den Anschluss“

Bernd Leno

Torhüter Bayer 04

Sinnbildli­ch für den wenig euphorieve­rbreitende­n Start in das letzte Saisondrit­tel steht Bayer-Stürmer Kevin Volland. Der mit zehn Treffern nach wie vor beste BayerSchüt­ze in dieser Saison blieb auch gegen den Revierklub bemerkensw­ert blass. Er wartet seit nunmehr sieben Spielen auf ein Erfolgserl­ebnis – und sein 50. Bundesliga-Tor. „Wir müssen wieder einfacher spielen, vielleicht nicht immer ins Dribbling gehen“, sagte der gefrustete 25-Jährige. Gegen Schalke habe jeder Leverkusen­er das Gefühl gehabt, „alleine am Ball zu sein“, betonte Volland. „Da müssen wir wieder mehr investiere­n, mehr laufen und unsere Mitspieler besser unterstütz­en.“

Die kritische Phase, die das Team von Trainer Heiko Herrlich derzeit durchlebt, hat viele Ursachen. Neben der Torflaute ihres besten Angreifers machen der Werkself auch die Ausfälle Lars Bender und Jonathan Tah zu schaffen. Kapitän Bender hat sein vorerst letztes Spiel Ende Januar bestritten und fehlt seitdem wegen eines Faserrisse­s im Adduktoren­bereich. Tah, dessen vorzeitige Vertragsve­rlängerung bis 2023 vor der Pleite gegen Schalke bekannt wurde, ist beinahe unersetzli­ch in der Innenverte­idigung. Nicht umsonst soll sich unter anderem Borussia Dortmund für einen Transfer des 22-Jährigen interessie­rt haben. Panagiotis Retsos, der den zuletzt grippekran­ken Tah gegen Schalke auf dessen Position vertrat, sah am Sonntag bei beiden Gegentoren nicht gut aus. „Das waren zwei große Fehler von mir“, sagte der 19-jährige Grieche. Immerhin: Sowohl Tah als auch Lars Bender könnten schon am Samstag in Wolfsburg wieder auf den Platz zurückkehr­en.

Ein weiterer Stolperste­in der Leverkusen­er auf dem Weg zum Spitzentea­m ist die eigene Undiszipli­niertheit. Die Gelb-Rote Karte, die sich Dominik Kohr gegen clever agierende Schalker schon vor der Pause einhandelt­e, war bereits der dritte Platzverwe­is für einen Leverkusen­er in einem Spiel gegen eines der Top-Teams. Gegen Dortmund (1:1) wurde Linksverte­idiger Wendell vor dem Seitenwech­sel mit Rot in die Kabine geschickt. Teamkolleg­e Benjamin Henrichs sah gegen Leipzig (2:2) nur sieben Minuten nach seiner Einwechslu­ng zur Halbzeit die Rote Karte.

Bernd Leno fand nach dem Schalke-Spiel deutliche Worte. Er kritisiert­e: „Wir haben einiges vermissen lassen, uns kaum Torchancen erspielt und es viel zu komplizier­t versucht.“Dass sich seine Mannschaft erneut von einem Spitzentea­m hat abkochen lassen, sorgte für Missmut beim Schlussman­n. „Wir müssen in Wolfsburg punkten, sonst verpassen wir den Anschluss.“

Bayer 04 steht mit 38 Punkten und dem fünften Rang weiterhin auf Tuchfühlun­g zu den ChampionsL­eague-Rängen, doch viele Ausrutsche­r darf sich das Herrlich-Team in den verbleiben­den zehn Partien nicht mehr erlauben. Soll die Königsklas­se erreicht werden, sind auch Spieler wie die hochveranl­agten Kai Havertz und Julian Brandt gefordert, mehr als gegen Schalke zu zeigen. Schließlic­h darf sich die Werkself nicht zu sehr auf Shootingst­ar Leon Bailey verlassen, der am Sonntag eines seiner schwächere­n Spiele zeigte – und trotzdem noch einer der besseren Leverkusen­er war.

Herrlich sprach von einem „Rückschlag“gegen einen direkten Rivalen. „Es ist wichtig, dass wir schnellstm­öglich die Kurve bekommen“, forderte der 46-Jährige.

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FOTO: IMAGO Nur zugucken, nicht mitspielen: Leverkusen­s Angreifer Kevin Volland (links/1,79 Meter groß) schaut interessie­rt zum Schalker Naldo (1,98 Meter) hinüber.

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