Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Dranbleiben hilft: Großeltern sollten Interessen der Enkel kennen
Für kleine Kinder sind Oma und Opa meist Helden. Mit der Zeit werden Gleichaltrige und Hobbys wichtiger. Großeltern sollten aber am Ball bleiben.
Großeltern und Enkel können ein ganz besonderes Team sein. Die Basis dafür, dass ihre Beziehung über das ganze Leben hält, wird meist im Klein- kindalter gelegt: Kinder, die immer wieder bei Oma und Opa zu Besuch sind, erleben diese als vertraute Bezugspersonen. Doch diese Beziehung muss gepflegt werden – auch und gerade in den Jahren, in denen sich die Kinder stark verändern.
„Mit dem Eintritt in die späte Kindheit – etwa ab dem Alter von neun oder zehn Jahren – setzt eine wichtige Phase im Abnabelungsprozess ein: Kinder orientieren sich zunehmend nach außen“, sagt Roswitha Sommer-Himmel, Pro- fessorin für Erziehung und Bildung im Kindesalter. Gleichaltrige, die sogenannte PeerGroup, gewinnen in dieser Phase an Bedeutung. Verabredungen und Feriencamps bestimmen jetzt verstärkt die Freizeitplanung.
Das bedeutet auch: Es bleibt weniger Zeit und Raum für die Großeltern. „Ganz klar ist: Diese Entwicklung des Kindes ist wichtig und vorrangig. Großeltern dürfen auf keinen Fall auf angestammten Rechten wie etwa alljährlichen Besuchen in den Sommerferien pochen“, warnt Udo Hartings von der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung NRW in Willich. Stattdessen müssen neue Wege gefunden werden.
Je attraktiver gemeinsame Termine für beide Seiten sind, umso lieber werden sie in Angriff genommen. Dabei lässt sich zunächst gut an gemeinsame Erlebnisse anknüpfen. Doch auch neue Dinge können hinzu kommen, zum Beispiel gemeinsame Hobbys. „Gerade weil viele Großeltern heute sehr fit sind, bieten sich Freizeitaktivitäten wie Sport an“, schlägt Hartings vor. Dafür muss sich Opa mit dem fußballbegeisterten Enkel nicht zwingend bei jeder Begegnung selbst in einen angriffslustigen Stürmer verwandeln. „Aber er kann als Zuschauer bei Spielen des Enkels dabei sein. Oder die beiden besuchen ab und zu gemeinsam ein Bundesligaspiel“, empfiehlt Sommer-Himmel.
Je mehr Oma und Opa über ihr Enkelkind wissen, umso besser können sie auf seine Interessen eingehen. Über Trends oder aktuelle Themen können sie sich durch Medien und durch Gespräche mit den Eltern auf dem Laufenden halten. „Sie können ihr Enkelkind aber auch bitten, sein aktuelles Lieblingsbuch oder seine Lieblings-CD mitzubringen“, rät Sommer-Himmel.
Werden die gemeinsamen Treffen seltener, sind andere Kommunikationsformen gefragt, um die Verbindung lebendig zu halten. „Hier bieten neue Medien unglaubliche Möglichkeiten“, sagt Hartings. In punkto Handy, Computer und Co. ist die junge Generation der älteren oft weit voraus. „Häufig werden Großeltern durch ihre Enkel an neue Technologien herangeführt. Auch das kann eine prima gemeinsame Beschäftigung sein.“
Wenn es gelingt, die Vertrauensbasis zwischen Großeltern und Kindern auch in deren Pubertät zu halten und auszubauen, dann werden Oma und Opa von Betreuern zu Partnern. „Anders als die Eltern haben sie nicht die Erziehungsfunktion. Sie müssen also nicht auf das Einhalten von Regeln drängen. Stattdessen können sie verständnisvolle Ratgeber sein“, sagt Pädagoge Udo Hartings.