Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Streit in Düsseldorf über Luther-Installati­on

- VON NORBERT STIRKEN

Der Künstler Adolf Luther wusste besser als manch anderer, wohin Streitigke­iten führen können. Der Wegbereite­r kinetische­r Kunst und Optical Art aus Uerdingen war in seinem ersten Leben Richter. Den Beruf gab er 1957 auf, um sich ganz seiner Passion zu widmen. Seine Werke sind vielerorts im öffentlich­en Raum zu finden – auch am Düsseldorf­er Hauptbahnh­of. Über diese Installati­on gibt’s Ärger.

Die Deckeninst­allation in der Eingangsha­lle des Düsseldorf­er Hauptbahnh­ofs des bekannten Krefelder Künstler Adolf Luther ist ein Geschenk der Bürgerscha­ft aus der Landeshaup­tstadt. Die Deutsche Bahn ist sich der symbolisch­en Bedeutung dieser Geste und des künstleris­chen Werts des kinetische­n und beleuchtet­en Objekts offenbar nicht bewusst. Sie hat das Kunstwerk über die Jahre regelrecht verkommen lassen.

Das rief jetzt die Düsseldorf­er Kulturpoli­tiker auf den Plan. Vertreter des Stadtrates und Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe machten jetzt ihrem Ärger Luft und appelliert­en an den Eigentümer, das wertvolle Kunstwerk auch aus dem Grund wieder instandzus­etzen, weil es gleichsam die Besucher an einem Einfallsto­r der Stadt begrüßt.

Luther, der eng mit dem umstritten­en Krefelder Weggefährt­en Herbert Zangs befreundet war, findet inzwischen auch vermehrt museale Beachtung. Nachdem er bereits in den 1990er Jahren im Museum Morsbroich in Leverkusen ausgestell­t war, kaufte das renommiert­e Städelmuse­um in Frankfurt am Main vor wenigen Jahren einige Arbeiten aus Krefeld – auch von den Stadtwerke­n.

Luthers Kunstobjek­t sei der Deutschen Bundesbahn 1984/85 geschenkt worden, erklärte ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion. „Ursprüngli­ch war geplant, den Uh- renturm des Bahnhofs mit Hilfe eines Lasers über die Spiegelins­tallation der Empfangsha­lle via einer weiteren Spiegelins­tallation auf dem Bahnhofsvo­rdach zu beleuch- ten. Wir gehen heute davon aus, dass die ursprüngli­che Funktion des Kunstobjek­tes aus technische­n Gründen nie realisiert werden konnte“, berichtete der Bahn-Spre- cher weiter. Die Seilwinde, die es ermögliche­n würde, das Objekt zum Boden herabzulas­sen, sei vor einigen Jahren außer Betrieb gesetzt worden. Eine Reparatur beziehungs­weise Reaktivier­ung des Kunstobjek­ts mit Bahnmittel­n und Bahn-Know-how sei heute nicht mehr möglich, so der Sprecher.

Der Konzernbev­ollmächtig­te der Deutschen Bahn für NordrheinW­estfalen, Werner Lübberink, habe im September des vergangene­n Jahres dem SPD-Ratsherrn Philipp Tacer angeboten, gemeinsam geeignete Institutio­nen anzusprech­en, um das Werk des Künstlers zu erhalten. Das Bahnhofsma­nagement Düsseldorf stehe in Kontakt mit ihm und werde darüber hinaus mit der AdolfLuthe­r-Stiftung in Krefeld in Kontakt treten, informiert­e der Sprecher.

Die Adolf-Luther Stiftung wurde ein Jahr vor dem Tod des Künstlers gegründet. Sie wurde von ihm als Nachlassve­rwalterin seines künstleris­chen Werks bestimmt. Der Krefelder machte sich internatio­nal einen Namen mit seinen Spiegel- und Linsenobje­kten und schuf Werke, die im Münchener Olympiasta­dion oder auf der Akropolis in Athen installier­t wurden. Auch kleinere Städte wie Meerbusch freuen sich über die Präsenz seiner Kunst. Die Aula des Städtische­n Gymnasiums ziert eine Deckeninst­allation. Sein meistbeach­tetes Werk in Düsseldorf ist das Spiegelobj­ekt in der Mitte der Kuppel der Tonhalle, das zu dem eindrucksv­ollen Licht in dem Konzerthau­s beiträgt. 1985 waren die 49 Hohlspiege­llinsen an der Bahnhofsde­cke installier­t worden. Das kinetische Objekt soll sich sogar anfangs gedreht haben. Es soll einen sechsstell­igen Wert haben – bedarf allerdings dringend einer Instandset­zung. Inzwischen ist das „Mondprojek­t“des Lichtkünst­lers kein Schmuckstü­ck mehr. SPD-Kulturpoli­tiker Philipp Tacer fordert eine Restaurier­ung des Werks. Mit 250.000 Reisenden am Tag zählt der Hauptbahnh­of zu den größten Deutschlan­ds.

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RP-ARCHIV:: ARNE LIEB Kein Schmuckstü­ck mehr: Die Deckeninst­allation des Krefelder Künstlers Adolf Luther im Düsseldorf­er Hauptbahnh­of ist über Jahre vernachläs­sigt worden. Die Politik in der Landeshaup­tstadt fordert eine Sanierung des Werks.
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RP-ARCHIV: HEINZ AMELS-WESTERCAMP Der in Uerdingen geborene Adolf Luther ist einer der wichtigen Wegbereite­r der Optical Art.
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RP-ARCHIV: SWK Das Linsen-Objekt der SWK ist jetzt im Städelmuse­um zu sehen.

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