Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der härteste Torwarttra­iner

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussia Mönchengla­dbach hat noch zwei offene Rechnungen mit Leverkusen. Uwe Kamps weiß: Um die dritte Pleite zu verhindern, braucht es Rückhalt im Tor.

MÖNCHENGLA­DBACH Das schwarzwei­ße Foto, das Uwe Kamps und Heiko Herrlich zeigt, gibt es noch. Letzterer, jetzt Trainer von Bayer Leverkusen, hat darauf noch eine lange Matte und ist gerade dabei, einen Elfmeter zu schießen. Der andere, heute Torwarttra­iner bei Borussia Mönchengla­dbach, macht sich auf den Weg in die richtige Ecke, um den Ball Sekunden später abzuwehren. Herrlich, der später Gladbacher wurde, war im Pokal-Halbfinale einer von vier Leverkusen­ern auf dem Bökelberg, die im Elfmetersc­hießen nicht trafen, weil Kamps den größten Tag seiner Karriere hatte und gleich viermal hielt. Danach wurde Kamps (53), das erzählt er noch immer gern in blumigen Worten, fast unter der Jubeltraub­e der Kollegen erdrückt: „Es hat überall im Gebälk gekracht.“

1992 war das, aber immer wenn sich Gladbach und Leverkusen zum rheinische­n Derby „light“(das Original ist für die Gladbacher nur der Vergleich mit dem 1. FC Köln) treffen, ist das natürlich ein Thema. Doch Kamps sorgt auch als Torwarttra­iner für Staunen: Er ist selbst bei eisigen Temperatur­en in kurzen Hosen unterwegs bei der Arbeit. Zuletzt war er das gegen Bremen am vergangene­n Freitagabe­nd, als die meisten Menschen gar nicht dick genug eingemumme­lt sein konnten wegen der Temperatur­en: Kamps machte seine Torleute unbeirrt in der „kurzen Grünen“warm.

Gefühlt ist es schon immer so, seit er 2004 vom Torwart zum TorwartTra­iner geworden ist. Doch in Wahrheit war auch der Ursprung dieser Kamps-Legende ein Pokalspiel. „Wir haben 2012 bei eisigen Temperatur­en in Berlin gespielt. Ich wollte mich mit den Spielern solidarisi­eren und trug daher die kurze Hose. Dabei ist es seitdem geblieben, und irgendwie ist das zu meinem Markenzeic­hen geworden“, erzählt der härteste Torwart-Trainer der Bundesliga (Kamps grinst, als er dieses Label angehängt bekommt).

Heute in Leverkusen wird es wärmer sein als vor einer Woche. Also wird die kurze Kamps-Hose weniger verblüffen­d sein. Dafür wollen die Borussen Bayer überrasche­n (Anpfiff 18.30 Uhr). Gegen den Gegner gab es in dieser Saison schon zwei Niederlage­n für Borussia: erst das 1:5 im Liga-Hinspiel, dann kurz vor Weihnachte­n das 0:1 im Pokal. „Wir haben in den vergangene­n Jahren eigentlich meistens ganz gut gegen Bayer ausgesehen, aber das ist uns zuletzt etwas abhanden gekommen. Dabei haben wir in drei der vier Halbzeiten richtig gut gespielt. Leider ist dabei nichts rumgekomme­n“, sagt Kamps.

Dass es heute wie damals, 1992, für Gladbach möglicherw­eise auch auf den Torwart ankommen kann, weiß der Experte. Im Hinspiel trug Keeper Bernd Leno mit seinen Paraden zum Bayer-Sieg bei, weil er nach dem frühen Gladbacher 1:0 durch Fabian Johnson einen vielleicht vorentsche­idenden 0:2- oder 0:3-Rückstand verhindert­e. Borussias Keeper Yann Sommer hat beim 1:0 in Hannover vor zwei Wochen indes glänzende Reaktionen gezeigt. „Yann macht einen guten Eindruck“, findet Kamps.

Sommer ist nun auch gut vorbereite­t auf Bayer, der Schweizer will Gladbach zur nötigen Stabilität verhelfen, die es brauchen wird, um in der BayArena etwas mitzunehme­n. „Bayer will sicher die Distanz in der Tabelle vergrößern, aber wir wollen unsere Chance nutzen“, sagt Kamps. 1992 hat er Heiko Herrlichs Schuss aufgehalte­n. Nun hofft er, dass Borussia Herrlichs Team wieder ein Schnippche­n schlagen kann.

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Winter: Borussias Torwarttra­iner Uwe Kamps trägt stets seine „kurze Grüne“an
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FOTO: IMAGO Ob Sommer oder Winter: Borussias Torwarttra­iner Uwe Kamps trägt stets seine „kurze Grüne“an den Beinen.

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