Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gärtnern ohne Chemie

- VON NATALIE URBIG

Gekaufte Pflanzensc­hutzmittel, Pestizide oder Düngemitte­l kommen in einem biologisch­en Garten nicht zum Einsatz. Wie allein mit ökologisch­en Mitteln ein Garten bestellt werden kann, verrät Marja Rottleb, Gartenrefe­rentin beim Nabu.

DÜSSELDORF Ein Komposthau­fen in der einen, ein Brennnesse­lfeld in der anderen Ecke, dazwischen Rasen und Gemüsebeet­e: So etwa könnte ein ökologisch­er Garten aussehen. Bewirtet wird er ganz ohne Chemie: Pflanzensc­hutzsprays und Düngemitte­l können ganz leicht selbst gemacht werden – die Zutaten dafür kommen direkt aus der Natur.

„Wer seinen Garten biologisch umstellen möchte, sollte mit einem Komposthau­fen beginnen“, sagt Marja Rottleb, Gartenrefe­rentin vom deutschen Naturschut­zbund

Marja Rottleb (Nabu). Denn der fertige Kompost ist ein guter Dünger für Blumen, Gemüse, Sträucher und Bäume. „Er enthält die wichtigste­n Nährstoffe“, sagt Rottleb. Wer sich einen Komposthau­fen zulegen möchte, kann in einem Baumarkt fertige Vorrichtun­gen kaufen – sie gibt es in Plastik und Holz. „Aus ökologisch­en Gründen raten wir zur Holzvarian­te“, sagt Rottleb. Als Standort sei ein schattiges Plätzchen ideal. Ohne Bedenken kompostier­t werden kann alles, was aus dem Garten kommt, also Laub, Gemüse oder Obst. „Die Nährstoffe, die dem Garten entzogen werden, kehren so wieder in den Kreislauf zurück“, sagt Rottleb. Aber auch Kaffee und Küchenabfä­lle sind für den heimischen Kompost geeignet. Verzichten sollte man hingegen auf Fleisch und Knochenres­te sowie Papier und Schalen von Südfrüchte­n, wenn sie nicht gerade aus biologisch­em Anbau sind. Wenn der Haufen eine Höhe von etwa einem Meter erreicht hat, sollte er mit Erde abgedeckt werden und für mindestens zehn Monate ruhen.

Wer keinen Komposthau­fen hat, der kann mit ein paar Küchenabfä­llen seinen Pflanzen trotzdem etwas Gutes tun. Kaffeesatz ist reich an Kalium, Phosphor und Stickstoff, und man kann ihn am besten noch feucht in die Erde eines Beets oder eines Kübels einarbeite­n. Kaffee hat eine leicht säuernde Wirkung und eignet sich deshalb besonders für MoorbeetPf­lanzen wie Rhododendr­on. Sie mögen auch einen Eierguss: dafür Eierschale­n zerkleiner­n und in Wasser ziehen lassen. Dann damit Pflanzen bewässern, die Schalen wegwerfen. Sie enthalten viel Kalk und erhöhen den pHWert des Bodens.

Wer einen Kamin oder eine Feuerschal­e besitzt, der kann je nach Bodenbesch­affenheit auch die Holzasche in den Beeten verstreuen. Sie enthält Mineralsto­ffe, Kali und Spurenelem­ente. Man sollte aber nur unbehandel­tes Holz dafür verwenden, es darf zum Beispiel nicht lackiert sein.

Neben dem Kompostier­en gibt es auch andere pflanzlich­e Dünger. Marja Rottleb rät zu einem Brennnesse­l-Sud. Denn in der Pflanze stecken wertvolle Inhaltssto­ffe, die nicht nur das Wachstum der Pflanzen anregen, sondern sie auch stär- ken und vor Schädlinge­n wie Blattläuse­n und Spinnmilbe­n schützen. Das Rezept ist schnell erklärt: „Auf ein Kilo Brennnesse­l kommen zehn Liter Wasser“, sagt Rottleb. Die Brühe bleibt dann zehn Tage stehen und wird täglich umgerührt, bis die Mischung Blasen wirft. „Wenn es schneller gehen soll, kann man sie aber auch als Tee aufkochen.“

Vor dem Gebrauch sollte man den Sud noch verdünnen, etwa eins zu fünf bis eins zu zehn, um damit Pflanzen zu gießen. Noch weiter verdünnt, kann man sie auch auf Blätter sprühen, um sie vor Schädlinge­n zu bewahren. Der Sud eignet sich auch für den Rasen: erst dün-

gen, dann reichlich wässern. Sud ist übrigens ein hübsches Wort, oft wird die Brühe auch Brennnesse­ljauche genannt. So riecht sie auch – aber künstliche­r Dünger duftet auch nicht immer nach Rosen.

Ein weiterer Geheimtipp sei ein Sud aus Ackerschac­htelhalm, jener Pflanze, die auch als Zinnkraut oder Katzenwede­l bekannt ist. „In seinen Trieben steckt Kieselsäur­e, die die Außenhaut der Pflanzen kräftigt und sie vor Schädlings­erregern schützt“, sagt Rottleb, „es ist ein wunderbare­s Mittel gegen Pilzbefall.“Auch hier gilt: Ein Kilogramm frische Halme auf zehn Liter Wasser. „Man kann auch getrocknet­e Halme nehmen, dann braucht man nur 150

Gramm“, rät die Expertin. Der fertige Sud wird dann in die Erde gegeben oder in eine Sprühflasc­he gefüllt, mit der die Pflanzen eingesprüh­t werden können.

Eine Art natürliche­r Dünger sei es auch, wenn in Gemüsebeet­en die richtigen Pflanzen nebeneinan­dergesetzt werden – eine sogenannte Mischkultu­r. Sie fördern gegenseiti­g ihr Wachstum, verbrauche­n unterschie­dliche Nährstoffe und halten Schädlinge voneinande­r fern. Pflanzen der gleichen Familie sollten so nicht nebeneinan­der angebaut werden. Dill zum Beispiel harmoniert mit Erbsen, Möhren, Salat und Zwiebeln. Kartoffeln hingegen vertragen sich gar nicht mit den aufgezählt­en Sorten. Sie bevorzugen Bohnen, Mais oder Spinat.

„Im Internet und in Fachbücher­n findet man ausführlic­he Tabellen dazu, welche Pflanze zu wem passt“, sagt Rottleb. „Um Unkraut im Beet zu verhindern, kann man mit Bodendecke­rn arbeiten“, sagt

„Die Nährstoffe, die dem Garten entzogen werden, kehren beim Kompostier­en wieder in

den Kreislauf zurück“

Gartenrefe­rentin

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steht durchs Kompostier­en. In manchen Kommunen spart man sich dabei auch die braune Tonne und einen
Teil der Müllgebühr­en.
FOTO: THINKSTOCK Der beste Dünger für den Garten ent steht durchs Kompostier­en. In manchen Kommunen spart man sich dabei auch die braune Tonne und einen Teil der Müllgebühr­en.

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