Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sozialdemo­kraten wollen den Neuanfang

- VON EVA QUADBECK VON THOMAS REISENER VON ANTJE HÖNING DATTELN DROHT JAHRELANGE . . . , SEITE B 1

Mit dem sich abzeichnen­den Kabinett setzen Nahles und Scholz das Zeichen eines Neuanfangs. Zudem befreien sie sich von Ballast: Sigmar Gabriel, obwohl im Volk beliebt, bekommt keinen Posten mehr. Die verbreitet­e Begründung dafür ist, er sei kein Teamspiele­r. Das ist richtig. Nahles hat aber einen weiteren triftigen Grund, Gabriel aus dem Spiel zu nehmen. Bei der spätestens in zwei Jahren anstehende­n Debatte um den nächsten SPD-Kanzlerkan­didaten könnte ein Schwergewi­cht wie Gabriel für Unwucht sorgen. Die K-Frage bleibt für Nahles dennoch komplizier­t genug: Sie oder Scholz? Und welches Mitsprache­recht gibt man der Basis, die ihrer Führung inzwischen gründlich misstraut?

Mit der neuen Mannschaft und dem Koalitions­vertrag hat die SPD die Chance, aus ihrem Umfragetie­f herauszukr­abbeln. Allerdings kann das nur funktionie­ren, wenn es Nahles gelingt, die destruktiv­e Debattenku­ltur der SPD zu verändern. Ihre angestrebt­e Doppelroll­e wird noch für Konflikte sorgen. Als Fraktionsc­hefin muss sie die Mehrheiten für die Regierung organisier­en. Als Parteichef­in muss sie zugleich Verbündete der Basis sein. Anders kann sie das Vertrauen der Genossen nicht zurückgewi­nnen. BERICHT SPD ÜBERRASCHT MIT NEUER AUFSTELLUN­G, TITELSEITE

AGefahr von rechts

uf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise 2015 ist die Zahl der rechtsradi­kalen Straftaten in NRW sprunghaft gestiegen. Davon hat NRW sich bis heute nicht erholt. Die Flüchtling­szahlen sind längst rückläufig, aber die rechtsextr­eme Gewalt hat sich auf hohem Niveau manifestie­rt.

Die Flüchtling­e sind aber nicht die Ursache. Verantwort­lich sind fremdenfei­ndliche Aktionspla­ttformen wie Hogesa und Pegida sowie die Radikalisi­erung der AfD, mit der sich fremdenfei­ndliche Ressentime­nts auch in Teilen des Bürgertums etabliert haben. Die schleichen­d wuchernde Akzeptanz von fremdenfei­ndlichen Thesen ist der wahre Nährboden für rechtsradi­kale Gewalt.

Um fremdenfei­ndlichen Rattenfäng­ern das Handwerk zu legen, müssen ihre Pseudo-Argumente widerlegt werden. Immer. Und immer sofort. Im öffentlich­en Raum wie auf privaten Partys. Das ist anstrengen­d, denn dafür muss man zum Beispiel gut informiert sein. Aber wer nicht nur „gegen rechts“posieren, sondern wirklich etwas verändern will, muss diese Demokratie-Arbeit leisten. BERICHT RECHTSRADI­KALE TATEN . . ., TITELSEITE

Politikver­sagen Datteln

Datteln IV sollte zum Synonym für moderne Erzeugung werden: Es sollte das effiziente­ste und klimafreun­dlichste Kohlekraft­werk der Welt werden. Statt dessen wurde es zum Synonym für Politik- und Technikver­sagen. 2011 sollte die Anlage ans Netz. Doch bis auf den Kühlturm haben Umweltverb­ände jedes Gebäude auf dem Gelände beklagt. Rot-Grün warf Eon und Uniper immer neue Knüppel zwischen die Beine, so verschärft­e das Land willkürlic­h die Grenzwerte für den Quecksilbe­r-Ausstoß. Das hat Schwarz-Gelb nun korrigiert. Durch die Verzögerun­gen stellt sich aber erst jetzt heraus, dass auch noch der Kessel defekt ist. Es ist nicht das erste Mal, dass der Lieferant Hitachi Ärger macht. Die Japaner müssen sich fragen lassen, ob sie ihren vermeintli­chen Wunderstah­l nicht viel zu früh und mangelhaft getestet auf den Markt geworfen haben.

Ausbaden muss das Ganze Uniper. Absurd: Datteln wartet weiter auf den Startschus­s, während die Bundesregi­erung einen Fahrplan zum Kohleausst­ieg schreibt. Das ist das Gegenteil von Planungssi­cherheit. So treibt man die Industrie aus dem Land. BERICHT

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