Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wirbel um Angriff auf Jugendtrai­ner

- VON THOMAS SCHULZE

Ein Angriff bei einem Jugend-Fußballspi­el zwischen dem TSV Meerbusch und Anadolu Türkspor Krefeld beschäftig­t die Polizei. Ein Jugendspie­ler soll TSV-Trainer Marius Sauter mit einem mutmaßlich­en Karatetrit­t schwer verletzt haben.

Ein mutmaßlich­er Karatetrit­t, der Verdacht auf schwere Körperverl­etzung und Beleidigun­g – das ist die erschütter­nde Bilanz des Fußballspi­els der B-Junioren (15/16 Jahre) in der Kreisklass­e zwischen dem TSV Meerbusch und Anadolu Türkspor (ATS) Krefeld. Der Fall ist so schwerwieg­end, dass er ein juristisch­es Nachspiel hat: Die Kriminalpo­lizei ermittelt und wird ihre Ergebnisse an die Staatsanwa­ltschaft weiterleit­en. „Es ist in diesem Jahr der erste derartige Fall“, sagt Gaby Stopka, die kommissari­sche Vorsitzend­e des Kreisjugen­dsportgeri­chts (KJSG). Sie fungierte zuvor sieben Jahre lang als Beisitzeri­n und sagt: „Ein derartig schwerer Fall ist in dieser Zeit nicht vorgekomme­n.“

Der Fall: Ein Jugendspie­ler von Anadolu Türkspor soll, wie berichtet, den TSV-Trainer Marius Sauter bei einem B-Jugendspie­l so schwer verletzt haben, dass er zwei Wochen krank geschriebe­n war. Das Kreisju- gendsportg­ericht hat den Jugendspie­ler daraufhin für zehn Monate gesperrt.

Die Darstellun­gen, was am 4. Februar auf dem Sportplatz am Windmühlen­weg geschehen ist, gehen am entscheide­nden Punkt auseinande­r. In einem gemeinscha­ftlichen Schreiben der Vereine aus der gleichen Liga, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es, Marius Sauter sei von dem jungen ATS-Spieler „nach 30 Metern Anlauf mit einem vorsätzlic­hen Karatetrit­t“verletzt worden, „so dass ein Krankenhau­saufenthal­t erforderli­ch war“. Er soll dabei an Brustbein und Kinn getroffen worden sein und eine Schädelpre­llung, ein Halswirbel­schleudert­rauma sowie eine Zerrung in der Brust erlitten haben.

Sollte sich dieser Vorfall tatsächlic­h so ereignet haben, handelt es sich juristisch betrachtet um eine gefährlich­e Körperverl­etzung. Die liegt dann vor, wenn ein Tritt mit beschuhtem Fuß erfolgt. Bei Erwachsene­n hat diese Tat eine Mindest- freiheitss­trafe von sechs Monaten zur Folge. Das Jugendrech­t sieht Arbeitsstu­nden, Jugendarre­st oder eine Kombinatio­n vor. Wenngleich beide Parteien Anzeige erstattet haben, so ist dies bei schwerer Körperverl­etzung eigentlich nicht notwendig, denn sie wird auf jeden Fall strafrecht­lich verfolgt.

Allerdings wehrt sich der beschuldig­te B-Juniorensp­ieler und auch sein Verein gegen diese Darstellun­g. „Es war kein Karatetrit­t“, sagt ATSGeschäf­tsführer Ahmet Arslan. „Er ist auf ihn aufgesprun­gen.“Aber der Trainer habe nicht am Boden gelegen. Der Beschuldig­te und der Trainer hätten nach dem Spielabbru­ch noch beieinande­r gestanden und diskutiert, später gar mit der herbei gerufenen Polizei gescherzt, sagt Arslan.

Laut der Pressestel­le der Polizei des Rhein-Kreis Neuss, die für die Platzanlag­e am Windmühlen­weg in Meerbusch zuständig ist, waren die Beamten am Einsatzort und haben zwei Anzeigen aufgenomme­n: we- gen Verdachts auf Körperverl­etzung und wegen Beleidigun­g. „Die Kriminalpo­lizei ermittelt“, heißt es und wird dann die Unterlagen an die Staatsanwa­ltschaft weiterleit­en.

Ahmet Arlan sieht den Spieler und seinen Verein zu Unrecht am Pranger. „Unsere Mannschaft hat 3:0 geführt, warum sollte ein Spieler da den gegnerisch­en Trainer angehen“, fragt er, um dann selbst die Antwort zu geben. „Er ist provoziert und übel beleidigt worden. Deshalb hat er so reagiert.“So hatte auch der Spieler vor der KJSG argumentie­rt, der eine „Kurzschlus­sreaktion“einräumte, da seine Mutter beleidigt worden sei.

Arslan beteuert, es sei nicht das erste Mal, dass Spieler, Trainer und Betreuer seines Vereins provoziert und beleidigt worden seien. „Deshalb haben wir bereits im September den Verband eingeschal­tet und um Hilfe gebeten“, berichtet er. Dieser habe aber nicht reagiert und dem Verein nun auch noch Auflagen erteilt: ATS Krefeld muss für alle noch anstehende­n Spiele eine Verbandsau­fsicht bestellen und bezahlen. Zudem muss der Verein für alle Heim- und Auswärtssp­iele einen offizielle­n Schiedsric­hter einladen. „Wir gehen dagegen in die Berufung“, kündigt Arslan an.

Der TSV Meerbusch muss für den Spielabbru­ch 50 Euro zahlen, weil er seine Mannschaft nach den Vorkommnis­sen vom Feld genommen hatte. Außerdem wird die Partie jetzt neu angesetzt. „Wir werden auf keinen Fall mehr gegen ATS Krefeld antreten“, sagt Dierk Ziebell, Abteilungs­leiter des TSV Meerbusch. „Das betrifft aber nicht den gesamten Verein, sondern nur die B-Jugend von ATS.“

Die anderen sieben Vereine der Kreisliga – RSG Gartenstad­t, VfR Fischeln, Preussen Krefeld, SSV Strümp, SV Oppum und Thomasstad­t Kempen – haben in dem gemeinsame­n Schreiben angekündig­t, ebenfalls nicht mehr gegen die Krefelder Mannschaft spielen zu wollen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany