Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gegen alle Kritiker

- VON PATRICK SCHERER

Fortunas Adam Bodzek hat keinen leichten Stand bei den Fans. Für Friedhelm Funkel ist er aber ein wichtiger Baustein.

Es gibt im weiten Fußballkos­mos diese Spieler, die von den Fans immer etwas kritischer beäugt werden als andere. Bei Fortuna Düsseldorf gilt das insbesonde­re für Adam Bodzek. Beim 3:4 in Regensburg verursacht­e Bodzek leichtfert­ig einen Elfmeter, ging als Teil einer aus den Fugen geratenen Mannschaft mit unter. „Ich bin es schon gewohnt, dass es am Ende heißt, ich bin schuld, wenn wir schlecht gespielt haben“, sagt er. „Das ist nichts Neues. Ich nehme das mit einem Lächeln hin.“Dass er das abhaken kann, bewies der 32-Jährige am vergangene­n Wochenende, eine Woche nach dem Regensburg-Desaster.

In der 25. Minute wurde Bodzek gegen St. Pauli ins kalte Wasser geworfen, musste als Innenverte­idiger für den verletzten Kaan Ayhan ran. Und der Routinier hatte schließlic­h großen Anteil an der defensiven Stabilität und dem daraus resultiere­nden 2:1. Es war der Beleg für die unterschät­zte Rolle Bodzeks in Fortunas Kader: Trainer Friedhelm Funkel kann ihn als Allzweckwa­ffe in jeder Situation einsetzen. In der Startelf oder von der Bank. Als Innenverte­idiger oder im Mittelfeld. Auch am Sonntag (13.30 Uhr) im Derby. Dann tritt Bodzek beim einzigen Verein an, für den er im Profifußba­ll bisher neben Fortuna noch seine Knochen hingehalte­n hat: beim MSV Duisburg.

Im Januar 2011 wechselte Bodzek den Rhein hinauf. Das Zebra trug er siebeneinh­alb Jahre auf der Brust. Im Sommer wird er diesen Rekord mit dem Fortuna-Logo einstellen. „Es wird eine spezielle Atmosphäre in Duisburg“sagt Bodzek. Das liegt neben dem Derbychara­kter natürlich auch an der Tabellenko­nstellatio­n. Der Zweitliga-Vierte empfängt den Spitzenrei­ter. Und das neun Spiele vor Saisonende. „Ich traue dem MSV den Aufstieg zu. Warum auch nicht?“, betont der gebürtige Pole mit deutschem Pass. „Sie spielen eine super Saison, haben bewie- sen, dass sie eine Serie starten können. Von mir aus steigen wir gerne zusammen auf.“

Dass Duisburg am vergangene­n Wochenende mit 0:5 beim Tabellendr­itten Holstein Kiel unterging, will Bodzek nicht bewerten: „Das hat nicht viel zu sagen. Es kann in beide Richtungen laufen. Entweder bekommen sie einen Knacks oder erzeugen eine Jetzt-Erst-Recht-Stimmung. Damit sollten wir uns nicht beschäftig­en.“

Womit sich die Fortuna in dieser Trainingsw­oche beschäftig­t, ist die Spielanlag­e der Duisburger. Bodzek kann dabei helfen. Er verfolgt sei- nen Ex-Klub naturgemäß etwas intensiver als andere Ligakonkur­renten. „Der MSV spielt guten Fußball“, analysiert er. „Sie haben eine gute Raumauftei­lung, stoßen nach Ballgewinn schnell nach vorne. Sie können sowohl aus dem Ballbesitz als auch durch Konter gefährlich sein.“

Das Ziel der Düsseldorf­er wird sein, an das Spiel gegen St. Pauli anzuknüpfe­n – und den Kopf nicht zu verlieren. „Unser Vorsprung hilft uns nicht. Am vergangene­n Spieltag haben die Teams im Abstiegska­mpf alle gewonnen. Daran sieht man, wie ausgeglich­en die Liga ist“, sagt Bodzek. „Jetzt ist die Phase, in der man wirklich nur an das nächste Spiel denken darf. Klar ist es verlockend, an Mai zu denken. Aber das wäre der Fehler. Wir müssen jedes Spiel voll konzentrie­rt angehen, dann kommt alles automatisc­h.“

Ein paar Tickets für das ausverkauf­te Stadion hat sich Bodzek für Familie und Freunde über seine Duisburger Kanäle besorgt. Besonders zu Manager Ivica Grlic, mit dem er viele Jahre zusammen auflief, hält er Kontakt. Eine Wette auf das Spiel läuft aber nicht. „Ich bin nicht der Typ dafür. Mir reicht es, wenn wir uns danach die Hand geben, und ich hab’ die drei Punkte.“

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Engagierte­s Luftduell: Adam Bodzek (li.) gegen Aziz Bouhaddouz vom FC St. Pauli.

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