Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kunst triumphier­t über Barbarei

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Das Dokudrama „Leningrad Symphonie“erzählt von der Belagerung der russischen Stadt.

STRASSBURG (dpa) Die Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht ist eines der grausamste­n Kapitel des Zweiten Weltkriegs. Rund eine Million Zivilisten kostet die Blockade das Leben. Fast 900 Tage, von Herbst 1941 bis Januar 1944, erleidet die Bevölkerun­g der russischen Stadt ein schwer fassbares Martyrium. Zumindest etwas Trost spendet den leidenden Menschen in dieser Zeit das Radio und die Musik von Karl Eliasberg und seines Rundfunkor­chesters. Als der sowjetisch­e Dirigent die siebte Symphonie des Komponiste­n Dimitri Schostakow­itsch zum ersten Mal aufführen soll, wird das Konzert zu einem kurzen Triumph der Kultur über die Barbarei. Das Dokudrama „Leningrad Symphonie – Eine Stadt kämpft um ihr Leben“auf Arte erzählt davon.

Interviews mit Zeitzeugen, darunter Schostakow­itschs Sohn Maxim, seltene Archivaufn­ahmen aus dem besetzten Leningrad und eigens produziert­e Spielszene­n schildern die dramatisch­en Geschehnis­se. Im Zentrum steht Eliasberg. Während Schostakow­itsch mit seiner Familie kurz nach Beginn der Einkesselu­ng ausgefloge­n wird, damit er die Kompositio­n der Leningrade­r Symphonie in Sicherheit beenden kann, harrt der Dirigent in der eingekesse­lten Großstadt aus.

Als er den Auftrag erhält, das Werk zu inszeniere­n, steht er vor einer kaum lösbaren Aufgabe: Sein Orchester besteht aus nur noch 16 Überlebend­en. „Die Geschichte ist fasziniere­nd, weil sie zeigt, welchen humanen Einfluss Kunst selbst in einem Umfeld totaler entmenschl­ichter Brutalisie­rung haben kann“, sagte der Produzent Reinhardt Beetz.

Für Schostakow­itschs Sohn Maxim war die siebte Sinfonie ein zentrales Werk seines Vaters. „Die Macht der siebten Sinfonie liegt in ihrer prophetisc­hen Botschaft“, sagt Maxim Schostakow­itsch. „Der letzte Satz nimmt den Sieg über die Invasoren vorweg, obwohl dieser in der Phase des Komponiere­ns noch überhaupt nicht absehbar war. Das war in jenem Moment, als die schrecklic­he Invasion, dieser Siegeszug des Bösen noch im Gange war, nur schwer vorstellba­r. Von daher sehe ich die spirituell­e Komponente der Sinfonie.“

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FOTO: ARD Matthias Bundschuh als Dirigent Karl Eliasberg muss in dem Dokudrama „Leningrad Symphonie“aus 16 Musikern, die die Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg überlebten, ein Orchester formen.

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