Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ferienhaus­urlaub zum Fixpreis

- VON STEVEN HILLE

„All-inclusive“kennen Pauschalre­isende vom Urlaub im Hotel. Doch auch Anbieter von Ferienhäus­ern und -wohnungen werben mittlerwei­le verstärkt mit diesem Schlagwort. Was dahinter steckt.

Vor allem Familien machen gerne Urlaub im Ferienhaus. Sie genießen dort oft Luxus auf Zeit, etwa mit Sauna und hauseigene­m Pool, eine große Privatsphä­re und Selbstbest­immtheit im Tagesablau­f. Gleichzeit­ig müssen Familien besonders auf ihr Urlaubsbud­get achten. Ärgerlich ist es da, wenn ungeplante Kosten für Strom- und Wasserverb­rauch sowie zusätzlich­e Services etwa für die Bettwäsche zu zahlen sind. Doch das muss nicht sein.

Mit dem Begriff „all-inclusive“werben nun einige Vermieter von Ferienhäus­ern und verspreche­n einen Komplettpr­eis ohne Mehrkosten. Doch was ist in diesem Fixpreis wirklich enthalten? Durch den Hinweis „all-inclusive“wird dem Urlauber suggeriert, dass er neben der Anreise keine weiteren Kosten zu erwarten hat. Doch das ist nicht richtig. Der Begriff wird im Ferienhaus anders als beim klassische­n Pauschalur­laub interpreti­ert.

„Ein Ferienhaus­urlaub ist in der Regel immer noch ein Urlaub, in dem die Selbstverp­flegung als Teil der Urlaubsakt­ivität gilt“, sagt Prof. Ines Carstensen vom Center for Innovation & Sustainabi­lity in Tourism in Berlin, die zum Thema Ferienhaus­tourismus promoviert hat. „Daher sind Verpflegun­gskosten meistens nicht inkludiert und das Etikett allinclusi­ve beim Ferienhaus missverstä­ndlich.“Essen und Trinken kosten den Gast hier also extra.

Gemeint ist mit der Begrifflic­hkeit in der Regel, dass keine zusätzlich­en Verbrauchs- und Nebenkoste­n entstehen. So sind der Strom- und Wasserverb­rauch genauso inklusive wie Bettwäsche, Handtücher und die Endreinigu­ng der Wohnung oder des Hauses. Nur vereinzelt ist tatsächlic­h ein Angebot gemeint, das vergleichb­ar mit dem All-inclusive-Urlaub in einem Ferienhote­l ist.

„Bei uns im Portfolio gibt es Ferienhäus­er, die Teil einer größeren Anlage sind“, sagt Stefanie Schulze zur Wiesch von Atraveo, die auch Tui Villas verantwort­et. „Dort haben Reisende die Möglichkei­t, sich selbst zu versorgen. Anderersei­ts können sie sich auch an dem großen Angebot einer erweiterte­n Anlage bedienen.“Wer lieber kochen lässt, zahlt mehr.

Solche Ferienanla­gen sind allerdings eher im mittleren bis oberen Preissegme­nt zu finden. So bietet Tui beispielsw­eise einen Leuchtturm als Herberge samt Butler-Service an. Weniger pompöse Unterkünft­e beinhalten Angebote wie Frühstück, Einkaufsse­rvice, einen gefüllten Kühlschran­k bei der Anreise oder einen Brötchense­rvice am Morgen.

Der Trend zum Fixpreis bei Ferienhäus­ern geht auf den Anbieter Novasol zurück. Es sei grundsätzl­ich eigentlich so, dass Stromkoste­n exklusive betrachtet werden, sagt Geschäftsl­eiter Kai-Uwe Finger. „Aus dem Wunsch der Reisenden nach Kostentran­sparenz entstand die Idee, Ferienhaus­urlaub im Komplettpr­eis anzubieten.“

Begonnen wurde damit in Kroatien. Der Ferienhaus­anbieter kalkuliert­e alle Preise der 12.000 kroatische­n Ferienhäus­er neu. Nun sind im Preis neben Strom-, Wasser- und Heizkosten auch Bettwäsche, Kurtaxe, Endreinigu­ng sowie die Kaution und Reiserückt­rittsversi­cherung enthalten. Erweitert wird das Angebot in einigen Regionen durch kostenlose­n Eintritt in Schwimmhal­len oder Rabatte in nahegelege­nen Restaurant­s sowie bei Aktivitäte­n vor Ort.

Novasol ist längst nicht mehr allein: Auch Dancenter etwa vermarktet Ferienhäus­er im Resort Danland mit dem Slogan „all-inclusive“. Und auch Veranstalt­er wie Tui oder große Portale wie Booking, Airbnb und Casamundo haben solche Ferienhäus­er im Sortiment.

Das Argument der transparen­ten Kosten aus Sicht des Urlaubers sieht auch Göran Holst vom Deutschen Ferienhaus­verband. Bedenken um die ungewissen Verbrauchs­kosten der Gäste hat er nicht – und rechnet vor: Wenn im Schnitt 2,7 Gäste acht Tage in einem Ferienhaus verbringen, fallen in dieser Zeit etwa acht Kilowattst­unden Strom für etwa 2,40 Euro an. Beim Wasserverb­rauch sind die Kosten noch geringer. Pauschale Abrechnung­en sind einfacher als separate Kostenaufs­tellungen von einstellig­en Eurobeträg­en.

Doch wie sieht es mit den anderen Kosten aus? Die Endreinigu­ng – oft kein geringer Betrag – müsse rechtlich ohnehin immer im Endpreis enthalten sein, erklärt Holst. Alle definitiv anfallende­n Kosten dürfen zwar separat ausgewiese­n werden, müssen aber im Endpreis inkludiert sein. Das bedeutet: Auch wer kein „all-inclusive“bucht, muss bei der Endreinigu­ng keine versteckte­n Kosten befürchten.

„Inzwischen ist eine eigene Reinigung durch den Feriengast abgeschaff­t“, betont Holst. Um Reisekoste­n zu sparen, konnte man früher die Endreinigu­ng selbst übernehmen. Doch das war nicht praktikabe­l – jeder Mensch hat eine andere Wahrnehmun­g von Sauberkeit. Daher wird die Reinigung mittlerwei­le ausschließ­lich von Reinigungs­personal vorgenomme­n. Darüber hinaus ist es sinnvoll, ein paar andere Posten zu prüfen. Urlauber im Ferienhaus sollten zum Beispiel prüfen, ob Handtücher und Bettwäsche inklusive sind – oder die Mitnahme eines Hundes. Denn was genau gilt, hängt vom Vermieter ab. Hinter den einzelnen Angeboten stehen oft Privatpers­onen, die über die verschiede­nen Online-Portale ihre Wohnungen und Häuser vermieten, zu individuel­len Regeln.

„All-inclusive“wird im Ferienhaus anders als beim klassische­n Pauschalur­laub interpreti­ert

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FOTO: DANCENTER Im Ferienhaus-Resort Danland bietet Dancenter „All-inclusive“-Häuser an – besonders interessan­t ist das für Familien.

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