Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
An Kryptowährungen scheiden sich die Geister
Bitcoin und andere Digitalwährungen spalten die Finanzgemeinde. Während ihre Fans praktisch unbegrenztes Kurspotenzial sehen, sprechen Kritiker von der größten Blase seit der Tulpenspekulation vor knapp 400 Jahren in den Niederlanden.
Noch vor zwölf Monaten den wenigsten Anlegern ein Begriff, ist der Bitcoin aus den täglichen Finanznachrichten heute kaum noch wegzudenken. Der Hauptgrund für den Popularitätsgewinn ist dabei in erster Linie sein rasanter Kursanstieg von unter 1000 USDollar Anfang 2017 auf zeitweise über 20.000 US-Dollar. Inzwischen ist der Überschwang zwar wieder deutlich abgekühlt und der Preis hat sich zeitweise gedrittelt, Befürworter sagen den Kryptowährungen, von denen es übrigens mehr als tausend gibt, insgesamt aber eine goldene Zukunft voraus.
Zum einen betrachten sie die virtuellen Münzen als interessante Alternative zum aktuellen Geldsystem, in dem die großen Notenbanken praktisch unbegrenzt Geld drucken können. Zum anderen lassen sich Zahlungen mit Digitalwährungen in der Regel aber auch deutlich schneller und kostengünstiger abwickeln als auf herkömmlichem Wege.
Kritiker wie der Nobelpreisträger Robert J. Shiller sehen in Kryptowährungen dagegen das „nächste Drama der Weltgeschichte“, hohe Verluste für ihre Besitzer inklusive. Auch Notenbanker und Verbraucherschützer warnen vor den Risiken. Alles in allem lässt sich derzeit wohl keine seriöse Prognose über die zukünftige Entwicklung des Gesamtmarktes oder gar einzelner Kryptowährungen abgeben. Als nachhaltige Anlageform kommen Bitcoin und Co. derzeit sicherlich nicht in Frage.
Vollkommen unbeachtet sollten erfahrene Anleger „Kryptos“dennoch nicht lassen, wie Ottmar Wolf, Vorstand der Frankfurter Wallrich Wolf Asset Management AG meint. „So stellt die Aufnahme von zwei bis drei sehr kleinen Positionen aussichtsreicher Digitalwährungen in ein breit diversifiziertes Depot unter Berücksichtigung der Chancen, die dieser Bereich perspektivisch bietet, sicherlich eine sinnvolle Möglichkeit dar, sich dieser neuen überaus interessanten Assetklasse zu nähern.“Hinzu kommt der Diversifizierungseffekt. Während die weltweiten Aktienmärkte in den vergangenen Wochen deutlich korrigiert haben, ging es bei Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Monero per saldo zuletzt wieder nach oben.
Die am weitesten verbreitete Möglichkeit, auf Kurssteigerungen bei Kryptowährungen zu setzen, ist der Online-Erwerb über eine entsprechende Plattform. Unterschieden werden dabei so genannte KryptoMarktplätze, auf denen die Benutzer direkt miteinander handeln, und Wechselstuben, bei denen Bitcoins und andere Di- gitalwährungen direkt vom jeweiligen Betreiber erworben werden können. Zum Teil ist dabei die Anlage einer virtuellen Geldbörse (Wallet) erforderlich. Einfacher funktioniert die Spekulation über börsengehandelte Derivate, wie etwa das open-end Bitcoin Partizipations-Zertifikat von Vontobel (WKN VL3TBC). Ein Zertifikat verbrieft dabei den Wert von 0,1 Bitcoin, umgerechnet in Euro. Unter normalen Marktbedingungen kann das Papier jederzeit über die Börsen in Frankfurt und Stuttgart sowie im außerbörslichen Handel ge- und verkauft werden. Eine Alternative stellt die Exchange Traded Note (ETN) der schwedischen XBT Provider AB dar. Ihr Produkt (WKN A2CBL5) spiegelt nach Abzug der Verwaltungsgebühren von 2,5 Prozent im Jahr die Wertentwicklung von 0,05 Bitcoin wider (Verhältnis 20:1).
Inzwischen hat XBT Provider auch eine ETN auf Ether (WKN A2HDZ2) im Angebot. Ether, zum Teil auch als Ethereum bezeichnet, ist die digitale Währung des Ethereum-Netzwerkes, das es erlaubt, beliebige weitere „Währungen“– so genannte Tokens – zu erzeugen, die dann für Ether gehandelt werden können. Ethereum besitzt nach Bitcoin aktuell die zweithöchste Marktkapitalisierung aller nicht-staatlichen Zahlungseinheiten. Das „Bezugsverhältnis“des besagten Zertifikats beträgt 10:1, wiederum bezogen auf den Preis in US-Dollar.