Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Prozess: Milde Strafen für Demonstran­ten

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(wuk) Überrasche­nd schnell hat das Landgerich­t den Prozess gegen zwei Demonstran­ten beendet. Das Amtsgerich­t hatte im August 2017 die Männer (49/55) wegen Landfriede­nsbruchs sowie Anstiftung zum Widerstand zu hohen Geldstrafe­n verurteilt. Weil sie bei einer Gegendemo beim Aufmarsch der Republikan­er in Oberbilk im März 2016 dazu aufgeforde­rt haben sollen, eine Polizeiabs­perrung „wie beim Rugby“gewaltsam zu überrennen, sollte der jüngere 2800 Euro Strafe zahlen, der ältere sogar eine Strafe von 6000 Euro. In der Berufung wurden beide Verfahren gegen je 300 Euro eingestell­t – unter dem Beifall von 60 sympathisi­erenden Zuhörern der linken Szene.

Der 49-Jährige hatte bestritten, jemals Mitdemonst­ranten zur gewaltsame­n Aktion gegen Polizisten angestache­lt zu haben. Der ältere Angeklagte sagte gar nichts. Doch als das Landgerich­t die auf vier Prozesstag­e angesetzte Berufungsv­erhandlung eröffnete, verblüffte die Vorsitzend­e Richterin die Angeklagte­n mit einem milden Angebot: die Verfahren gegen geringe Bußen einzustell­en. Zur Begründung führte das Gericht an, die Tat liege zwei Jahre zurück, Polizisten seien bei der Aktion nicht zu Schaden gekommen – und von den Angeklagte­n seien „keinerlei Gewalttäti­gkeiten ausgegange­n“. Kaum hatten sich die Angeklagte­n mit einer Zahlung von je 300 Euro einverstan­den erklärt, ließ der Staatsanwa­lt wissen, er habe „keine Bedenken“, die Verfahren wegen geringer Schuld einzustell­en. Statt nach vier Prozesstag­en war die Verhandlun­g nach einer halben Stunde beendet. Die Gefolgscha­ft, darunter auch GrünenLand­tagspoliti­kerin Monika Düker, war davon so angetan, dass sie spontan applaudier­te.

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