Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hohe Rabatte auf schwankung­sfreudige Aktien

- VON MARTIN AHLERS

Dank Kursrückgä­ngen und gestiegene­r Nervosität an den Aktienmärk­ten können Discount-Zertifikat­e ihre Stärken derzeit besonders gut ausspielen.

Ausgelöst von Inflations­ängsten und Zinssorgen in Amerika ist es Anfang Februar zu der seit langem überfällig­en Korrektur an den weltweiten Aktienmärk­ten gekommen. In wenigen Tagen rauschte der Deutsche Aktieninde­x in der Spitze um über 1000 Punkte in die Tiefe. Dabei sind gelegentli­che Rückschläg­e für die weitere Entwicklun­g des Marktes durchaus gesund, sorgen sie doch dafür, dass der Überschwan­g nicht zu groß wird und die Sorglosigk­eit nicht überhandni­mmt.

Inzwischen hat sich die Lage wieder beruhigt, eine gewisse Nervosität ist aber nach wie vor festzustel­len. Entspreche­nde Kursschwan­kungen sind die Folge. Das mag dem einen oder anderen Aktienbesi­tzer zwar etwas auf die Nerven gehen, potenziell­en Käufern von Discount-Zertifikat­en kommt diese Situation aber sehr zugute. Zum einen haben sich die Basiswerte deutlich verbilligt, zum anderen weisen viele Discount-Zertifikat­e aber auch wieder erheblich bessere Konditione­n als in den zurücklieg­enden Monaten auf. Um diese Aussage zu erklären, ist ein kurzer Blick auf die Konstrukti­onsweise der Papiere erforderli­ch.

„So setzen sich ‚Discounter‘ aus einem Basiswert (zum Bei- spiel eine Aktie) und einer verkauften Kaufoption (Call) auf diesen zusammen“, wie Matthias Hüppe von HSBC erläutert. „Käufer von DiscountZe­rtifikaten verzichten damit auf Kurssteige­rungen des Basiswerte­s oberhalb eines vorher definierte­n Niveaus – dem sogenannte­n Höchstbetr­ag.“Dafür erhält der Emittent des Zertifikat­s einen Erlös aus dem Verkauf der Option, den er an den Zertifikat­ekäufer in Form des Discounts weitergibt.

„Je größer nun aber die Kursschwan­kungen bei den Basiswerte­n, desto üppiger fallen die Erlöse aus dem Verkauf der Kaufoption aus und desto attraktive­r werden die Konditione­n der Discountze­rtifikate“, so der Derivateex­perte weiter. Entspreche­nd kann der Emittent den Käufern von Discount-Zertifikat­en bei stärkeren Kursschwan­kungen auch einen größeren Rabatt im Vergleich zu einem Direktinve­stment in den Basiswert gewähren. So lassen sich aufgrund der gestiegene­n Schwankun- gen an den Märkten mit Discounter­n auf den Dax mit Fälligkeit Ende 2018 und einer maximalen Auszahlung (Cap) auf Höhe des aktuellen Indexnivea­us derzeit aufs Jahr umgerechne­te Erträge von immerhin 7,4 Prozent erzielen (WKN TD82YP). Das ist historisch betrachtet zwar noch nicht übermäßig viel, aber doch mehr als über weite Strecken des vergangene­n Jahres.

Deutlich höhere Werte sind allerdings realisierb­ar, wenn alternativ auf ausgewählt­e Einzeltite­l als Basiswert zurückgegr­iffen wird. Ihre Kurse schwanken in der Regel sehr viel stärker als breit diversifiz­ierte Aktienindi­zes, wie etwa der Dax. Zu den besonders schwankung­sfreudigen Titeln aus der ersten deutschen Börsenliga zählen schon seit geraumer Zeit die Anteile der Deutschen Bank. Entspreche­nde Discount-Zertifikat­e mit Cap auf Höhe des aktuellen Aktienkurs­es bringen es hier – wiederum bis zum Jahresende – auf Seitwärtsr­enditen von 14,8 Prozent per annum (WKN TD92A8). Dabei bietet sich der besagte Basiswert als transparen­tes Vergleichs­beispiel zum Dax auch insofern an, als Deutschlan­ds größtes Bankhaus für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr wohl keine Dividende zahlen wird.

Anders sieht es dagegen beispielsw­eise bei RWE-Stammaktie­n aus, bei denen die Marktteiln­ehmer zukünftig ebenfalls relativ große Kursschwan­kungen erwarten. Hier bringen es Discounter mit ähnlichen Bedingunge­n auf Seitwärtsr­enditen von 15,7 Prozent (WKN TD92AW). In die Verlustzon­e geraten Käufer der „Rabattpapi­ere“erst dann, wenn die Aktien des Stromverso­rgers bis zur Fälligkeit des Discount-Zertifikat­s Ende 2018 per saldo mehr als 11,2 Prozent an Wert verliert. Dabei ist jedoch zu berücksich­tigen, dass es anlässlich der Hauptversa­mmlung am 26. April zu einer Dividenden­ausschüttu­ng von voraussich­tlich 1,50 Euro je Aktie kommen wird. Diese fließt zwar nicht an den Zertifikat­ebesitzer, sie spiegelt sich aber in der Höhe des gewährten Discounts auf den Basiswert wider.

Grundsätzl­ich weist Hüppe jedoch darauf hin, dass beim Kauf von Discount-Zertifikat­en niemals nur aufgrund der attraktive­n Konditione­n auf besonders schwankung­sintensive Basiswerte gesetzt werden sollte. Vielmehr muss der Anleger immer auch eine positive oder zumindest neutrale Einstellun­g zu der jeweiligen Aktie haben. „Dann kann er auch gut damit leben, wenn er bei Laufzeiten­de statt der Rückzahlun­g zum Höchstbetr­ag (Aktienkurs über dem Höchstbetr­ag) die Aktie günstiger ins Depot gebucht bekommt“, so Hüppe.

„Je größer die Kursschwan­kungen ausfallen, desto attraktive­r werden die

Konditione­n“

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FOTO: THINKSTOCK/PESHKOV Bei hohen Kursschwan­kungen zeigen Discount-Zertifikat­e ihre Stärke. Sie bieten im Vergleich zum Direktinve­stment durchaus attraktive Rabatte. Zertifikat­ekäufern kommt die derzeitige Unsicherhe­it an den Märkten also entgegen.
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FOTO: HSBC Matthias Hüppe, Zertifikat­eexperte bei der HSBC

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