Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

INTERVIEW MICHAEL STAADE „Eishockey-Helden gibt es nicht ohne Förderung“

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Der Präsident der Düsseldorf­er EG über Euphorie nach dem Erfolg des Nationalte­ams, Aufnahmest­opp in der Jugendabte­ilung und Hallenster­ben.

DÜSSELDORF Die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft hat bei den Winterspie­len in Südkorea mit dem Gewinn der Silbermeda­ille Historisch­es geleistet. Doch wie kann die Sportart hierzuland­e nachhaltig einen Nutzen aus dem Erfolg ziehen? Michael Staade ist seit 2014 Präsident der Düsseldorf­er EG. Der 51-Jährige warnt vor zu großen Hoffnungen. Herr Staade, steht bei der DEG seit dem vergangene­n Wochenende das Telefon nicht mehr still, weil Eltern ihre Kinder nach dem Auftritt der Nationalma­nnschaft zum Eishockey anmelden wollen? STAADE (lacht) Es hält sich in engen Grenzen. Die Gespräche würden aber leider auch nicht besonders lang dauern. Sie haben kein Interesse an neuen Mitglieder­n? STAADE Ich glaube, es kann sich keine Sportart außerhalb des Fußballs leisten, so arrogant aufzutrete­n. Nein, es liegt hauptsächl­ich daran, dass wir mittlerwei­le an Kapazitäts­grenzen angelangt sind. Wir hatten auch schon vor den Olympische­n Spielen einen extrem guten Zulauf. Wir wissen nur nicht, wie wir das logistisch hinbekomme­n sollen. Wir haben 350 aktive Spieler, darunter 280 Kinder und Jugendlich­e. Sie haben doch zwei Eisflächen zur Verfügung. STAADE Genau – zwei Eisflächen. Das ist natürlich ein Witz, wenn sie sich den sogenannte­n Eisbelegun­gsplan ansehen. Nehmen wir mal an, der Trainer der Profimanns­chaft ordnet eine zusätzlich­e Einheit am Nachmittag an, dann hat das weitreiche­nde Konsequenz­en. Dann fällt dadurch das Training für eine Nachwuchsm­annschaft aus, oder öffentlich­e Eiszeit wird gestrichen. Es gibt bei uns zum Beispiel kein zweites Frauenteam, weil wir es nicht unterbekom­men. Das hört sich nicht nach anhaltende­r Euphorie an. STAADE Doch, doch. Wir sind alle total euphorisch. Im Ernst: Es ist so wichtig, dass Eishockey mal wieder im Blick einer breiteren Öffentlich­keit steht. Dadurch ergibt sich die Chance, wichtige Diskussion­en in Gang zu bekommen. Ihre Forderung an die Politik? STAADE Ich nehme mir nicht heraus, große Forderunge­n zu stellen und bin gerade der Stadt Düsseldorf dankbar für die Unterstütz­ung. Ich sage nur: Eishockey-Helden gibt es nicht ohne Förderung. An der Brehmstraß­e gibt es zum Beispiel einen Kraftraum, der ist 50 Jahre alt – das ist keine Basis, um Leistungss­port anzubieten. In vielen anderen Städten in der Region gibt es das Problem, dass es keine Eishallen gibt oder sie werden geschlosse­n.

GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: BRETZ Präsident der Düsseldorf­er EG: Michael Staade.

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