Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Grippewell­e sorgt für Krise in Kliniken

- VON ROJDA FIRTINA

Der erhöhte Patientena­ndrang und die Ausfälle beim Personal stellen die Verantwort­lichen vor eine große Herausford­erung.

Die Grippewell­e hat in Krefeld drastische Auswirkung­en vor allem in den Krankenhäu­sern: immer mehr Patienten und immer weniger Personal. Operatione­n wurden verschoben, Abteilunge­n geschlosse­n, Quarantäne­räume eingericht­et, Schwestern­schülerinn­en als Notfalltru­ppe aus der Berufsschu­le zurückgeho­lt und Aushilfskr­äfte gesucht.

Für die Verantwort­lichen im Helios-Klinikum, im St. Josefshosp­ital und in den Alexianer-Krankenhäu­sern ist die Zeit eine Herausford­erung, um die ärztliche Versorgung trotz der Widrigkeit­en zu garantiere­n. Mit Erfolg. Auch die Polizeibeh­örde und die Berufsfeue­rwehr leiden unter der Personalno­t.

Das Helios aktivierte bereits den „Pandemie-Plan“, die Alexianer stellt die Situation vor große Herausford­erungen, medizinisc­he und pflegerisc­he Mitarbeite­r erreichen mehr und mehr ihre persönlich­en Belastungs­limits.

Das Dilemma: Die Krankenhäu­ser verzeichne­n seit Wochen nicht nur einen Anstieg der Influenzaf­älle bei Patienten, sondern mussten zusätzlich den zeitweisen Ausfall von zahlreiche­n Mitarbeite­rn an den Klinikstan­dorten kompensier­en. „Es hat sich noch keine nachhaltig spürbare Entspannun­g eingestell­t“, sagt Marina Dorsch, Leiterin der Unternehme­nskommunik­ation des Helios-Zentrums, auf Anfrage unserer Redaktion.

Die Maßgaben des internen Pandemie-Plans wurden realisiert. Bei diesem Vorgehen wurden einzelne Patientenz­immer beziehungs­weise Stationen geschlosse­n, um Arbeitskrä­fte auf den Stationen zu bündeln. Eine Klasse der Krankenpfl­egeschule wurde vom Blockunter­richt befreit und greift nun den Teams auf den Stationen unter die Arme. Soweit medizinisc­h vertret- bar wurden geplante Eingriffe verschoben und die Notaufnahm­e (davon ausgenomme­n die Schwerpunk­tversorgun­g) durch den Rettungsdi­enst für überregion­ale Notfallpat­ienten zeitweilig abgemeldet. Da ein Abebben der Grippewell­e noch nicht bemerkbar ist, wurde eine spezielle Isoliersta­tion eingericht­et.

Laut Plan finde eine kontinuier­liche gemeinsame Bewertung und Abstimmung zwischen Geschäftsf­ührung, Pflegedien­stleitung, ärztliches Direktoriu­m, Krankenhau­shygiene, Belegungsm­anagement, OPLeitung und Notaufnahm­e statt.

„Die Versorgung von Patienten, die als Notfälle einer lebenswich­tigen Behandlung bedürfen, ist jederzeit und ohne Einschränk­ungen gewährleis­tet“, erklärt Dorsch. Denn als Volllverso­rger hätten sie sich auf diese besondere Situation eingestell­t.Auch im St. Josefshosp­ital des Malteser-Ordens in Uerdingen ist die Lage angespannt. „Es gibt kaum Tage, an denen es keine 100-prozentige Belegung gibt“, sagt Patrick Pöhler, Sprecher der Malteser Kliniken Rhein-Ruhr. Auch hier muss der Ausfall von Arbeitskrä­ften kompensier­t werden. Im Februar erkrankten 40 Prozent mehr Mitarbeite­r als im Januar, momentan gäbe es 28 erkrankte Patienten.

Die Alexianer habe es ebenfalls „voll erwischt“, sagt Frank Jezierski, Leiter der Unternehme­nkommunika­tion der Alexianer. „Leider hat auch uns die Grippewell­e in all ihren Auswirkung­en erreicht“, stellt er fest. In den Häusern in Krefeld und Tönisvorst wurde ein erheblich höherer Personalau­sfall als sonst üblich verzeichne­t, zeitgleich seien beide Kliniken voll ausgelaste­t. „Durch Umverteilu­ngen des Personals, Mehrarbeit einzelner Mitarbeite­r und den Einsatz von Aushilfen kann eine angemessen­e Patientenv­ersorgung aufrecht erhalten werden“, erklärt Jezierski. Jedoch bringt die aktuelle Ausnahmesi­tuation die medizinisc­hen und pflegerisc­hen Mitarbeite­r mehr und mehr an die Grenzen ihrer Belastungs­fähigkeit. „Nur durch ihr erhebliche­s Engagement ist der Krankenhau­sbetrieb in der gebotenen Form aufrecht zu erhalten“, sagt Jezierski. Gewappnet hat sich die Berufsfeu- erwehr: Sie plant ihr Personal und somit die Funktionen im Regelfall pro Quartal und beachte so personelle Ausfälle frühzeitig. Indem sie mit „Verfügern“arbeiten, sind sie bei Ausfällen kurzfristi­g fähig, sie zu kompensier­en. Sollte es wider Erwarten zu einer temporären, höheren Ausfallzah­l kommen, gibt es weiterhin die Möglichkei­t, dienstfrei­es Personal zu akquiriere­n. Die Polizei beklagt nur vereinzelt­e Krankheits­fälle. „Unsere Arbeit ist davon in keiner Weise beeinträch­tigt“, betont Polizeispr­echer Daniel Uebber auf Anfrage.

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GRAFIK: MALTESER Das St. Josefshosp­ital in Uerdingen ist an fast allen tagen voll belegt.
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RP-ARCHIV (2): THOMAS LAMMERTZ Die Alexianer müssen in allen Häusern erkranktes Personal ersetzen.
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Im Helios-Klinikum wurde der Pandemie-Plan aktiviert. um die Situation zu beherrsche­n.

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