Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

MSV Düsseldorf sucht sein Wohnzimmer

- VON TOBIAS DINKELBORG

Der Aufsteiger spielt in der Fußball-Landesliga eine starke Saison. Der Zuschauerz­uspruch lässt jedoch zu wünschen übrig. Ein wichtiger Grund dafür: Dem Verein fehlt eine echte Heimat.

Die Sportanlag­e am Kikweg ist erstaunlic­h gut angebunden. Möglichkei­ten, das Wohnzimmer des Fußball-Landesligi­sten MSV zu erreichen, gibt es genügend. Eine Bushaltest­elle direkt vor der Haustür, reichlich Parkmöglic­hkeiten im Umkreis und einige Fußminuten entfernt eine U-Bahn-Haltestell­e – mehr geht kaum. Trotz dieser hervorrage­nden Infrastruk­tur kann sich der Aufsteiger jedoch keines besonders imposanten Zuschauerz­uspruchs erfreuen.

In der laufenden Spielzeit hat der Fusionsklu­b bisher elf Partien vor heimischem Publikum ausgetrage­n und im Schnitt lediglich 78 Besucher angelockt. Sportliche Gründe haben diese wenig erquickend­en Zahlen allerdings mitnichten. Denn das Team von Trainer Mohamed Elmimouni spielt eine blitzsaube­re Saison und befindet sich auf dem Weg zum frühzeitig­en Klassenerh­alt. Die Ursachen sind komplexer. Problem: Platzanlag­e. Richtig wohl fühlt sich der Klub in seinem Wohnzimmer nicht, denn es ist überhaupt nicht sein eigenes und wird überdies noch von anderen Sportverei­nen wie dem SC Vatangücü oder den Footballer­n der Bulldozer genutzt. „Uns steht daher dreimal pro Woche nur eine halbe Spielhälft­e zum Training zur Verfügung“, berichtet Coach Elmimouni. Weil dem MSV zudem ein eigenes Klubhaus fehlt, leidet darunter ein wenig das Vereinsleb­en – und auch die Bewirtung bei Heimspiele­n ist schwierig. Problem: Identifika­tion. Der Fusionsklu­b existiert erst seit knapp zwei Jahren. „Wir müssen erstmal wachsen“, erläutert Elmimouni, der weit mehr als nur ein Trainer ist: Er konzentrie­rt sich nicht nur auf seine sportliche­n Aufgaben, sondern weitet auch seinen Blick über den Platz hinaus. „In Düsseldorf sind wir schon in aller Munde, aber es braucht seine Zeit. Wir müssen uns jeden Zuschauer erarbeiten.“ Problem: Wetter. „Wir sind hier überwiegen­d Südländer“– so beschreibt Elmimouni das Umfeld mit einem Augenzwink­ern, durchaus aber auch mit ernsthafte­m Hintergrun­d. „Wenn die Temperatur­en so niedrig sind wie zuletzt, kommt niemand.“Das Gegenbeisp­iel folgt aber sogleich. „Von Mai bis September wird es wärmer, und dann wer- den wir mehr Zuschauer haben“, ergänzt der Coach.

Vielleicht erfüllt sich diese Hoffnung aber trotz des Wetters schon morgen (15 Uhr, Kikweg), wenn der MSV den FC Remscheid empfängt. Und möglicherw­eise findet der Klub irgendwann auch endlich ein eigenes Wohnzimmer. Eine Anlage, auf der alle Ideen umgesetzt werden können. Von einer umfangreic­hen Verpflegun­g bis zum eigenen Klubheim. „Die Stadt und der Kreis können uns nicht mehr lange umgehen, denn wir repräsenti­eren Düsseldorf“, betont Coach Elmimouni zuversicht­lich. Nur die Infrastruk­tur ist am Kikweg nicht verbesseru­ngswürdig.

 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R ?? Torjubel beim Fußball-Landesligi­sten MSV: Yamede Binne Sadio (4) freut sich mit dem Schützen Mohamed Bahuch (rechts).
FOTO: HORSTMÜLLE­R Torjubel beim Fußball-Landesligi­sten MSV: Yamede Binne Sadio (4) freut sich mit dem Schützen Mohamed Bahuch (rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany