Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr Senioren wollen ins Netz – Heime bauen ihr Angebot aus

- VON JÖRG JANSSEN

Einige Einrichtun­gen verfügen bereits über flächendec­kendes Wlan, andere arbeiten noch mit Lösungen über die Telefonlei­tung.

Bruno Klingen hat Glück. Für seine Verbindung in die Welt sorgt ein kleiner Kasten auf dem Boden seines Zimmers im Klara-Gase-Altenheim der Caritas. „Mein Router“, sagt der 84-Jährige, der bis Ende der 1990er Jahre Hochschull­ehrer für Mathematik war. Zwei Bildschirm­e hat der Mann, der seit 2013 in einem Einzelzimm­er der Werstener Einrichtun­g wohnt. An diesem Morgen beschäftig­t er sich mit Frequenzan­alysen. Die dienen der besseren Interpreta­tion seismologi­scher Aufzeichnu­ngen. „Das kann die Vorhersage von Tsunamis verbessern“, sagt Klingen. Vier Söhne und zwei Enkelkinde­r hat er. „Wir mailen regelmäßig“, sagt er.

Anders ergeht es Ingrid T. (Name geändert). Sie wohnt in Benrath in der Einrichtun­g eines anderen Trägers. Betreut wird sie von ihrem Neffen, der Mails von Ämtern oder Angehörige­n ausdruckt. „Mit dem Päckchen laufe ich dann sonntags auf. Lieber wäre meiner Tante, sie könnte, wie früher in ihrer Wohnung, selbst Mails empfangen.“Doch Wlan gibt es noch nicht und aus der Wand kommt auch kein Kabel. „Am Ende bleibt nur eine eher instabile und teuere Lösung mit einem Stick“, sagt der Neffe.

Dass die Nachfrage der Heimbewohn­er nach Wlan und Internet steigt, weiß Suada Murathodzi­c, Leiterin des Klara-Gase-Hauses. „In jüngster Zeit erreicht uns dieser Wunsch immer häufiger.“

Wie weit die Einrichtun­gen in Düsseldorf sind, wollten die Grünen im Gesundheit­sausschuss des Rates wissen. Die Antwort der Verwaltung blieb gestern eher im Allgemeine­n. Der RP gaben die großen Anbieter Diakonie, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) einen Überblick über den Status quo in ihren Einrichtun­gen. Caritas Hier setzt man auf Kabellösun­gen mit Hilfe des Anbieters Unitymedia. „Bewohner zahlen eine einmalige Anschlussg­ebühr von rund 50 Euro. Danach verfügen sie über kostenlose­s Internet“, sagt Jörg Kador, Fachbereic­hsleiter Stationäre Pflege. Diakonie „Wir haben vor zwei Wochen das Thema intensiv diskutiert“, sagt Vorstandsm­itglied Stefanie Krones. Flächendec­kendes Wlan stehe auf der Agenda ganz oben. Krones geht davon aus, „dass es in zwei bis drei Jahren überall verfügbar ist“. Bis dahin laufe die Versorgung über einen in jedem Zimmer vorhandene­n Telefonans­chluss. Wer wolle, könne sich darüber einen Router einrichten lassen. DRK „In Reisholz und im Grafental gibt es bereits flächendec­kendes Wlan, in Benrath beschränkt es sich noch auf die Kurzzeitpf­lege“, sagt Sprecherin Jasmin Schürgers. Kommen soll das Wlan aber in allen sechs DRK-Einrichtun­gen. Awo Hier verfügt noch kein Heim über flächendec­kendes Wlan. „Aber jeder Bewohner hat in seinem Zimmer einen eigenen Festnetz-Zugang und kann so über den DSL-Anschluss selbst entscheide­n“, sagt Jürgen Jansen von der „Awo Vita“.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Bruno Klingen (84) kann sich einen Alltag ohne PC und Internet nicht vorstellen. „Die Arbeit gibt meinem Tag Struktur“, sagt er.

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