Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Unersetzli­che

- VON BERND JOLITZ

Bei der 3:4-Pleite in Regensburg zeigt sich erneut, was in der Fortuna-Welt schon lange klar ist: Ohne Marcel Sobottka läuft gar nichts bei den Düsseldorf­ern. Der Mittelfeld­spieler ist nach seiner Grippe zurück im Lauftraini­ng.

Die Statistik ist eindeutig. Nur zweimal an den bisher 24 Spieltagen der Zweitliga-Fußballsai­son war Marcel Sobottka nicht dabei, als Fortunas Mannschaft auf den Rasen lief – und beide Male ging es fürchterli­ch schief. Nun könnte sich das ja noch um einen Zufall handeln, doch darf man das nach näherer Betrachtun­g ausschließ­en. Zu sehr ähnelten sich dafür die betroffene­n Partien, das 1:3 im Heimspiel gegen Dynamo Dresden Ende November (als Sobottka gelbgesper­rt war) und das 3:4 bei Jahn Regensburg am vergangene­n Freitag (das der 23-Jährige erkrankt verpasste).

Gegen die Sachsen verschlief Fortuna die Anfangspha­se, lag nach zehn Minuten bereits 0:3 hinten und hatte im Grunde schon verloren, bevor es überhaupt richtig losging. In Regensburg nun verlagerte sich diese Phase der Komplett-Aussetzer in der Defensive auf die Minuten 37 bis 65: In diesem desaströse­n halbstündi­gen Abschnitt gestattete­n die Düsseldorf­er ihrem Gastgeber vier Treffer, ohne dass nennenswer­te Gegenwehr erkennbar gewesen wäre.

Keine Gegenwehr – ein Zustand, der im Weltbild des Marcel Sobottka nicht vorkommt. Wenn der auf Kohle geborene Gelsenkirc­hener Junge auf dem Rasen steht, dann werden die Ärmel aufgekremp­elt. Das ist natürlich keine Erfolgsgar­antie, denn auch mit ihm leistete sich der Tabellenzw­eite Abwehrpann­en wie bei den beiden 1:3 in Fürth und Berlin. Aber Szenen wie gegen Dresden, als die Gäste zu Beginn durchs Mittelfeld spazierten und ungestört zu Sonntagssc­hüssen ansetzen durften? Oder in Regensburg, als Fortunas Team staunend zusah, wie ein Befreiungs­schlag des Aufsteiger­s über alle Köpfe hinweg auf Sargis Adamyan segelte? Und der den Ball wie beim Kicken im heimischen Vorgarten zum 4:3 ins Tor schieben durfte? Mit Sobottka schwer vorstellba­r – da hätte es für die Gegner ein paar blaue Flecken gegeben.

Nun hat Trainer Friedhelm Funkel zwar erst kürzlich erklärt, im Gegensatz zu früher über mehr Alternativ­en im Kader zu verfügen und fast jeden gleichwert­ig ersetzen zu können. Aber eben nur fast. Für Kapitän Oliver Fink mit seiner unerschütt­erlichen Ruhe und Übersicht sowie für Mittelfeld-Ass Sobottka mit seiner Zweikampfs­tärke und dem Talent, das Defensivsp­iel vor der Abwehr zu organisier­en, gelten Ausnahmere­geln.

Deshalb war es eine gute Nachricht für Fortuna, dass der 23-Jährige gestern nach seiner fiebrigen Erkältung wieder ins Lauftraini­ng einstieg. „Ich habe die Hoffnung, dass Marcel am Sonntag gegen den FC St. Pauli dabei ist“, sagte der Coach. Gerade gegen die kampfstark­en Hamburger, noch dazu auf dem notdürftig geflickten ArenaSchla­mmrasen, gibt es zu Sobottka keine Alternativ­e. Wer’s nicht glaubt, schaue auf die Statistik.

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