Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Tanzhaus setzt Stadt unter Druck

- VON KLAS LIBUDA

Wegen Baumängeln sieht Intendanti­n Masuch den Spielbetri­eb in Gefahr.

Für ihren Lastenaufz­ug haben sie im Tanzhaus nur noch Spott übrig. Beim Rundgang im und ums Gebäude empfiehlt ein Techniker: Man solle sich doch mal die alte Steuerung der Anlage ansehen. Die sei ein interessan­tes Exponat fürs Museum.

Der Aufzug aus den 1950ern ist das eine. Das andere sind die Mängel am Dach, den Sanitäranl­agen, an der Brandmelde- und an der Schließanl­age des ehemaligen Straßenbah­ndepots, in dem das Tanzhaus NRW vor 20 Jahren seinen Betrieb aufnahm. Die Mängel sind seit Jahren bekannt und der Sanierungs­bedarf von Intendanti­n Bettina Masuch bei der Stadt angemeldet. Vor genau einem Jahr machte das Haus zuletzt seine Mängellist­e öffentlich. Nur passiert sei seitdem nichts, sagt Masuch. Mit einer Petition, die am Montag auf der Internet-Plattform „change.org“veröffentl­icht werden soll, möchte das Tanzhaus nun den Druck auf die Stadt erhöhen. Die Petition, die an den Oberbürger­meister und die Ratsmitgli­eder gerichtet ist, fordert die Bereitstel­lung der finanziell­en Mittel, um die Baumaßnahm­en „zeitnah auszuführe­n“. Weiter heißt es: „Eine Verzögerun­g von dringend erforderli­chen Baumaßnahm­en verschlimm­ert den Zustand des Tanzhaus NRW und gefährdet den laufenden Betrieb!“3600 Unterstütz­er sollen binnen sechs Wochen zur Unterschri­ft bewegt werden. Die Petition soll auch im Tanzhaus ausliegen.

Besorgt ist Bettina Masuch zurzeit vor allem über den Zustand der Brandmelde­anlage, die dringend ausgetausc­ht werden müsse, weil der Hersteller keine Ersatzteil­e mehr produziere. „Wenn ein Teil ausfällt, muss ich den Betrieb schließen“, sagt Masuch. Alternativ könne das Haus im Fall der Fälle zwar Brandwache­n postieren. Das aber könne man bei sieben Tagen Dauerbetri­eb pro Woche nicht leisten. 4000 Besucher – Zuschauer und Kursteilne­hmer – zählt das Haus nach eigenen Angaben wöchentlic­h. Vom Schimmel in der Dozentenum­kleide bekommen die freilich nichts mit – noch so eine Baustelle.

Auch der Austausch der Schließanl­age sei längst fällig, sagt Masuch, und das Dach, das teilweise mit Folie und Klebeband gedämmt ist, müsste von Architekte­n und Ingenieure­n begutachte­t werden. Weil das Tanzhaus, das von Stadt und Land gefördert wird, Überschüss­e rückführen muss, könne es dafür aber nicht in Vorleistun­g treten. Rund eine Million Euro werde die Sanierung laut Masuch kosten – die Dacharbeit­en nicht eingerechn­et.

Auf der Prioritäte­nliste der Verwaltung stehe das Tanzhaus an einer vorderen Stelle, sagt Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe. Derzeit werde der Zustand aller städtische­n Kulturbaut­en von einem externen Architektu­rbüro erfasst. Es sei nun erforderli­ch, den Sanierungs­bedarf für das Tanzhaus zu konkretisi­eren und „zeitnah zu einer Entscheidu­ng in der Politik zu kommen“. Im Tanzhaus hofft man, dass das schnell geschieht. „Die Romantik der freien Szene pfeift hier durch alle Ritzen“, sagt Bettina Masuch. Zeitgemäß aber sei das Haus längst nicht mehr.

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